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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
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herumblätterte. Aber vielleicht hatte der Lehrer auch gewusst, dass Mädchen die romantischeren Sinnsprüche lieber mochten, selbst wenn sie eine so ausgeprägt praktische Note besaßen wie die, die hier zu lesen waren.
    „Die Liebe eines Mannes ist wie ein Salatkopf“, stand da in Rosarias runder Schulmädchenschrift, „er gibt sie Blatt für Blatt her, verteilt sie beliebig an jede. Aber das Herz schenkt er am Schluss seiner Frau.“
    Und wenn er kein Herz hat?, dachte Carol bitter. Wenn da nichts ist, was er schenken könnte?
    Sie blätterte die Seite um und stieß auf ein Sprichwort, das Rosaria besonders gefallen haben musste, denn sie hatte eine Girlande aus Gänseblümchen darum herumgemalt. „Sieh nicht in mein Gesicht, wenn du wissen willst, ob ich dich liebe. Sieh in mein Herz“, lautete es.
    Nicolas wollte nicht wissen, ob sie ihn liebte. Und wenn er es wüsste, würde es ihm nichts weiter bedeuten, als dass er Macht über sie hätte. Ich will nicht, dass er es weiß, dachte Carol düster. Es ist gut, dass er nicht hinter die Fassade blickt und mir ins Herz sehen kann.
    Das letzte Sprichwort in Rosarias Heft war als Einziges in schwarzer Tinte geschrieben: „Wenn Mann und Frau das Ehebett meiden, ernten sie Kummer und Gram.“
    Wie gut das passte! Seufzend klappte Carol das Heft zu und legte es fort.
    In Augenblicken wie diesem lenkte sie sich gern durch Fernsehen ab. Meist nickte sie schon nach kurzer Zeit ein und wachte irgendwann mitten in der Nacht auf, um das Gerät dann auszuschalten und schlaftrunken ins Bett zu wanken.
    Sie machte es sich auf dem Sofa gemütlich und entschied sich für einen Dokumentarfilm über Vögel in Afrika. Die Sendung musste den üblichen einschläfernden Effekt gehabt haben, denn plötzlich fuhr sie hoch, weil sie eine erschreckend vertraute Stimme hörte. Als sie die Augen öffnete, starrte ihr Varelles bärtiges Gesicht aus dem Fernseher entgegen.
    Einen Moment lang glaubte Carol, schlecht zu träumen.
    Doch dann schwenkte die Kamera auf einen populären Fernsehmoderator, und sie begriff, dass es sich um eins der vielen Klatschmagazine handelte, die wöchentlich über den Bildschirm flimmerten.
    „Bei den Dreharbeiten zu Ihrem letzten Film hatten Sie eine Menge Probleme zu lösen“, wandte der Moderator sich an Varelle. „Welches davon war das schwierigste? Dass Ihre Hauptdarstellerin verschwand?“
    „ Mais non.“ Varelle machte eine wegwerfende Geste. „Nicht doch. Eine Hauptdarstellerin ist ersetzbar. Zumal, wenn ich Regie führe.“
    „Aber dann ist auch noch Ihr Hauptdarsteller ausgefallen – war das nicht ziemlich katastrophal für Sie?“ Eine Szene mit Tony wurde eingeblendet, in der er mit seiner Seeräuber-Mannschaft ein Schiff enterte, dann erschien der Moderator wieder.
    „Sie mussten beide Rollen kurzfristig neu besetzen – mit Amateuren“, sagte er. „Wie war das für Sie, mit völlig unerfahrenen Laien zu arbeiten?“
    „Eine harte Geduldsprobe.“ Varelle zuckte die Schultern. „Andererseits wäre ich nicht Varelle, wenn ich vor einer solchen Herausforderung kapitulieren würde.“
    „In der Branche wird behauptet, Sie seien rücksichtslos, wenn es darum geht, eine Szene in den Kasten zu bekommen“, fuhr der Interviewer fort. „Stimmt es, dass Sie bei einem Ihrer Drehs sogar einmal ein gefälschtes Telegramm eingesetzt haben, um einen Schauspieler zu Höchstleistungen anzuspornen?“
    „Das ist richtig. Es ging um Leid, wirkliches, tiefes Leid, und er stand vor der Kamera und sah aus, als litte er an einer kleinen Magenverstimmung.“
    „Und da haben Sie ihm das Telegramm zugespielt?“
    „Genau. Darin hieß es, dass seine Frau ihn betrügt. Und was soll ich sagen? Ab da war sein Leid überzeugend, die Tränen, der ganze Zorn, die Bitterkeit … Er hätte einen Oscar verdient gehabt, allein für diese Szene.“
    Wie abscheulich, schoss es Carol durch den Kopf.
    Sie dachte noch an die Episode mit dem kleinen Jungen und dem Kaninchen, das Varelle freigelassen hatte, als der Interviewer seine nächste Frage stellte: „Mussten Sie auch in Ihrem letzten Film einen solchen Kunstgriff anwenden?“
    Varelle überlegte. „Ja“, sagte er schließlich. „In der Trauungsszene. Bei der jungen Frau, die für die Hauptdarstellerin einsprang und die Braut spielte. Eine Engländerin, wie sie im Buche steht. Sie sollte sich sträuben, aufgewühlt sein – das Drehbuch sah immerhin eine erzwungene Heirat vor –, aber obwohl sie sich Mühe gab,

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