Schauspieler küssen anders (German Edition)
zu mir auf die Liege, seine Arme links und rechts von meinem Kopf abgestützt.
Er tropfte auf mich, aber ich spürte es kaum.
Er blinzelte, grinste verschmitzt und küsste mich zart erst auf meine Nase und dann auf mein Kinn. „Ich habe ihr erzählt, wie alt du bist. Sie war begeistert.“
Mir fiel die Kinnlade herunter.
„Glaub’s nur. Das erste, was sie sagte war: Gott sei Dank kein hysterisches Girlie, das dich nur wegen deines Aussehens anschmachtet. Na ja, vielleicht nicht ganz der Wortlaut, aber den Inhalt traf es.“
Ich klappte den Mund wieder zu und nagte an meiner Unterlippe.
„Weiß sie von Alec?“
„Sie meinte sofort, dass jemand in deinem Alter eine Vergangenheit habe und fragte mich, ob ich mir darüber bewusst sei.“
„Und was hast du geantwortet?“, fragte ich neugierig.
„Dass die Drogenszene dich nicht komplett verunstaltet hätte.“
Ich stieß ihn vor die Brust, aber er kam immer näher und lachte.
Ich konnte noch so viel schieben, seinen Kräften war ich nicht gewachsen.
„Sonntagmittag sollen wir zum Essen da sein“, teilte er mir mit und kam näher und näher.
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, ihn wegzuschieben. Er lachte nur über meine jämmerlichen Versuche und fing meine Lippen mit seinem Mund ein.
Gott, ich war so nervös, als müsse ich die Gipfelkonferenz aller Nationen leiten.
„Wie sehe ich aus?“, nervte ich Robert wohl zum hundertsten Mal.
Er drückte aufmunternd meine Hand und lächelte milde. „Wunderschön. Wie immer. Wenn du aufhörst zu zappeln.“
„Ich zappele?“, fragte ich entsetzt und versuchte, sofort still zu stehen.
„Ganz furchtbar sogar. Lisa, es sind nur meine Eltern, kein Inquisitionstribunal.“
„Das sagst du“, meinte ich düster. Doch ehe er antworten konnte, öffnete sich die Haustür und ein Ehepaar Mitte Fünfzig trat auf die Schwelle. Die Frau trug eine weiße Leinenhose zu einer roten, leichten Sommerbluse. Ihre Haare waren zu einem modischen Bob geschnitten, mit nach außen geföhnten Fransen. Der Mann trug einen grauen Anzug. Er hatte eine fliehende Stirn, aber ansonsten volles Haar in der gleichen Haarfarbe wie Robert, nur graumeliert.
Ich erkannte beide sofort von dem Foto in Roberts Garderobe wieder.
Mrs. Faulkner hatte die grazile Figur und schönen Gesichtszüge an ihren Sohn vererbt. Roberts Vater machte den Eindruck eines durch viel Sport in Form gehaltenen Mannes, der, wenn er weniger ehrgeizig wäre, zu Bauch neigen würde.
„Robert! Das ist sie also?“ Mrs. Faulkner kam auf uns zu. Ich überreichte ihr meine mitgebrachten Tulpen.
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen“, sagte ich und hörte wie spröde meine Stimme klang. Mrs. Faulkner umarmte mich herzlich. Sie roch dezent nach einem teuren Parfüm.
Dann schüttelte Mr. Faulkner mir kräftig die Hand und klopfte Robert auf die Schulter. Ich sah ihn Robert zuzwinkern. Vater und Sohn waren gleich groß.
„Kommt rein, ihr Lieben“, sagte Mrs. Faulkner und hakte sich bei mir und Robert unter.
Das Haus war wie Roberts Villa; wahrscheinlich hatten seine Eltern denselben Innenarchitekten beauftragt – oder war es umgekehrt gewesen?
Weil wir nicht alle drei nebeneinander durch die Haustür passten, blieb Robert zurück und ging neben seinem Vater her. Seine Mutter hielt mich fest unterhakt.
„Willkommen bei uns, Lisa. Ich darf doch Lisa sagen?“
„Natürlich, Mrs. Faulkner“, sagte ich verunsichert. Mit einem solch herzlichen Empfang hatte ich keinesfalls gerechnet.
„Bitte nenn mich Edwina. Du musst mir unbedingt von deiner Arbeit erzählen und wie du es beim Film findest.“
Während sie mich über meine Arbeit mit David ausfragte, hörte ich hinter mir Robert leise mit seinem Vater sprechen.
Edwina zog mich auf die Terrasse, wo uns ein opulent gedeckter Tisch erwartete. Robert plauderte zwanglos mit seinen Eltern, erzählte von Pannen beim Dreh und auch von Unstimmigkeiten oder was er von dem ein oder anderen Kollegen hielt. Seine Eltern versorgten ihn mit Geschichten über seine Neffen, seine Nichte und die neue Freundin seines Bruders. Zwischendurch fragte mich Roberts Vater, den ich Jonathan nennen sollte, nach meiner Arbeit und meiner Familie. Ich erzählte gerne von meinen Eltern, die sich, bis auf diese feudale Villa, nicht allzu sehr von den Faulkners unterschieden. Mein Vater hatte zwar keine Millionen verdient wie Jonathan, aber als Verwaltungsangestellter musste er sich keineswegs hinter ihm verstecken.
Nach ungefähr
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