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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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wissen beide, daß Rick Ferguson für das verantwortlich ist, was Connie DeVuono zugestoßen ist. Und wir wissen beide, daß sie, wenn nicht ein Wunder geschehen ist, schon tot ist.«
    »Jess -«
    »Wissen wir das etwa nicht beide, Don? Wissen wir beide nicht, daß sie tot ist? O doch. Wir wissen es. Und wir müssen sie finden, Don.«
    Tränen schossen Jess in die Augen und rannen ihr über die Wangen. Sie rieb sich mit dem Handrücken über das Gesicht, um sie wegzuwischen, aber sie konnte nicht aufhören zu weinen.
    Don sprang auf, doch sie trat rasch von ihm weg. Sie wollte nicht getröstet werden. Sie verdiente es nicht.
    »Wir müssen ihre Leiche finden, Don«, fuhr sie fort. Sie begann zu zittern. »Denn wenn wir sie nicht finden, wird dieser kleine Junge sich sein Leben lang mit der Frage quälen, was aus seiner Mutter geworden ist. Jahrelang wird er in jeder Menschenmenge nach ihr Ausschau halten, glauben, sie zu sehen, sich fragen, was er denn so Schreckliches getan hat, daß sie fortgegangen und nie wieder zurückgekommen ist. Und selbst wenn er erwachsen ist, wenn er verstandesmäßig die Tatsache akzeptieren kann, daß sie tot ist, wird er niemals ganz daran glauben. Ein Teil von ihm wird immer zweifeln. Niemals wird er Gewißheit haben. Niemals wird er von ihr Abschied nehmen können, so um sie trauern können, wie er um sie trauern muß. Wie er um sich selbst trauern muß.« Sie schwieg und ließ es zu, daß Don sie in die Arme nahm und festhielt. »Es muß eine Lösung geben, Don.«
    Mehrere Minuten lang blieben sie so stehen, einander so nahe, daß ihr Atem aus einem Mund hätte kommen können.
    »Mir fehlt sie auch«, sagte Don schließlich leise, und Jess wußte, daß er von ihrer Mutter sprach.

    »Ich hab immer geglaubt, mit der Zeit würde es leichter werden«, sagte Jess. Sie ließ es sich gefallen, als Don sie zum Sofa zurückführte. Sie setzte sich mit ihm, von seinen Armen umfangen, während er sie sachte hin und her wiegte.
    »Es ist nur immer weiter weg«, sagte er.
    Sie lächelte traurig. »Ich bin so müde.«
    »Leg deinen Kopf auf meine Schulter«, sagte er, und sie tat es, froh, daß ihr jemand sagte, was sie tun sollte. »Und jetzt mach die Augen zu. Versuch zu schlafen.«
    »Ich kann nicht schlafen.« Sie machte einen schwachen Versuch aufzustehen. »Ich sollte zu Mrs. Gambala hinüberfahren.«
    »Mrs. Gambala ruft dich bestimmt an, sobald sie von Connie hört.« Er drückte ihren Kopf behutsam wieder an seine Schulter. »Schsch. Schlaf ein bißchen.«
    »Was ist mit deiner Freundin?«
    »Trish ist eine erwachsene Frau. Sie wird das verstehen.«
    »Ja, sie ist sehr verständnisvoll.« Jess hörte, wie dünn ihre Stimme klang, wußte, daß sie nahe daran war, das Bewußtsein zu verlieren. Ihre Augen schlossen sich. Sie zwang sich, sie wieder zu öffnen. »Wahrscheinlich weil sie im Krankenhaus arbeitet.«
    »Schsch.«
    »Sie scheint eine nette Frau zu sein.«
    »Ja, das ist sie.«
    »Ich mag sie nicht«, sagte Jess, schloß die Augen und blieb so.
    »Das weiß ich.«
    »Ich bin keine besonders nette Frau.«
    »Das warst du nie«, sagte er, und Jess spürte sein Lächeln.
    Sie hätte zurückgelächelt, aber ihre Gesichtsmuskeln gehorchten ihr nicht mehr. Sie sackten, der Schwerkraft nachgebend, langsam in Richtung zu ihrem Kinn ab.
    In der nächsten Sekunde war sie eingeschlafen, und ein Telefon läutete.

    Sie öffnete die Augen und sah, daß sie sich im sterilen Empfangsraum einer Arztpraxis befand. »Der Anruf ist für Sie«, sagte der Arzt und nahm ein schwarzes Telefon aus seinem Köfferchen. »Es ist Ihre Mutter.«
    Jess nahm das Telefon. »Mutter, wo bist du?«
    »Ich hatte einen Unfall«, teilte ihre Mutter ihr mit. »Ich bin im Krankenhaus.«
    »Im Krankenhaus?«
    »Ja, in der Gehirnchirurgie. Ich hänge an lauter Schläuchen.«
    »Ich komme sofort.«
    »Mach schnell. Ich kann nicht lange warten.«
    Dann stand Jess plötzlich vor dem Northwestern Memorial Hospital, und wütende Streikposten versperrten ihr den Weg.
    »Wogegen protestieren Sie?« fragte Jess eine der Schwestern, eine junge Frau mit sehr kurzem blonden Haar und tiefen Grübchen im Gesicht.
    »Gegen die Falschheit«, sagte die Frau schlicht.
    »Ich verstehe nicht«, murmelte Jess und sah sich schon in der nächsten Sekunde in ein Schwesternzimmer versetzt. Fünf oder sechs junge Frauen in gestärkten weißen Häubchen und Strumpfhaltern und Strümpfen standen, in ernstes Gespräch vertieft, hinter einem hohen

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