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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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werden,
    während andere bestehen bleiben.
     
    Und so beeilten sich die Dienerinnen, die beiden Schwestern für den kommenden Abend vorzubereiten, und trugen ihnen ein Essen auf, von dem Scheherazade kaum Notiz nahm, denn unter den gegebenen Umständen verspürte sie nur wenig Appetit. Dann war es Zeit, und Dunyazad und Scheherazade wurden erneut vor den König gebracht. Und der gleiche Wachposten, der sie am Abend zuvor so sehnsüchtig erwartet hatte, begrüßte sie mit den Worten: »Heute nacht ist alles ruhig.«
    Scheherazade warf noch schnell einen Blick auf Dunyazad, die sich wie stets Sorgen um ihre Schwester machte. Also sah Scheherazade sich genötigt, folgende beruhigenden Worte zu sprechen: »Und auch in mir ist alles ruhig. Ich bin auf alles vorbereitet.« Die Wache nickte und ließ sie passieren. »Ah!« rief der König, als sie eintraten. »Ich habe euch schon erwartet!« Obwohl er noch immer erschöpft von der Arbeit des Tages zu sein schien, schenkte er den beiden Schwestern ein freundliches Lächeln, ja, er lachte sogar ganz verzückt, als sie sich vor ihm verbeugten. Dieses Lachen sowie der Ausdruck auf dem Gesicht des Königs ließen es Scheherazade ganz warm ums Herz werden, so daß all ihre eigenen Sorgen plötzlich wie weggewischt waren.
    »Ich fand, es war an der Zeit, etwas Ordnung zu schaffen«, erklärte der König, während er den Frauen bedeutete, es sich bequem zu machen. »Also habe ich meine Diener angewiesen, meine neuen Schwerter in der Waffenkammer dort hinten zu verstauen. Obwohl sie ein Geschenk meiner Mutter sind, sollten sie, glaube ich, nur dann zur Hand sein, wenn ich sie auch wirklich zu benutzen beabsichtige.«
    Daraufhin verspürte Scheherazade noch größere Erleichterung. Es klang ganz so, als gingen dem König im Augenblick keine Gedanken ans Köpfen durch den Kopf.
    »Doch komm!« Shahryar klatschte voller Begeisterung in die Hände. »Genug geredet! Ist es nicht Zeit, ein klein wenig zu naschen?«
    Erst jetzt stellte Scheherazade fest, daß sie diese Art von Aufmerksamkeit am Abend zuvor eigentlich sehr vermißt hatte.
    Und so kam es, daß Dunyazad sich wieder einmal aus den Gemächern zurückzog, während Shahryar und Scheherazade sich ihren allabendlichen Naschereien hingaben. In dieser Nacht wanderte die jüngere der beiden Schwestern bis zu den äußeren Gemächern des königlichen Palastes, sah sich kurz die Räume der Dienstboten und der Wachen an und warf einen Blick den großen Balkon hinunter, von dem aus man den Hof des Palastes überschauen konnte. Und immer wieder versuchte sie sich selbst zu beruhigen, daß das seltsame Klopfen, das sie aus der Waffenkammer des Königs vernahm, als sie dort vorbeikam, nur auf ihre überhitzte Phantasie zurückzuführen war.
    Schließlich waren der König und die Königin lange genug alleine gewesen, und Dunyazad gesellte sich wieder zu ihnen. Nur wenige Augenblicke später, nachdem es sich alle bequem gemacht hatten, forderte der König Scheherazade auf, mit ihrer Geschichte fortzufahren.
    Die Geschichtenerzählerin lächelte freundlich, als sie diese Aufforderung hörte, kam ihr jedoch nicht augenblicklich nach, denn sie war unsicher, zu welchem Zeitpunkt der König am vergangenen Abend eingeschlafen war.
    »Ihr müßt mir verzeihen, o mein König«, entgegnete sie daher mit honigsüßer Stimme, »aber wir haben diesmal soviel genascht, daß ich noch immer ganz berauscht bin. Es wäre mir daher sehr lieb, wenn Ihr mir sagen könntet, wo wir vergangene Nacht stehengeblieben sind.« Der König lachte daraufhin ganz verzückt und sagte: »Nun gut.« Dann hielt er inne und runzelte die Stirn. »Wahrlich, diesmal haben wir wohl beide zuviel genascht, denn auch mich läßt mein Gedächtnis heute abend im Stich. Wenn ich mich recht erinnere, hast du begonnen, die Geschichte von einem König mit einer fürchterlichen Hautkrankheit zu erzählen, und von einem Medicus, der ihn mit Hilfe einer äußerst ungewöhnlichen Heilmethode kurierte. Und dann war da noch ein Großwesir, der dem Medicus nicht über den Weg traute. Da irgendwo müssen wir stehengeblieben sein.«
    Scheherazade klatschte begeistert in die Hände. »Welch treffliche Zusammenfassung!« rief sie. »Wahrlich, einen besseren Zuhörer könnte man sich nicht wünschen. So will ich also an dieser Stelle noch einmal einsetzen.«
    Und dies ist die Geschichte, die sie erzählte:
     
    DIE GESCHICHTE
    VON KÖNIG YUNANS WESIR
    UND RAYYAN DEM MEDICUS
    (wieder aufgegriffen

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