Schaut nicht weg
bestimmte »Angebote« werden anscheinend wieder und wieder angeklickt: Das LKA Bayern ermittelte, dass im August 2008 auf eine einzige kinderpornografische Internetseite mehr als 48
000 Mal im Monat zugegriffen wurde. Von sogar 50
000 heruntergeladenen Videos mit dem Inhalt sexualisierter Gewalt gegen Kinder in einem Monat spricht ›nachrichten.t-online‹ am 20. November 2008 – auch das nur in Deutschland. Und es gibt noch einen anderen traurigen Trend in Deutschland: Ermittler stellen immer wieder fest, dass Bilder im Internet zunehmend Gewaltausübungen gegen Kleinkinder oder sogar Kleinstkinder, die schwer missbraucht und misshandelt werden, zeigen. Der Anteilvon im Netz gezeigten misshandelten Kindern zwischen drei und sechs Jahren liege inzwischen bei 40 Prozent, berichtet der Chef des Bundeskriminalamtes Jörg Ziercke. Die »massenhafte Verbreitung« der Bilder übers Internet fördere zudem den Hunger nach Nachschub. Wissenschaftliche Studien würden nahelegen, dass die ernsthafte Betrachtung der Aufnahmen zum Abbau von Hemmschwellen führe und am Ende selbst ein Missbrauch stehen könne, erklärt der BKA-Chef.
Wer sind diese Menschen, die sich solche Bilder und Videos anschauen – oder sogar viel Geld dafür ausgeben? Längst nicht alle von ihnen sind pädophil veranlagt. Tatsächlich ist nur gut ein Drittel aller Menschen, die Kinder sexuell missbrauchen, pädokriminell orientiert: »Ein beträchtlicher Teil derjenigen Menschen, die Kinder sexuell missbrauchen, bevorzugen eigentlich erwachsene Sexualpartner, können dieserart Beziehungen aber aus verschiedenen Gründen nicht aufbauen, zum Beispiel, weil sie an einer Intelligenzminderung, einer Persönlichkeitsstörung oder einer Suchtproblematik leiden. Die sexuellen Übergriffe sind dann gleichsam eine Ersatzhandlung«, schreibt der bekannte Kriminologe Christian Pfeiffer. Konsumenten von kinderpornografischem Material sind zu 97 Prozent männlich und leben in aller Regel in Beziehungen, sind berufstätig, verfügen über einen überdurchschnittlichen Intelligenzquotienten sowie eine Universitätsausbildung und sind nicht vorbestraft – unauffällige Menschen also, die oft nicht mal aufgrund pädophiler Neigungen in Erscheinung getreten sind. Der Gerichtsgutachter Thomas Salzberger von »fastdetect« erklärt, dass 90 Prozent aller Sammler von Videos und Bildern mit dem Inhalt sexueller Gewalt gegen Kinder zu zwei »Konsumentengruppen« gehören: Den Pädophilen und den »ungehemmten Sammlern, die alles sammeln, wasauch nur annähernd pornografische Bedeutung hat: Gewaltpornographie, Fetisch-Varianten und auch Kinderpornografie.« (Salzberger, Thomas: »Kinderpornographie im Internet«) Für beide dieser Gruppen haben kinderpornografische Darstellungen einen Wert sowohl als Material als auch als Handelsware zur Erlangung weiterer Materialien. Sie sind also nicht nur Ware – sondern auch Währung! Denn Geld spielt bei der Verbreitung von Kinderpornografie meist eine kleinere Rolle, als gemeinhin angenommen. »Die überwältigende Mehrzahl der Feststellungen, die wir machen, sind kostenlose Tauschringe oder Ringe, bei denen man gegen ein relativ geringes Entgelt Mitglied wird, wo also nicht das kommerzielle Gewinnstreben im Vordergrund steht. Von einer Kinderpornoindustrie zu sprechen wäre insofern für die Masse der Feststellungen nicht richtig«, erklärte ein Fahnder des LKA München in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Solche Tauschringe sind meist geschickt versteckt in »Peer-to-Peer«-Netzwerken, kleineren Netzwerken also ohne Administrator: Einschlägige Suchbegriffe, aber auch vermeintlich harmlose »Keywords« – wie die Eingabe der Namen von Größen des internationalen Pops – führen dort zu kinderpornografischen Bildern und Videos. Dennoch gibt es auch einige kommerzielle Websites, über die kinderpornografisches Material bezogen werden kann – Seiten, die passwortgeschützt sind oder einen Zugang über eine Kreditkarte haben. Diese Internetseiten sind für die Betreiber daher sehr lukrativ.
Diesem Tauschhandel und natürlich auch dem kommerziellen Geschäft mit Kinderpornographie gilt es dringend einen Riegel vorzuschieben! In Deutschland sind wir dazu auf einem ganz guten Weg – auch wenn noch längst nicht genug getan wird. Im Februar diesen Jahres beschloss das Oberlandesgericht Hamburg, dass es nicht nur strafbar sei,sich kinderpornografisches Material aus dem Internet herunterzuladen, sondern bereits
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