Schaut nicht weg
zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht. UnsereDevise ist, das »Rad nicht neu zu erfinden«, sondern bestehende lokale und überregionale Organisationen zu vernetzen und damit effektiver zu werden.
»Wir wollen was bewegen«: Projekte von Innocence in Danger e.V.
In den letzten Jahren haben wir bereits einiges auf den Weg gebracht. Wir haben viele kleinere Projekte unterstützt oder organisiert: Ein Präventions-Theaterprojekt des Vereins »Strohhalm« in Berlin, das weit mehr als 1000 Grundschüler sowie deren Eltern und Lehrer in sozialen Brennpunkten erreichte; die Entwicklung einer Broschüre zum Thema Missbrauch sowie die Veröffentlichung einer speziell deutsch/türkischen Version, die mittlerweile bundesweit mehr als 20
000-mal verteilt wurde und nun auf deutsch/arabisch gedruckt wird; der Kauf eines neuen Kleinbusses für den Verein »Karo«, der an der deutsch/ tschechischen Grenze gegen Kinderprostitution und Kinderpornografie kämpft, wo Kinderhandel und Kinderprostitution in einem Ausmaß stattfinden, das man sich kaum vorstellen möchte; die Organisation von jeweils zwei kunsttherapeutischen Ferienwochen für traumatisierte Kinder, begleitet von Psychologen und internationalen Künstlern wie zum Beispiel Wim und Donata Wenders.
Wir arbeiten aber nicht nur an der Basis, sondern wollen auch für die Zukunft etwas bewegen. Um eine bessere Versorgung kindlicher und jugendlicher Opfer kinderpornografischer Ausbeutung ermöglichen zu können, brauchen wir vor allem mehr Wissen. Also nahmen wir im Herbst 2003 unsere Arbeit in Berlin gleich mit einem vielbeachteten internationalen Forum auf, bei dem verschiedenste Experten – Internetspezialisten, Erzieher, Psychotherapeuten,Polizisten, Journalisten – ihre Erfahrungen zum Thema »Kindesmissbrauch im Internet« zusammentrugen. Alarmierendes kam zutage: wie aggressiv internationale Kinderhändlerringe vorgingen, wie einfach es leider war, hunderttausende pornografische Fotos von Kindern ins Netz zu stellen und wie machtlos sich viele Politiker und Institutionen fühlten. Das Forum zeigte uns letztendlich, wie viel uns noch verborgen war, vor allem in Bezug auf die Situation der Opfer. Daraus ergab sich für uns der logische Schluss, eine Studie zu konzipieren. Im Jahr 2004 dann begannen wir mit der bundesweiten Studie zur »Versorgung kindlicher und jugendlicher Opfer kinderpornografischer Ausbeutung«, gefördert von »Aktion Mensch«. Über die Förderung sind wir als junger Verein besonders stolz, denn in der Fachwelt hat die Unterstützung durch »Aktion Mensch« quasi die Bedeutung eines Gütesiegels.
Ziel der Studie war, die Erfahrungen von Fachleuten, die regional mit Opfern pornografischer Ausbeutung arbeiten, zusammenzutragen und allen in diesem Bereich Tätigen zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wollten wir den Austausch von Erfahrungen über bereits bestehende Arbeit vorantreiben. Innocence in Danger e.V. befragte im Rahmen der Untersuchung 555 auf sexuellen Missbrauch spezialisierte Beratungsstellen, Kinder- und Jugendpsychiatrien sowie niedergelassene Kinder- und Jugendpsychotherapeuten über die Arbeit mit Opfern von Kinderpornografie. Es ergab sich eine Zahl von insgesamt 245 bekannten Opfern, 197 Mädchen und 48 Jungen im Alter von 6 bis 14 Jahren (Zeitraum: 2000 bis 2005). In den berichteten Fällen wurden sexuelle Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen, Berührungen der Genitalien, vaginaler Missbrauch, oraler Missbrauch, Posieren für Aktfotos und Abbildungen der Genitalien des Kindes fotographisch oder filmisch festgehalten.Einige betroffene Mädchen und Jungen waren über die Verbreitung der Bilder im Internet informiert. Andere vermuteten eine solche Verbreitung. Insgesamt benannten die Fachleute 118 Täter und Täterinnen. Über 68 dieser Täter konnten sie genauere Angaben machen: Sie waren zu 90 Prozent männlich und zu 10 Prozent weiblich. Die meisten Täter waren »Väter oder Vaterersatzpersonen« oder »Freunde der Familie«. Das lässt den Schluss zu, dass kinderpornografische Ausbeutung zumeist im sozialen Nahraum der Opfer stattfindet. Die Fachleute machten in ihrer Praxis außerdem die Erfahrung, dass die ihnen bekannten kindlichen oder jugendlichen Opfer kinderpornografischer Ausbeutung häufig bereits durch andere Formen der Gewalt vorgeschädigt gewesen waren. Oft wiesen diese Kinder und Jugendlichen besonders schwere Formen der Traumatisierung auf und waren stark gefährdet, später klinische
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