Schau mir ins Herz
war sie furchtbar hölzern.“
Der Teufel sollte ihn holen. Nur allzu lebhaft erinnerte Carol sich daran, wie Varelle sie überredet hatte, die Rolle zu übernehmen, damit er seinen verdammten Film zu Ende drehen konnte. Sie wollte sich von der Couch erheben, um den Fernseher auszuschalten.
„Lass ihn an.“ Es war Nicolas’ Stimme, die aus dem Korridor zu ihr herüberdrang. Carol erstarrte mitten in der Bewegung, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wie lange mochte er da gestanden haben? Sie hatte ihn nicht kommen hören. Wahrscheinlich war er eingetroffen, als sie noch schlief, und wartete seitdem in der Dunkelheit, weil er sie nicht wecken wollte.
„Deshalb musste ich mir etwas ausdenken“, sagte Varelle vom Bildschirm her. „Und bevor wir die Szene drehten, habe ich ihr durch ein Mitglied meiner Crew eine Nachricht zuspielen lassen …“
Elaine!, dachte Carol. Wie eine Fotografie stand die Erinnerung an die Maskenbildnerin, die ihr angeboten hatte, ihr die Handschuhe überzustreifen, vor ihrem innerem Auge.
„… und als sie den Handschuh auszog, kurz bevor der Hauptdarsteller ihr den Ring auf den Finger schob“, unterbrach Varelles Stimme ihre Gedanken, „… fand sie den Zettel mit der Notiz …“
„Und was passierte dann?“ Der Moderator lehnte sich erwartungsvoll nach vorne.
Carol hatte sich nicht umgedreht, aber sie spürte Nicolas’ Spannung, als wäre es ihre eigene.
„Es war natürlich riskant“, fuhr Varelle unbekümmert fort, „und ich wusste, es würde nur ein Mal funktionieren, aber sie war genauso außer sich, wie die Rolle es erforderte. Dem Publikum wird es gefallen.“
Die Trauungsszene wurde eingeblendet, und Carol konnte kaum hinsehen. Der Gang zum Altar, ihre verzweifelten Bemühungen, sich von Nicolas loszureißen, während er ihr den Ring überstreifte. Die abschließenden Worte des Priesters, der Moment, als sie schwankte und ohnmächtig wurde.
„Und mit dieser hochdramatischen Eröffnung endet unser Interview mit dem berühmten …“
Nicolas ging an ihr vorbei und schaltete den Fernseher aus.
11. KAPITEL
Keiner von ihnen beiden sprach. Als Carol endlich begriff, was sie soeben gehört hatte – was auch Nicolas gehört hatte –, fühlte sie sich wie betäubt. Sie war nur eine Schachfigur in Varelles gewissenlosem, selbstsüchtigem Spiel gewesen.
Die Stille im Raum wurde lastend, und die Spannung zwischen ihr und Nicolas war beinahe mit Händen greifbar. Nach dem ersten Schock gerieten Carols Gefühle in Aufruhr. Eine fast triumphale Erleichterung durchflutete sie, denn nun würde Nicolas ihr endlich glauben müssen. Gleichzeitig empfand sie Bedauern für ihn. Wie sollte dieser Mann, der es sich nicht vorstellen konnte, im Unrecht zu sein, mit der Tatsache klarkommen, dass er sich geirrt hatte?
Als sie glaubte, das Schweigen nicht länger ertragen zu können, fing Nicolas an zu sprechen. Seine Worte waren wie das erste Donnerkrachen, das ein Gewitter ankündigt.
„Nicht du! Es war Varelle, nicht du. Du hattest nichts damit zu tun!“
Carol hörte sich selbst wie von ganz weit weg, so, als spräche jemand anderer. „Nein. Nein, ich …“
„ Warum? Wie konntest du mich die ganze Zeit glauben lassen, dass du …“ Nicolas’ Stimme klang rau, zornig – aufgebrachter, als sie je geklungen hatte.
„Ich habe versucht, es dir zu erklären. Ich habe es dir erklärt.“ Carol stolperte fast über ihre eigenen Sätze, versuchte, sich zu erinnern. „Aber nichts, was ich sagte, kam bei dir an. Du warst so überzeugt, dass ich lüge, dass ich dich hinters Licht führen wollte.“ Während sie redete, wurde ihre Stimme fester, und sie spürte eine Woge von Empörung, die ihren Worten Eindringlichkeit und Überzeugungskraft verlieh. „Alles, woran du dachtest, war Rache. Du wolltest mir eine Lektion erteilen, es darauf ankommen lassen. War es nicht so?“
Sie stand vor ihm, die Hände zu Fäusten geballt. Nicolas’ Gesicht lag im Dunkeln, sie konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht erkennen.
„Ich erinnere mich nur allzu gut“, gab er mit stahlharter Stimme zurück. „Aber du – du hast mich all diese Dinge sagen lassen. Du hast mich tun lassen, was ich tat.“ Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie sah die Bitterkeit in seiner Miene. „Wieso? Konntest du nicht für dich einstehen? Warum hast du dich nicht gewehrt? Aus welchem Grund hast du mir nicht … in Gottes Namen, warum?“
Carol fühlte sich, als habe er sie geschlagen.
„Was hätte ich
Weitere Kostenlose Bücher