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Schaut nicht weg

Schaut nicht weg

Titel: Schaut nicht weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Zu Guttenberg
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Störungsbilder zu entwickeln, so die Fachleute.
    Diese Studie ist die weltweit erste ihrer Art und wurde national und international mit großem Interesse aufgenommen. Uns zeigte sie, dass wir noch viel mehr tun mussten. Es galt nun, unser Wissen um die pornografische Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen auch in die alltägliche Beratungsarbeit und Therapie zu integrieren. Wir setzten uns also für einen internationalen Austausch zur Entwicklung wirksamer Therapiekonzepte für kindliche und jugendliche Opfer kinderpornografischer Ausbeutung ein. Bei allen diesen Beratungs- oder Therapieangeboten galt es vor allem, eine gründliche Diagnostik in den Vordergrund zu stellen, um jedem betroffenen Kind oder Jugendlichen die richtigen therapeutischen Angebote unterbreiten zu können. Außerdem lag es nahe, den Opfern von kinderpornografischer Ausbeutung eine Plattform anzubieten, mithilfe deren sie es wagen konnten, anderen ihre Erfahrungen mitzuteilen.Gemeinsam mit dem »Bundesverein zur Prävention gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen«, einem Zusammenschluss von fast 300 Einrichtungen, begannen wir also an der Realisierung einer bundesweiten Infoline gegen sexuellen Missbrauch zu arbeiten: N.I.N.A., die »Nationale Infoline, Netzwerk und Anlaufstelle zu sexueller Gewalt an Mädchen und Jungen« mit der Nummer 0

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65, wurde am 1. Februar 2005 in Betrieb genommen. Die Zahl der Anrufenden stieg kontinuierlich, weil die Aktion durch einen eindringlichen Spot des Oscarpreisträgers Florian Gallenberger in zahlreichen Fernsehsendern hohe Aufmerksamkeit bekam. Außerdem unterstützten Suzanne von Borsody und Heino Ferch diese Aktion als Paten bundesweit.
    Doch mit all dem ist es längst noch nicht getan. Wir müssen nicht nur noch entschiedener gegen Kinderpornografie im Internet ankämpfen und den Opfern unsere Hilfe anbieten – wir müssen vor allem mehr Präventionsarbeit leisten, um Kinder und Jugendliche im Netz vor sexueller Anmache zu schützen. Derzeit konzipieren wir eine Broschüre, in der wir verschiedene Präventionsansätze für Schulen und Eltern darstellen. Und wir arbeiten mit mehreren Schulen in Köln an einem Modellprojekt, um Jugendlichen einen verantwortlicheren Umgang mit Internet und Handy beizubringen. Dabei holen wir die Schülerinnen und Schüler direkt mit ins Boot: Sie produzieren unter professioneller Anleitung selbst einen Handyfilm und diskutieren anschließend mit Experten über die rechtliche Situation des Filmes, also die Frage, wer die Rechte am Film hat, sollte dieser weiterverbreitet werden. Die Antwort: Natürlich alle Protagonisten des Filmes, alle Mitschüler und Mitschülerinnen also, die im Film mitwirken. Unser Ziel ist es, dieses Projekt schließlich in einer Art länderübergreifendemSchulprogramm zu implementieren, um bundesweit Jugendliche für die Folgen von Internet- und Handygewalt sensibilisieren zu können. Und selbstverständlich betreuten wir während der gesamten Zeit unseres Bestehens einzelne Opfer komplexer und vor allem international verwickelter Fälle weiter – und beschäftigten uns darüber hinaus mit der Realisierung notwendiger neuer Projekte, immer in Kooperation mit anderen Organisationen, über die wir gerne weiter informieren, sobald sie sich konkretisieren. Langfristig ist es mein Ziel, vor allem die wissenschaftliche Arbeit für die Opfer sexuellen Missbrauchs weiter auszubauen. In Zusammenarbeit mit meinen Kollegen von Innocence in Danger e.V. würde ich gern bessere Therapieprogramme anstoßen sowie anderen Organisationen fertige Konzepte bereitstellen, die sich bewährt haben. Denn wir brauchen dringend mehr Hilfsangebote für sexuell missbrauchte Jungen und Mädchen – und besser geschulte Fachleute! Die Debatte um die Verfolgung von sexuellen Straftätern ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber dennoch kommt dabei die Behandlung der seelischen Folgen der Opfer noch immer viel zu kurz. Und die ist mindestens genauso wichtig.

Kapitel 4 – Katholische Kirche und Odenwaldschule: Wie die Missbrauchsskandale unsere Gesellschaft verändern
    Kapitel 4
    Katholische Kirche und Odenwaldschule:
Wie die Missbrauchsskandale unsere Gesellschaft verändern
    Jahrelang war es in Deutschland nur schwer möglich, politische Würdenträger für das Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder zu sensibilisieren. Das habe auch ich bei meiner Arbeit für Innocence in Danger e.V. immer wieder feststellen müssen: Nur selten

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