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Schau Dich Nicht Um

Titel: Schau Dich Nicht Um Kostenlos Bücher Online Lesen
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können. »Ich bin in der Stadt und
wollte dich fragen, ob du Lust hast, heute abend mit mir essen zu gehen, wenn du nichts anderes vorhast...« Sie wartete, aber es folgte nur Schweigen. »Du hast schon was vor«, sagte Jess hastig.
    »So ein Pech.« Dons Ton war entschuldigend. »Zu jeder anderen Zeit würde ich mir diese Chance nicht entgehen lassen, aber -«
    »Aber es ist Samstagabend, und Mutter Teresa wartet.«
    Wieder Schweigen. »Nein, Trish ist dieses Wochenende gar nicht da. Sie ist verreist«, entgegnete Don ruhig. »Ich bin bei John McMaster zum Abendessen eingeladen. Du erinnerst dich doch an John.«
    »Natürlich.« John McMaster war einer von Dons Partnern. »Grüß ihn von mir.«
    »Ich würde dich ja mitnehmen...«
    »Ich würde nicht mitkommen.«
    »... aber du würdest nicht mitkommen.«
    Jess lachte und merkte plötzlich, daß sie mit dem Atmen Mühe hatte. Warum hatte sie angerufen? Erwartete sie im Ernst, daß ihr geschiedener Mann jedesmal sofort springen würde, wenn sie sich einsam oder deprimiert fühlte oder meinte, ein bißchen moralische Unterstützung zu brauchen?
    »Ich hab eine Idee«, sagte er.
    »Was für eine?« Jess hatte ein Gefühl, als erstickte sie, als erreichte kein Lufthauch ihre Lunge. Sie zog an der Falttür der Telefonzelle, aber sie ließ sich nicht öffnen.
    »Ich komm morgen vormittag mit ein paar frischen Brötchen zu dir, und du machst mir Kaffee und erzählst mir, wer gestorben ist.«
    Jess kämpfte mit der Tür der Telefonzelle; sie hatte kein Gefühl mehr in ihren Fingern. Sie konnte nicht atmen. Wenn sie nicht bald aus dieser gottverdammten Zelle herauskam, würde sie ohnmächtig werden, vielleicht ersticken. Sie mußte raus. Sie brauchte frische Luft.
    »Jess? Jess, bist du noch da? Das war doch nur ein Witz. Liest du die Todesanzeigen nicht mehr?«

    »Ich muß jetzt wirklich Schluß machen, Don.« Jess schlug mit der Faust an die Tür.
    »Paßt es dir um zehn?«
    »Ja, gut. Wunderbar.«
    »Also dann, bis morgen vormittag.«
    Jess ließ den Hörer einfach aus der Hand fallen. Er baumelte am Kabel hin und her wie ein Erhängter im Wind, während sie völlig außer sich an der Tür riß und schob und in ihrer Verzweiflung zu schreien begann. »Verdammt noch mal, laßt mich hier raus!« schrie sie. Plötzlich öffnete sich die Tür. Eine grauhaarige alte Frau, bestimmt nicht größer als einen Meter fünfzig, stand auf der anderen Seite. Ihre blaugeäderten Hände hielten den Rand der Tür umfaßt. »Diese Türen haben es manchmal wirklich in sich«, sagte sie mit einem nachsichtigen Lächeln, ehe sie die Straße hinunter weiterging.
    Jess stürzte aus der Telefonzelle. Der Schweiß lief ihr trotz der Kälte in Strömen über das Gesicht. »Was ist denn nur mit mir passiert?« flüsterte sie in ihre tauben Hände. »Ich habe alles vergessen, was ich heute gelernt habe. Wie soll ich mich gegen irgend jemanden zur Wehr setzen, wenn ich es nicht mal schaffe, aus einer Telefonzelle herauszukommen?«
    Es dauerte einige Minuten, bis die Taubheit ihre Hände verließ und sie in der Lage war, sich ein Taxi heranzuwinken, das sie nach Hause brachte.

16
    Z um Abendessen machte sie sich Makkaroni mit Käse aus der Tiefkühltruhe warm und gönnte sich zum Nachtisch zwei Stück Vanillekuchen mit Erdbeerguß und eine große Flasche Cola. »Es geht doch nichts über ein gutes Essen«, sagte sie zu ihrem Kanarienvogel,
als sie das schmutzige Geschirr in die Küche trug. Sie war zu müde, es jetzt ordentlich in die Maschine zu stapeln, darum stellte sie es einfach in die Spüle.
    Zu faul, die Füße zu heben, schlurfte sie wieder ins Wohnzimmer und fühlte sich an die alte Frau erinnert, die sie am Nachmittag aus der Telefonzelle befreit hatte. Die wüßte sich wahrscheinlich bei einem Überfall weit besser zu wehren als ich, dachte sie und überlegte, ob sie mit dem Selbstverteidigungskurs überhaupt weitermachen sollte. Aber ja, sie hatte schließlich dafür bezahlt.
    Sie schaltete die Stereoanlage aus und deckte den Vogelkäfig für die Nacht zu. Sie knipste das Licht aus und schlurfte ins Schlafzimmer, zog schon unterwegs ihr graues Sweatshirt aus und stopfte es zusammen mit der Jogginghose in den Wäschepuff, obwohl sie keine Ahnung hatte, wann sie dazukommen würde, die Sachen zu waschen. Sie hatte es sich in letzter Zeit angewöhnt, möglichst nur Kleider zu kaufen, die chemisch gereinigt werden mußten. Das war vielleicht teurer, aber weniger zeitaufwendig.
    Sie zog sich

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