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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Käfig aufgemacht und ihn hinausgelassen«, rief Jess. »Er muß zum Fenster hinausgeflogen sein.«
    Noch während Jess sprach, erkannte sie, wie unwahrscheinlich es war, daß der Kanarienvogel ohne eine lenkende Hand den Weg zwischen den wehenden Vorhängen hindurch ins Freie gefunden hatte. Und sie erkannte auch, daß er, in die feindliche Nacht hinausgestoßen, mit Sicherheit erfroren war. Sie begann zu weinen. »Warum tut ein Mensch so etwas? Wem kann es denn Spaß machen, einen harmlosen kleinen Vogel zu quälen?« schluchzte Jess in Adams Armen und sah vor sich das unwillkommene Bild einer verstümmelten Schildkröte, die einmal einem kleinen Jungen gehört hatte.
    Von Walter Frasers Wohnung aus riefen sie die Polizei an und blieben dort, während zwei Beamte sich oben umsahen.
    »Sie finden bestimmt niemanden«, sagte Jess, während Walter ihr eine Tasse Tee machte und darauf bestand, daß sie den Tee auch trank. »Er ist längst weg.«
    »Das klingt ja, als wüßtest du, wer es war«, bemerkte Adam.
    »Ich weiß es auch.« Jess nickte und erzählte ihm kurz von Rick Ferguson. »Hast du jemanden hinaufgehen hören, Walter?« fragte sie. »Oder hast du vielleicht irgend etwas Verdächtiges bemerkt?«
    »Nur deinen Freund hier.« Walter zwinkerte Adam von seinem grünen Plüschsessel aus zu.
    Jess sah Adam an.

    »Er marschierte draußen auf und ab«, fuhr Walter fort. »Vermutlich hat er auf dich gewartet.«
    »Und die Musik?« fragte Adam rasch. »Wissen Sie, wann sie plötzlich laut wurde?«
    »Hm, ich war fast den ganzen Nachmittag unterwegs«, sagte Walter mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, als ließe er die Ereignisse des Tages noch einmal vor sich ablaufen. »Als ich nach Hause kam, lief die Musik schon volle Pulle. Ich fand das etwas ungewöhnlich, aber dann hab ich mir gedacht, wie komme ausgerechnet ich dazu, mich zu beschweren? Außerdem war es Placido Domingo, da war es nicht allzu schwer auszuhalten.«
    »Du hast niemand oben herumgehen hören?« fragte Jess.
    »Ich kann mich nicht erinnern. Aber wenn ich etwas gehört habe, dann habe ich sicher automatisch angenommen, das seist du.« Er tätschelte ihr beruhigend die Hand. »Trink deinen Tee.«
    Die Polizei stellte die gleichen Fragen, erhielt die gleichen Antworten. Sie hatte niemanden in Jess’ Wohnung gefunden. In den anderen Räumen schien nichts angerührt worden zu sein.
    »Sind Sie sicher, daß Sie das Fenster nicht selbst aufgemacht hatten?« fragte die junge Beamtin mit dem kurzen roten Haar und zückte Block und Bleistift, um sich Jess’ Antworten zu notieren.
    »Ich bin absolut sicher.«
    »Und die Stereoanlage und der Vogelkäfig, könnte...?«
    »Ausgeschlossen«, antwortete Jess ungeduldig.
    »Wir können jemanden von der Spurensicherung herüberschikken. Vielleicht hat er Fingerabdrücke hinterlassen«, sagte der Beamte, der älter war und Frank Metula hieß.
    »Sparen Sie sich die Mühe, Frank«, lehnte Jess ab, die fand, er habe mehr graue Haare als das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte. »Er hat keine Fingerabdrücke hinterlassen.« Jess berichtete ihnen von ihrem Verdacht und daß bereits ein Haftbefehl gegen Rick Ferguson erlassen sei.

    »Soll heute nacht ein Beamter Ihr Haus überwachen?« fragte Frank.
    »Ich habe schon einen Schutzengel«, erwiderte Jess. »Einen Privatdetektiv, den mein geschiedener Mann engagiert hat.«
    »Der hat das Haus überwacht?« fragte Adam.
    »Nein, leider nicht. Er ist mir gefolgt, er wird also nichts gesehen haben.«
    »Wir fahren auf jeden Fall alle halbe Stunde oder so hier vorbei«, versprach Frank Metula.
    »Er kommt bestimmt nicht zurück«, behauptete Jess. »Wenigstens nicht heute nacht.«
    »Ich bleibe bei ihr«, sagte Adam in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    »Die Schußwaffe in Ihrem Nachttisch«, sagte die junge Beamtin, »für die haben Sie doch wohl einen Waffenschein?«
    Jess sagte nichts, und die junge Frau folgte ihrem älteren Partner zur Tür hinaus.
     
    Sie lag auf ihrem Bett, umschlossen von Adams Armen.
    Mehrmals glitt sie in einen leichten Schlaf, verfiel in seltsame, beunruhigende Träume, wo alles überlebensgroß war und nicht so, wie es zu sein schien. Die Träume lösten sich auf, sobald sie die Augen öffnete. Jedesmal, wenn sie sich bewegte, fühlte sie, wie Adams Arme sie fester hielten.
    Nachdem die Polizeibeamten gegangen waren, hatte sie sich von Adam in ihr Schlafzimmer führen lassen und sie hatten sich beide vollbekleidet auf dem Bett

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