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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Flasche Rotwein, die er in der Hand hatte. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, fuhr er fort. »Sie lassen den Revolver verschwinden, und ich mach den Wein auf.«
    Jess nickte gehorsam, sie wußte nicht, was sie sonst hätte tun sollen. Wie ein Automat marschierte sie zurück in ihr Schlafzimmer, legte die Waffe in die Schublade des Nachttischs und holte einen pinkfarbenen wattierten Bademantel aus ihrem Schrank. Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, hatte Adam den Wein aufgemacht und jedem ein Glas eingeschenkt.
    »Châteauneuf-du-Pape«, sagte er, drückte ihr ein Glas in die rechte Hand und führte sie zum Sofa. »Worauf wollen wir trinken?« sagte er. Sie setzten sich, und ihre Knie berührten einander flüchtig, ehe Jess etwas abrückte und ihre Beine hochzog.
    Jess erinnerte sich an den Lieblingstoast ihres Schwagers. »Auf Wohlstand und Gesundheit?« schlug sie vor.
    »Wie wär’s mit Auf die schönen Zeiten?«
    »Ja, für schöne Zeiten bin ich immer zu haben.«
    Sie stießen miteinander an, prüften das Bukett, hoben dann die Gläser zu ihren Lippen. Aber keiner von beiden trank.
    »Es ist schön, Sie zu sehen«, sagte Adam.
    Jess konzentrierte sich auf seine Lippen. In seinem Atem nahm sie einen schwachen Geruch nach Alkohol wahr und fragte sich, wo er gewesen war, bevor er bei ihr angeklopft hatte. Mit der Kundin unterwegs, mit der sie ihn am Nachmittag beobachtet hatte? Hatte er vielleicht nach dem vorzeitig zu Ende gegangenen Rendezvous mit der Dame mit zuviel Zeit und einer überflüssigen Flasche Wein dagestanden?
    Jess merkte, daß sie mit jedem neuen Gedanken zorniger wurde.
Jetzt, da sie völlig wach war, war sie weniger begeistert von seiner Spontaneität als verärgert über seine Arroganz. Was bildete er sich eigentlich ein, am Samstagabend nach zehn bei ihr zu klopfen und sie halb zu Tode zu erschrecken? Glaubte er im Ernst, er könnte sie die ganze Woche links liegenlassen und dann unangemeldet aufkreuzen, wann immer es ihm beliebte? Glaubte er etwa, sie würde ihn ganz einfach hereinlassen, seinen Wein mit ihm trinken und ihn dann dankbar mit in ihr Bett nehmen? Er konnte von Glück reden, daß sie ihn nicht abgeknallt hatte!
    »Was tun Sie hier?« Jess überraschte sie beide durch die Schärfe, mit der sie die Frage stellte.
    Adam nahm einen großen Schluck von seinem Wein, schob ihn ein paar Sekunden in seinem Mund hin und her, ehe er ihn hinunterschluckte. »Was glauben Sie denn, warum ich hier bin?«
    »Ich weiß es nicht. Deshalb habe ich gefragt.«
    Er trank wieder, kippte die Flüssigkeit diesmal hinunter, als wäre es Whisky. »Ich wollte Sie sehen«, sagte er, doch sein Blick ging an ihr vorbei.
    »Und wann haben Sie das beschlossen?«
    Adam rutschte etwas unbehaglich auf dem Sofa hin und her, trank von neuem, füllte sein Glas bis zum Rand wieder auf, schien es überhaupt nicht eilig zu haben, ihre Frage zu beantworten.
    »Ich versteh nicht«, sagte er dann.
    »Um welche Zeit haben Sie beschlossen, daß Sie mich sehen wollen?« fuhr Jess ihn jetzt ungeduldig an. »Heute nachmittag um zwei? Um vier? Heute abend um sieben? Oder um zehn?«
    »Was ist denn los, Jess? Soll das ein Verhör sein?«
    »Warum haben Sie nicht vorher angerufen?«
    »Ich hab’s Ihnen doch schon gesagt. Es war ein spontaner Entschluß.«
    »Und Sie sind eben ein spontaner Mensch.«
    »Manchmal. Ja. Wahrscheinlich.«

    »Sind Sie verheiratet?«
    »Was?«
    »Sind Sie verheiratet?« wiederholte Jess. Zum ersten Mal sah sie die Situation klar und ärgerte sich, daß sie nicht schon früher genauer hingesehen hatte. »Die Frage ist doch ganz einfach. Sie erfordert als Antwort nur ein schlichtes Ja oder Nein.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, ich könnte verheiratet sein?«
    »Sind Sie verheiratet - ja oder nein?«
    »Bitte beantworten Sie die Frage, Herr Zeuge«, sagte Adam sarkastisch.
    »Sind Sie verheiratet?« fragte Jess wieder.
    »Nein!« gab Adam mit lauter Stimme zurück. »Natürlich bin ich nicht verheiratet.«
    »Sie sind geschieden.«
    »Ich bin geschieden.«
    »Von Susan.«
    »Ja, von Susan.«
    »Die in Springfield wohnt.«
    »Die meinetwegen auch auf dem Mars wohnen kann.«
    Er kippte den Wein in seinem Glas mit einem langen Zug hinunter.
    »Warum rufen Sie dann nie an? Warum kreuzen Sie dann einfach mitten in der Nacht vor meiner Wohnungstür auf?«
    »Jess, du lieber Himmel, es ist halb elf!«
    »Sie haben doch Ihre Provision schon verdient«, sagte sie. Die Erinnerung an die kleine Szene, die sie am

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