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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kanarienvögel aus der Mikrowelle.« Jess schluchzte. »Ganz zu schweigen davon, daß die Frau deiner Träume dich von oben bis unten vollkotzt.«
    »Du hast mich gar nicht getroffen«, sagte er leise.
    »Wirklich nicht? Dann mußt du aber schon das einzige gewesen sein, was ich nicht getroffen habe.«
    »So ungefähr.«
    »Lieber Gott, wenn ich dran denke, daß ich die Schweinerei saubermachen muß...«
    »Das ist schon erledigt.«
    Jess war einen Moment sprachlos vor Dankbarkeit. »Und Fred?« flüsterte sie dann.
    »Ich habe mich um ihn gekümmert«, antwortete Adam ruhig.
    Jess sagte ein paar Sekunden lang gar nichts. Ihr Schniefen war das einzige Geräusch in der Wohnung. »Ich bin wirklich unvergleichlich«, sagte sie schließlich und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. »Halt dich nur an mich.«

    »Genau das habe ich vor«, versetzte Adam, beugte sich vor und küßte Jess sanft auf die Lippen.
    Jess rückte verlegen von ihm ab und verbarg ihren Mund hinter ihrer Hand. »Ich muß jetzt erst mal duschen und mir die Zähne putzen.«
    Er stand auf. »Ich seh mal, was ich für das Frühstück auftreiben kann. Meinst du, du kannst was essen?«
    »Ich schäme mich es zu sagen, aber ja.«
    Er lächelte. »Siehst du, es war gar nicht so schlimm, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Dich zu übergeben. Das, was du am meisten gefürchtet hast. Du hast es getan - auf ziemlich spektakuläre Weise, wenn ich das hinzufügen darf - und du hast es überlebt.«
    »Trotzdem war es scheußlich.«
    »Aber du hast es überlebt.«
    »Vorübergehend, ja.«
    »Nimm jetzt deine Dusche. Du wirst dich danach gleich viel besser fühlen.« Er küßte sie auf die Nasenspitze und ging aus dem Zimmer.
    Jess blieb noch einige Minuten in ihrem Bett sitzen, den Blick zum Fenster gerichtet. Sie stellte sich vor, wie die kalte Luft ihr Gesicht an die Scheiben preßte, ganz wie ein kleines Kind, das sich sehnlich wünscht, ins Haus zu kommen, wo es warm ist. Es sah aus, dachte sie, als würde es ein schöner Tag werden, klar und sonnig, mit nur einem leichten Wind, der in den kahlen Wipfeln der Bäume spielte. Sie fragte sich, was für neue Schrecknisse die kalte Sonne verbarg. Sieh mich nicht so lange an, schien sie zu sagen, als sie durch ihr Schlafzimmerfenster blickte, sonst wirst du blind. Komm mir nicht zu nahe, sonst mache ich dich zu einem Häufchen Asche. »Hohh!« schrie sie, aber die Sonne ließ sich nicht einschüchtern.
    Ihr war nie zuvor aufgefallen, wie still es in ihrer Wohnung ohne den Gesang ihres Kanarienvogels war. Sein Gesang war immer
dagewesen, wurde ihr bewußt, als sie jetzt ins Badezimmer ging, den Wasserhahn der Dusche aufdrehte, ihre Kleider ablegte. Ein so zarter, freundlicher Klang, dachte sie und schloß die Badezimmertür. Sie hörte Adam in der Küche rumoren, als sie in die Wanne stieg und den Duschvorhang zuzog. So beruhigend, so zuverlässig, so lebensbejahend.
    Jetzt verstummt.
    »Der Teufel soll dich holen, Rick Ferguson«, flüsterte sie.
    Er kommt näher und setzt jeden Schritt geschickt in Szene, um den höchsten Effekt zu erreichen, ging es Jess durch den Kopf, als sie sich unter den heißen Strahl der Dusche stellte. Genauso wie er es mit Connie DeVuono gemacht hatte. Die mühelosen, unbeobachteten Einbrüche, der ständig sich steigernde Terror, das sadistische Abschlachten unschuldiger Haustiere, die seelischen Folterqualen, denen er die unglückliche Frau ausgesetzt hatte, ehe er sie schließlich getötet hatte. Er reißt also immer noch den Schmetterlingen die Flügel aus, dachte Jess und erinnerte sich des Lächelns, bei dessen Anblick sie schon beim ersten Mal, als sie ihm begegnet war, die Gänsehaut bekommen hatte. Das Lächeln hatte alles gesagt.
    »Hohh!« schrie Jess und wirbelte mit einem Ruck herum, die Finger zu Adlerklauen gekrümmt, die durch den Dampf schlugen. Sie rutschte auf dem glitschigen Boden der Wanne aus. Sie verlor das Gleichgewicht, fiel vornüber, versuchte den Sturz mit den Händen abzufangen. Ihr linkes Handgelenk schlug schmerzhaft gegen die gekachelte Wand, mit der rechten Hand packte sie den transparenten Duschvorhang, hielt sich daran fest, hörte, wie er riß, von seinen Haken fiel. Aber dann hielt er wunderbarerweise doch, so daß sie sich fangen und wieder Halt finden konnte.
    »Gott verdammich«, sagte sie und warf den Kopf so heftig zurück, daß ihr nasses Haar gegen ihre Schulterblätter schlug. Sie holte ein paarmal tief Atem, dann griff sie zur Seife und rieb

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