Schau Dich Nicht Um
entgegnete Jess.
Rick Ferguson griff sich an die Brust. »Au! Wie können Sie einem Mann nur so weh tun, Jess?« Er zwinkerte ihr zu. »Vielleicht kann ich mich ja eines Tages mal revanchieren.«
»Rick«, sagte Don, ehe Jess reagieren konnte, »kennen Sie einen Mann namens Adam Stohn?«
Ruckartig drehte sich Jess nach ihrem geschiedenen Mann um.
»Was war das für ein Name?« fragte Rick Ferguson.
»Adam Stohn«, wiederholte Don.
Jess richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Rick Ferguson. Widerstrebend wartete sie auf seine Antwort.
»Ist er einer von Ihren angeblichen Zeugen?« fragte Rick Ferguson und schüttelte dann den Kopf. »Tut mir leid, aber der Name sagt mir nichts.« Er grinste. »Aber Sie wissen ja, mit Namen hab ich’s nicht so.«
»Das bringt uns hier nicht weiter«, sagte Jess ungeduldig. »Sie behaupten also, über Connie DeVuonos Ermordung nichts zu wissen? Ist das richtig?«
»Das ist richtig.«
»Sie führen uns nur an der Nase herum«, rief Jess ärgerlich.
»Ich sage Ihnen nur die Wahrheit.«
»Dann betrachten Sie sich als verhaftet. Wegen Mordes an Connie DeVuono«, sagte Jess. Sie machte kehrt und ging rasch aus dem Raum.
Don war direkt hinter ihr. »Jess, warte doch mal einen Moment, überleg dir, was du da tust.«
Die Beamten draußen sahen diskret in die andere Richtung.
»Da gibt es nichts zu überlegen.«
»Du hast keinerlei Beweise, jess.«
»Hör auf mir zu sagen, daß ich keine Beweise habe. Ich habe das Motiv. Ich habe die Gelegenheit. Und ich habe die Mordwaffe. Was willst du eigentlich noch mehr?«
»Ein paar Fingerabdrücke auf der Mordwaffe wären nicht schlecht. Konkrete körperliche Spuren, die eine Verbindung zwischen Connie DeVuono und meinem Mandanten beweisen. Aber ich weiß, die hast du nicht. Ein paar Zeugen, die meinen Mandanten und die Frau etwa zu der Zeit zusammen gesehen haben, als sie verschwand.
Irgendeine Verbindung zwischen der Toten und Rick Ferguson, Jess.«
»Die Verbindung werde ich schon herstellen.«
»Ich wünsche dir viel Glück.«
»Wir sehen uns bei Gericht.«
24
B is unmittelbar vor Beginn der Vorverhandlungen gegen Rick Ferguson am folgenden Freitag stritt Jess sich mit Tom Olinsky, ihrem vorgesetzten Staatsanwalt, herum.
»Und ich glaube immer noch, es war ein Fehler, daß wir den Fall nicht zur Voruntersuchung vor ein Geschworenengericht gebracht haben«, sagte Jess zu Tom Olinsky, als sie an seiner Seite durch die mit Mistelzweigen geschmückten Korridore ging.
»Aber ich hab Ihnen doch gesagt, daß unser Fall für so eine Voruntersuchung auf viel zu schwachen Füßen steht.«
Tom Olinsky hatte für sein Körpergewicht einen sehr flotten Gang. Sie mußte lange Schritte machen, um mithalten zu können.
»Ihr Ex-Mann hat uns mit seinem Antrag auf Beschränkung der Beweisvorlage schon ganz schön eine aufs Haupt gegeben.«
»Ja, ich weiß. Der Teufel soll ihn holen«, murmelte Jess, immer noch verärgert über Dons taktische Maßnahme.
»Er tut nur seine Arbeit, Jess.«
»Und ich bemühe mich, die meine zu tun.«
Sie gingen durch ein Foyer, in dem ein gewaltiger, mit Lametta und Popcorn behangener Weihnachtsbaum stand, zu den Aufzügen hinaus.
»Bei einer Voruntersuchung mit Geschworenen hätten wir sofort einen Anklagebeschluß bekommen«, fuhr Jess fort. »Wir hätten
jetzt schon ein Prozeßdatum.« Und sie hätte Don nicht schon zu einem so frühen Zeitpunkt bei Gericht gegenübertreten müssen, da die Verteidigung bei solchen Voruntersuchungen nicht anwesend war und Kreuzverhöre der Zeugen nicht zugelassen waren. Die Anklage trug den dreiundzwanzig Geschworenen lediglich ihre Begründung vor und bat um Eröffnung des Hauptverfahrens.
Wenn ein Fall auf wackligen Füßen stand, und alle außer Jess schienen sich darin einig zu sein, daß der hier wacklig war, ging die Anklage im allgemeinen den Weg über die Vorverhandlung. Dann nämlich hatte der Richter und nicht der Staatsanwalt darüber zu entscheiden, ob die Beweise ausreichten, jemandem den Prozeß zu machen. Es war eine sehr politische Entscheidung, das wußte Jess, eine Methode, den Fall loszuwerden. Die Staatsanwaltschaft führte nicht gern einen Prozeß, wenn viel dafür sprach, daß sie ihn verlor. Durch die Vorverhandlung wurde die Anklage entlastet, da der Richter gezwungen war zu entscheiden, ob hinreichender Grund bestand, jemandem den Prozeß zu machen. Das ganze Verfahren konnte innerhalb von zwanzig Minuten vorbei sein.
Jess mußte an Dons
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