Schauspieler küssen anders (German Edition)
David nicht. Er presste mich fester an sich. Ich drückte mich von ihm weg. Da endlich schien er meinen Widerwillen zu merken und ließ seine Arme sinken. Ich konnte ihn nicht mehr ansehen.
„Tut mir leid, Lisa“, sagte er mit heiserer Stimme.
Ich nickte nur und ging.
David kam nicht mehr in die Kantine. Robert saß noch immer allein an unserem Tisch. Er hatte einen Arm auf die Lehne des Nachbarstuhls gelegt. Als er mich sah, lächelte er, aber etwas in meinem Gesichtsausdruck wischte das Lächeln flugs aus seinem Gesicht. Stattdessen verengten sich seine Augen leicht.
Ich setzte mich, trank einen Schluck Wasser und aß zwei Oliven.
Robert sagte nichts. Er wartete.
Endlich griff ich nach dem Drehbuch. „Haben Sie reingesehen?“, fragte ich.
Er antwortete nicht, machte aber ein schuldbewusstes Gesicht.
„Was halten Sie davon?“, wollte ich wissen und lächelte leicht.
„Klasse“, sagte er nur und hob anerkennend die Augenbrauen. „So was bekäme ich auch gerne angeboten.“
„Ist keine Rolle für Sie dabei?“, fragte ich und blätterte im Glossar.
„Ich fürchte nicht“, sagte Robert bedauernd. „Aber für Sie ist das eine großartige Aufgabe und eine Herausforderung. Neunzehntes Jahrhundert.“
„Ich habe wirklich Bedenken, ob ich dem gewachsen bin“, vertraute ich ihm an. Ich sah auf – direkt in seine lächelnden Augen.
„Das sind Sie“, sagte er voller Überzeugung. „Ich habe schon oft gedacht, Mauern sind immer nur für Menschen, die Grenzen gesetzt haben möchten. Alle anderen überwinden sie.“
Ich sah ihn groß an. „Das ist ein sehr schönes Zitat“, murmelte ich nach einer Weile leise. „Ich muss gehen …“
„Was ist mit unserem Kaffee?“, fragte Robert und erhob sich.
Ich warf einen Blick auf die Uhr.
„Wenn Sie eine Mittagspause überziehen dürfen ohne Ärger zu erwarten, dann ist das wohl heute, wo Sie David den Marsch geblasen haben“, sagte Robert und grinste breit.
„Ich habe David nicht den Marsch geblasen …“, widersprach ich lahm.
Robert erwiderte nichts, nahm meine leere Schüssel Oliven und ging Kaffee holen.
„Noch zwei Wochen, dann werden wir abgedreht haben“, sagte er, als er wiederkam und mir meinen Kaffee hinstellte. Schwarz, wie immer. Er hatte mir auch einen Muffin mitgebracht.
„Äh …“, machte ich mit skeptischem Blick auf den Muffin.
„Na los. Sie haben viel zu wenig gegessen in den letzten Wochen.“
Ich hob meine Augenbrauen. „Jeden Abend ein anderes hervorragendes Menü aus der Küche Faulkner. Ich bezweifle, dass ich jemals in meinem Leben so gut gegessen habe, seit ich nicht mehr bei meiner Mutter wohne.“
Robert huschte ein Lächeln über das Gesicht, aber er ging nicht darauf ein. „Was tun Sie nach den Dreharbeiten?“
Ich zuckte die Schultern. „Erst mal gibt es hier noch einiges zu tun. Die Kulissen müssen abgebaut und archiviert werden. Und dann kommt der Alltag wieder. Vielleicht werde ich tatsächlich diesen Film annehmen, vielleicht ergibt sich etwas anderes. Mein Anrufbeantworter blinkt auf jeden Fall schon ständig wegen Anfragen für Rahmen.“
„Und meine Wohnung wäre noch herzurichten“, wandte Robert ein.
Ich zog eine Augenbraue hoch.
Robert lächelte. Aber diesmal hatte sein Lächeln etwas Wehmütiges.
„Was tun Sie hiernach?“, versuchte ich das Gespräch aus diesen unsicheren Gewässern zu lenken.
„Ich habe ebenfalls ein paar Drehbücher angeboten bekommen. Zuerst einmal kommt die Werbetour für den Film, den ich vor einem Dreivierteljahr abgedreht habe und der in neun Wochen Premiere feiert. Die Promotion dauert ebenfalls immer bis etwa zwei Wochen, nachdem der Film angelaufen ist. Und bis dahin hat mein Manager mit Sicherheit ein paar neue Projekte ausgegraben.“
„Modelverträge, Fernsehshows, Zeitschriftencover?“, neckte ich scherzhaft.
Er grinste wieder belustigt. „So was in der Art, ja.“
„Ich glaube, ich werde mir dann doch mal eine Zeitschrift kaufen“, sagte ich. „Dann kann ich bei meinen Kunden damit angeben, mit dem Mann vom Titelblatt Kaffee getrunken zu haben. Das wird mir eh niemand glauben.“
Robert lachte nicht darüber. „Ich hoffe aber doch. Ich habe nicht vor, den Kontakt aufzugeben, nur weil die Dreharbeiten beendet sind.“
Ich lächelte ihn warm an. „Es wäre schön, wenn wir in Kontakt blieben.“
Robert schluckte und sah mich seltsam an. Ich wurde aus diesem Gesichtsausdruck einfach nicht schlau. Ich wusste nur eins: Er verursachte
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