Schauspieler küssen anders (German Edition)
und er möchte, dass ich vollkommen gesund bin, ehe …, na ja, du weißt schon.“
Aus dem Hörer ertönte ein seltsames Schnauben. „Erzähl mir mal, welcher gesunde Mann bei einer neuen Bekanntschaft das nicht will. Oder ist es nichts Ernstes?“
„Doch, Mum, es ist sehr ernst.“
„Ist es einer dieser Filmleute, mit denen du gearbeitet hast? Dieser Luis oder David?“
„Keiner der beiden, aber einer vom Film, ja.“
„Willst du es mir nicht sagen?“
„Es ist Robert Faulkner.“
„Wer ist das?“
Ich hüstelte. „Robert ist einer der Schauspieler. Du kennst ihn aus Midsummer Love Story .“ Roberts berühmtester Film bislang. Meine Mutter hatte ihn mindestens fünf Mal gesehen und immer für den hübschen, talentierten Jungen geschwärmt. Robert war damals siebzehn gewesen.
Schweigen. Elend langes Schweigen.
Irgendwann fragte ich vorsichtig: „Mum? Hast du mich verstanden?“
Sie schwieg noch immer. Wenn nicht im Hintergrund die Geräusche des Fernsehers gewesen wären, hätte ich gedacht, sie hätte aufgelegt.
„Lisa“, sagte sie auf einmal. Sehr langsam und sehr deutlich. „Du weißt, dass du doppelt so alt bist wie er?“
Das saß.
„Nein, bin ich nicht. Er ist vierundzwanzig. Keine siebzehn.“
„Das sind noch immer neun Jahre Unterschied. Außerdem bist du verheiratet.“
Jetzt wurde ich wütend. „Ich. Bin. Nicht. Verheiratet.“
„Aber Alec …“
Ich unterbrach sie barsch: „… ist mein Exmann. Seit über einem Jahr. Ich sage dir jetzt klipp und klar, dass Alec und ich nie wieder zusammenkommen werden. Und solltest du nicht höflich zu Robert sein oder andauernd Andeutungen über Alec machen, werden wir die nächsten Jahre höchstens noch einmal im Monat telefonieren.“
Jetzt war sie eingeschnappt. „Himmel, Lisa, geh nicht gleich an die Decke. Findest du deine Reaktion auf diesen Schauspieler nicht ein wenig übertrieben? Gut, er sieht blendend aus und kommt auf dem Bildschirm charmant rüber, aber denk immer dran, er ist Schauspieler. Damit meine ich Künstler. Und du bist gerade frisch geschieden, hast eine sehr unangenehme Krise und Krankheit hinter dir und bist noch nicht vollends Frau. Ich meine es ja nur gut mit dir.“
„Willst du ihn kennenlernen oder nicht?“, fragte ich ungerührt.
„Natürlich will ich ihn kennenlernen. Kommt am Samstagabend zum Barbecue. Stephanie wird auch da sein.“
Das fehlte noch. Meine überdrehte, wunderschöne Schwester, die sämtlichen Männern im Umkreis von fünfzig Meilen den Kopf verdreht hatte und noch immer verdrehte. Aber ich konnte sie Robert wohl nicht ewig vorenthalten.
„Was ist mit Melanie?“, fragte ich.
„Melanie und Lucas fahren mit Billy zu ihrer Schwiegermutter.“
Schade, damit schied meine ältere Schwester aus. Sie wäre wenigstens ein prima Puffer neben Stephanie gewesen.
„Gut, wir kommen. Tu mir nur einen Gefallen und sag es niemandem. Einen Presserummel in eurem Garten wollt ihr sicherlich nicht haben, oder?“
„Ich werde meinen Mund halten. Sogar Stephanie gegenüber.“ Ich hörte ein Kichern. „Aber das Gesicht von ihr darf ich fotografieren, oder?“
„Klar. Ich muss jetzt aufhören, Mum. Robert kommt gleich.“
„Seht ihr euch oft?“, fragte sie und wurde wieder ernst.
Ich zögerte einen Moment, doch die Wahrheit war sicher besser. Meine Mutter würde spätestens nächste Woche feststellen, dass mein alter Telefonanschluss nicht mehr funktionierte.
„Ich bin bei ihm eingezogen.“
„Lisa!“
„Bitte, lass uns am Samstag darüber sprechen. Dann erzähl ich dir alles, was du wissen willst. Und bitte, denk dran …“
Ich hörte ein tiefes Seufzen am anderen Ende der Leitung.
„Ja, ja, ich werde kein Wort sagen. Okay, bis Samstag dann. Sechs Uhr.“
Als ich den Hörer auflegte, fühlte ich mich, als hätte ich einen Marathon hinter mir.
Robert kam zu mir, umfasste mich von hinten und legte sein Kinn auf meine Schulter, während er gleichzeitig an meinem Ohrläppchen zu knabbern begann. Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken.
„Ich glaube, deine Mutter tritt meinem Fanclub nicht bei“, sagte er.
„Ich würde nicht darauf wetten. Spiel ein bisschen den Hugh Vincent am Samstag und sie gründet einen neuen mit ihr als Vorsitzende“, antwortete ich und lehnte mich an ihn.
Seine Brust bebte leicht vor unterdrücktem Gelächter.
„Vielleicht sollte ich ein paar T-Shirts oder Kappen besorgen, wie bei deinem Neffen.“
„Unbedingt. Meine kleine Schwester
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