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Schaut nicht weg

Schaut nicht weg

Titel: Schaut nicht weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Zu Guttenberg
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Hinweise darauf, dass im Leben dieser Kinder etwas nicht in Ordnung ist. Die Psychotherapeutin Michaela Huber arbeitet mit Opfern von Kinderpornografie und erklärt: »Die betroffenen Kinder sind oft auffällig. Sie sind häufig ›krank‹, beziehungsweise werden am Montag krank gemeldet. Sie dürfen, solange die Täter als Pflegepersonen den Zugriff auf sie haben, niemanden mit nach Hause bringen, nicht über Nacht zu anderen Kindern aus der Klasse oder zu Nachbarskindern, sie dürfen nicht nach der Schule noch mit anderen spielen oder an einer Klassenfahrt teilnehmen. Viele von ihnen sind extrem scheu oder (auto)aggressiv, zurückgezogen oder sexualisiert. Einige fallen aber auch überhaupt nicht auf: Sie können so gut dissoziieren, dass sie am Tag nach einer nächtlichen Folter eine sehr gute Klassenarbeit schreibenoder einen Schwimm-Wettbewerb gewinnen.« (Huber: »Gequält, verkauft und im Netz angeboten: Opfer und Überlebende von ›Internet-Pornographie‹ fordern uns heraus«) Oft bleiben die Opfer von sexuellem Missbrauch und Kinderpornografie als Kinder allein mit diesen schrecklichen Erfahrungen und schaffen es erst als Volljährige, Gehör zu finden. »Als Erwachsene sehen wir sie dann in ambulanter und stationärer Psychotherapie«, berichtet die Psychotherapeutin und Trauma-Expertin Huber weiter. »Sie kommen mit Symptomen und Diagnosen wie generalisierten Angststörungen, akuten depressiven Erkrankungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen, Essstörungen, Suchtverhalten, Selbstverletzungen, Bindungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen. Viele von ihnen funktionieren einigermaßen im Alltag, wenn auch auf deutlich reduziertem Niveau. Mindestens ebenso viele aber können ihre Talente nicht oder nur unzureichend ausleben, sind häufig krank oder wenig belastbar.«
    Innocence in Danger e.V. will die mangelnde Versorgung von kindlichen und jugendlichen Opfern pornografischer Ausbeutung und den damit einhergehenden sexuellen Missbrauch nicht weiter hinnehmen. Unser Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, diejenigen Fragen zu beantworten, die in der Debatte um Kinderpornografie oft gar nicht erst gestellt werden. Denn bei allem Wissen um die Risiken des Internets für Kinder und Jugendliche und um pädokriminelle Aktivitäten im Netz gibt es doch nur wenig Information über die Versorgung der Opfer pornografischer Ausbeutung. Wem vertrauen sich diese Kinder und Jugendliche überhaupt an? Finden sie und ihre Bezugspersonen den Weg in Einrichtungen der psychosozialen Versorgung? Wenn ja, wie wird das Thema dort mit Betroffenen bearbeitet und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Polizei, Gerichten,Ärzten und Jugendämtern? Was ist das Besondere an der Arbeit mit diesen jungen Opfern und welche Ansätze, Methoden und Arbeitsweisen erleichtern den Professionellen die Arbeit? Wir sind also keine Lobbygruppe für politische Entscheidungen oder Internetbeschränkungen per se, sondern unsere Arbeit gilt vorrangig den Opfern. Aber natürlich ist Täterprävention auch Opferprävention – und deshalb unterstützen wir nachdrücklich alle Initiativen zur Sperrung von Angeboten mit kinderpornografischen Inhalten und alle Projekte, die zu einer gesellschaftlichen Ächtung von Kinderpornografie beitragen.
    Zu diesem Zweck agiert Innocence in Danger e.V. mittlerweile auf internationaler und nationaler Ebene. Ins Leben gerufen wurde unser Verein 1999 unter dem Segel der UNESCO anlässlich einer Konferenz in Paris zum Thema »Missbrauch und Internet«. Mittlerweile ist Innocence in Danger e.V. in fünf Ländern mit Büros vertreten und verfügt über Aktionsgruppen in insgesamt 28 Ländern. Das Netzwerk bekämpft die Verbreitung von Kinderpornografie im Internet, hilft betroffenen Kindern und Jugendlichen und bietet ein breites Forum für Erfahrungsaustausch auf der jeweiligen nationalen wie auch internationalen Ebene. Die deutsche Sektion von Innocence in Danger e.V. mit Sitz in Berlin wurde am 16. Dezember 2002 gegründet und ist eine unabhängige und eigenständige juristische Person, die sich den Zielen des internationalen Netzwerks verbunden sieht. Zweck, speziell unseres Vereins, ist es, Kinder vor Missbrauch und Ausbeutung, insbesondere durch Formen, wie sie durch neue Kommunikationstechnologien möglich sind und werden, national und international zu schützen. Wir streben die Vernetzung zwischen Sponsoren aus der Wirtschaft und Jugendhilfeorganisationen an und haben dadurch bereits

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