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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
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Varelle sie an. „So doch nicht. Nicht im Laufschritt! Gehen Sie langsam, widerstrebend! Machen Sie sich klar, dass Sie zu dieser Heirat gezwungen wurden. Sie wissen nicht, dass Ihr Bräutigam der Mann ist, in den Sie als junges Mädchen heimlich verliebt waren, so wie er in Sie. Sie haben ihn noch nicht erkannt, weil Sie die Augen hinter dem dichten Schleier ständig gesenkt halten. Weichen Sie vor ihm zurück! Wenden Sie sich ab von Antonio. Nein, das ist zu viel! Eine halbe Drehung, und wenn er Ihre Hand nimmt, um Ihnen den Ring überzustreifen, ziehen Sie sie fort. Senken Sie den Kopf und … nein, nein, nicht den Priester ansehen … Und nicht lächeln! Wieso lächeln Sie? Was ich haben will, sind Tränen und Angst! Jede Körperhaltung von Ihnen muss ein Protest gegen das schreckliche Schicksal sein, das Ihnen widerfährt! Und was kriege ich stattdessen?“ Varelles raufte sich die Haare. „Grütze“, schloss er, „absolut unbrauchbare Grütze! Nutzloses Herumgehampel!“
    „Ich habe Ihnen doch gleich gesagt, dass ich nicht schauspielern kann!“ Carol war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    „Schauspielern?“, fuhr Varelle sie an. „Ich will nicht, dass Sie schauspielern. Ich will, dass Sie diese unglückliche Person sind!“ Er trat vor sie hin und senkte die Stimme. „Ist es denn wirklich zu viel verlangt“, fragte er, „dass Sie sich in die Frau hineinversetzen?“
    „Tut mir leid“, erwiderte Carol verzweifelt, „ich versuche es ja, aber mit all den Leuten um mich …“
    „Ihre Nerven liegen blank, das sehen Sie doch, Varelle“, mischte Tony sich ein. „Und es hilft nichts, wenn Sie sie anschreien. Hören Sie zu, meine Liebe“, wandte er sich an Carol, „Sie stellen sich jetzt vor, ich wäre der letzte Mann auf Erden, den Sie heiraten wollen, aber gleichzeitig wissen Sie, dass ich Ihre Eltern und Ihre jüngeren Geschwister in meiner Gewalt habe. Sie werden sehen, dann geht es wie von selbst.“
    Carol befolgte den Rat, und nach zwei Stunden hatte Varelle aufgehört, herumzubrüllen und sich aufzuführen wie ein peitschenknallender Zirkusdirektor. Tatsächlich schien er sogar einigermaßen zufrieden.
    „Doppelt so viel Panik“, sagte er zu ihr, „und die Szene wird gut. Panik und Protest. Studieren Sie das ein. Antonio kann Sie anleiten.“
    Aber wie sich herausstellen sollte, war Tony nicht in der Lage, ihr zu helfen. Als sie die steile Straße zum Hafen hinunterfuhren, passierte der Unfall.
    Tony, der den Konvoi anführte, nahm die letzte Haarnadelkurve mit viel zu hoher Geschwindigkeit; der Wagen brach aus, kippte auf die Seite und schlitterte den Abhang hinunter. Die Insassen – Tony, Carlos und einer der Kameramänner – wurden herausgeschleudert, bevor das Auto sich überschlug und auf die scharf gezackten Felsen tief unter ihnen krachte.
    Der Landrover, in dem Carol, Kate und Elaine saßen, fuhr direkt hinter ihnen. Carol erlebte das Geschehen wie in Zeitlupe. Als sie die Unfallstelle erreichten, versuchte Tony gerade, sich aufzusetzen, sank jedoch stöhnend wieder zurück.
    Carlos lag reglos da, mit verdrehten Gliedern und aschfahl.
    Der nächste Wagen kam mit quietschenden Bremsen hinter dem Landrover zum Stehen, und Varelle sprang heraus. „Fasst ihn um Himmels willen nicht an! Ruft einen Arzt. Schnell! Und einen Krankenwagen!“, schrie er Anweisungen in alle Richtungen.
    Die Verletzten wurden ins Hospital der kleinen Hauptstadt von Gozo gebracht. Als Varelle, der den Krankentransport begleitet hatte, zurückkam, war er sichtlich geladen.
    „Ein gebrochenes Bein! Ausgerechnet. Und das mir!“
    „Ich dachte, Tony sei der Verletzte“, warf Kate trocken ein.
    „Natürlich“, blaffte Varelle zurück, „aber ich bin es, der darunter zu leiden hat.“
    Kate versuchte, ihn zu beruhigen, doch der Regisseur wedelte sie ungeduldig fort. „Lass mich in Ruhe“, sagte er grob. „Ich bin anscheinend nur von Deppen umgeben. Armleuchtern und Schwachköpfen. Um alles kann ich mich hier selber kümmern.“ Er klatschte laut seine Hände zusammen. „Los, verschwindet“, verlangte er gereizt. „Geht mir aus den Augen. Ich muss nachdenken.“
    „Wie Napoleon“, flüsterte Kate Carol zu, als sie zu den Wohnwagen gingen. „Aber erfahrungsgemäß ist es das Beste, ihn einfach toben zu lassen. Wenn er sich beruhigt hat, fällt ihm schon eine brauchbare Lösung ein.“
    Von Weitem drang die Musik der Kapellen zu ihnen herüber, und Carol erinnerte sich unwillkürlich an den

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