Schauspieler küssen anders (German Edition)
um und stöckelte davon.
Meiner Meinung nach hatte sie ihre Berufung verfehlt. Sie hätte Schauspielerin werden sollen. Filmreife Abgänge hatte sie schon mal drauf.
Der Film war abgedreht. Am Set herrschte ausgelassene Stimmung, auch wenn die Arbeit noch nicht beendet war. Nach dem letzten Shooting waren sich alle um den Hals gefallen, alle klatschten. Robert und ich vermieden eine Berührung. Außer unseren gemeinsamen Mittagspausen war noch nichts von unserer Beziehung bekannt geworden. Das sollte so bleiben. Deswegen wollte ich mich abends aus dem Staub machen, als in Halle Elf die Abschlussfete gefeiert werden sollte.
„Lisa, wo willst du hin?“, fragte Anabel, als ich meine Tasche griff und den Schlüssel herauskramte.
„Heim“, antwortete ich und winkte ihnen zu.
„Das ist dein erster Erfolg als Production Designer! Den willst du doch bestimmt feiern“, sagte Luis fassungslos.
„Nein. Ich freue mich auf eine heiße Badewanne. Viel Spaß ihr beiden. Bis morgen. Denkt dran, es wartet in den nächsten zwei Wochen noch viel Arbeit auf uns.“
Ich machte einen kleinen Abstecher in mein Büro. Robert fing mich auf dem Gang ab.
„Wohin, Sonne?“, fragte er leise.
„Nach Hause, Robert“, sagte ich ebenso leise. Er schüttelte den Kopf und packte unnachgiebig meinen Arm.
„Du musst noch mitkommen und wenigstens ein Glas mit trinken. Es bringt Unglück, wenn man den Film nicht richtig abschließt.“
„Robert, nicht …“
„Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dir ein Glas besorgen und stelle mich in eine andere Ecke. Aber nur, wenn du mitkommst. Wenn nicht, fahre ich sofort mit dir nach Hause.“
„Das ist unmöglich“, widersprach ich. „Du bist der Hauptdarsteller. Um dich dreht sich alles.“
„Bei mir dreht sich alles um dich. Fordere mich nicht heraus.“
Ich seufzte und ließ mich von ihm in Halle Elf begleiten.
Luis kam grinsend auf uns zu und reichte mir ein Glas Wein.
„Prima. Ich bin froh, dass du sie überreden konntest“, sagte er zu Robert.
„Ja, aber jetzt muss ich zu Rachel“, sagte Robert, lächelte mir unverbindlich zu. „Bis irgendwann mal.“
Ich nickte nur und nippte an dem Wein.
„Das war’s?“ Luis sah ihm ungläubig nach.
„Wolltest du noch ein Autogramm von ihm?“, fragte ich unschuldig.
„Was? Nein! Ich dachte, er und du … ich meine …“
Ich zuckte nur mit den Achseln.
„Tut mir leid, Lisa. Ich hätte es dir echt gegönnt.“
„Was hast du Lisa gegönnt?“, fragte hinter ihm David.
„Ein Autogramm von Robert Faulkner“, log Luis schnell und ich grinste.
„Oh. Wo ist er? Ich habe vorhin gesehen, wie er rausging.“ David sah sich suchend um und fand Robert und Rachel mit beiden Make-Up Artists und Set-Assistenten in einer lachenden Runde stehen.
„Ich habe von Rachel ein Autogramm für meinen Neffen besorgen können“, sagte ich auf Luis Zug aufspringend. „Das war für einen Siebzehnjährigen wesentlich aufregender als eines von Robert Faulkner.“
„Lisa, kann ich kurz mit dir unter vier Augen sprechen?“, fragte David und sein Blick hinter der schwarzen Hornbrille war sehr ernst.
Mir war nicht wohl, als er mich vor die Halle lotste. Mein Gefühl sollte mich nicht trügen.
„Hör mal, Lisa, ich möchte mich für mein unmögliches Verhalten entschuldigen“, begann er, nahm mir das Weinglas aus der Hand, stellte es hinter sich auf einen Pappkarton und ergriff stattdessen meine Hände. „Es tut mir leid, wie ich dich angefahren habe. Ich gestehe, ich bin eifersüchtig.“
„Eifersüchtig?“, wiederholte ich heiser.
„Ja, eifersüchtig. Weißt du, ich habe mich in dich verliebt. Schon vor langer Zeit. Ich habe es lange verdrängt, aber jetzt durch unsere Zusammenarbeit … ich weiß, ich habe mich dir gegenüber furchtbar benommen. Ich hatte Angst zwischen dir und Faulkner läuft was, obwohl ich mir hätte denken können, dass es nicht der Fall ist, dass du nicht so bist wie die anderen Mädchen, die ihm nachsteigen. Aber, jetzt, wo Alec schon eine Zeitlang passé ist … vielleicht gibst du mir eine Chance?“ Er zog mich dicht an sich und versuchte mich zu küssen.
Ich drehte den Kopf weg. Mein Herz klopfte. Aber nicht angenehm.
David merkte meinen Widerstand. „Oh, vielleicht ist es doch noch zu früh, aber denk drüber nach. Bitte!“
Ich entzog ihm meine Hände. „David, tut mir leid, aber so empfinde ich nicht für dich. Du warst immer ein Freund. Ein guter Freund. Und ich bin dir ehrlich dankbar
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