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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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einfach angenommen, er spräche von mir.«
    »Wer denn? Ich frag dich noch mal, wovon redest du?«
    »Ich rede von Rick Ferguson.«
    »Rick Ferguson? Jetzt mach mal langsam, Jess.« Dons Miene war eine Mischung aus Neugier und Gereiztheit. »Was hat Rick Ferguson denn mit dieser Sache zu tun?«
    »Na hör mal, Don!« Jess gab sich keine Mühe, ihre Ungeduld zu verbergen. »Du weißt doch so gut wie ich, daß Rick Ferguson für Connie DeVuonos Verschwinden verantwortlich ist. Behaupte jetzt bloß nicht das Gegenteil. Versuch nicht, mit mir deine Spielchen zu machen. Wir sind hier nicht im Gerichtssaal.«
    Jess rannte aus der Küche in ihr Wohnzimmer, wo sie wie gehetzt vor dem Vogelkäfig auf und ab ging. Der Kanarienvogel hüpfte zwischen seinen Stangen hin und her, als wollte er sie nachahmen.
    Don war ihr gefolgt. Mit erhobenen Händen redete er auf sie ein. »Jess, wenn du dich doch nur mal eine halbe Sekunde beruhigen würdest...« Er umfaßte mit beiden Händen ihre Schultern. »Wenn du nur mal eine halbe Sekunde aufhören würdest, hier so rumzulaufen.« Der Druck seiner Hände zwang sie stehenzubleiben. Er sah ihr so lange in die Augen, bis ihr gar nichts anderes übrigblieb, als seinen Blick zu erwidern. »Also, kannst du mir jetzt mal erzählen, was eigentlich passiert ist?«
    »Rick Ferguson -«, begann sie.
    Er fiel ihr augenblicklich ins Wort. »Nicht was deiner Ansicht nach geschehen ist, sondern was deines Wissens nach geschehen ist.«

    Jess holte einmal tief Atem und befreite ihre Schultern mit einer kurzen heftigen Bewegung aus seinen Händen. »Connie DeVuono hat heute nachmittag gegen halb fünf bei ihrer Mutter angerufen, um ihr zu sagen, daß sie jetzt mit ihrer Arbeit Schluß mache und in zwanzig Minuten dasein würde, um ihren Sohn abzuholen. Sie bat ihre Mutter, den Jungen fertig zu machen, damit sie gleich wieder gehen könnten. Der Junge hat jeden Montag um halb sechs Hockeytraining, und da muß es immer schnell gehen.«
    »Der Junge wird also von Connies Mutter versorgt?«
    Jess nickte. »Er geht nach der Schule zu ihr und wartet dort, bis Connie ihn nach der Arbeit abholt. Connie ruft immer an, bevor sie dort weggeht. Heute hat sie auch angerufen. Aber sie ist nie gekommen.«
    Dons Blick sagte Jess, daß er noch mehr erwartete.
    »Das ist alles«, sagte sie und hörte Dons spöttisches Prusten, obwohl er in Wahrheit überhaupt kein Geräusch von sich gab.
    »Okay. Wir wissen also«, sagte Don mit Nachdruck, »daß Connie DeVuono heute nach der Arbeit ihren Sohn nicht abgeholt hat -«
    »Nachdem sie angerufen und gesagt hatte, sie ginge jetzt los«, erinnerte Jess ihn.
    »Und wir wissen nicht, ob jemand sie hat weggehen sehen, wir wissen nicht, in was für einer Stimmung sie war, als sie ging, oder ob sie vielleicht jemandem gesagt hat, sie hätte noch etwas zu erledigen, oder -«
    »Wir wissen gar nichts. Die Polizei fängt erst nach vierundzwanzig Stunden an zu ermitteln. Das weißt du.«
    »Wir wissen nicht, ob sie Depressionen oder Ängste hatte«, fuhr Don fort.
    »Natürlich hatte sie Depressionen und Ängste. Sie ist vergewaltigt worden. Sie ist geschlagen worden. Der Mann, der sie so brutal überfallen hat, hat einen Richter davon überzeugt, daß er ein vorbildlicher
Bürger ist, tief verwurzelt in dieser Gemeinde, einzige Stütze seiner alten Mutter und dergleichen Lügen mehr, also haben sie ihn auf Kaution freigelassen. Connie DeVuono sollte nächste Woche vor Gericht aussagen. Und dein Mandant hat ihr gedroht, er würde sie umbringen, wenn sie das tun wolle. Natürlich hat sie Depressionen und Ängste! Sie hat Todesangst!« Jess hörte, wie schrill ihre Stimme klang. Der Kanarienvogel begann zu singen.
    »Angst genug, um einfach zu verschwinden?« fragte Don mit zusammengezogenen Brauen.
    Jess wollte antworten, aber dann schluckte sie ihre Worte hinunter, bevor sie ihr über die Lippen kommen konnten. Sie erinnerte sich Connie DeVuonos, wie sie in der vergangenen Woche bei ihrem Gespräch gewesen war; wie stark ihre Angst gewesen war, wie heftig ihre Entschlossenheit, nicht auszusagen. Jess hatte sie umgestimmt. Überredet, wider ihr besseres Wissen zu handeln und ihren Peiniger vor einem Gericht herauszufordern.
    Jess mußte die Möglichkeit, daß Connie es sich wiederum anders überlegt, sich entschieden hatte, angesichts des Risikos doch nicht auszusagen, mindestens in Betracht ziehen. Es konnte leicht sein, daß es ihr peinlich gewesen war, Jess ihre Sinnesänderung

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