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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Tiere verwandelt wurden«, erklärte Scheherazade. »Viele meiner Geschichten enthalten mehr als nur ein Körnchen Wahrheit.«
    »Daran habe ich keinen Augenblick lang gezweifelt«, meinte Dunyazad voller Bewunderung. »Aber wo steckt nun dieses Hühnchen? Oder sollte ich besser die Dienerin sagen?«
    Doch seltsamerweise schien die Stimme des Huhns in dem Maße zu verklingen, wie Dunyazad dem verzauberten Tier näher kam.
    »Gaak!« hörten sie erneut das Rufen, und diesmal war es kaum lauter als ein Flüstern. »Gaak gaaak gaaaaaa...« Und dann löste sich das Gackern in nichts auf.
    Dunyazad drehte sich zu ihrer Schwester um und bedachte sie mit einem sorgenvollen Blick. »Hier ist kein Hühnchen! Das Tier ist auf die gleiche geheimnisvolle Weise verschwunden wie die Frau in Schwarz.«
    »Wirklich?« überlegte Scheherazade. »Nun, vielleicht haben wir es hier mit mehr als nur einem einfachen Verwandlungszauber zu tun.«
    Dunyazad schlang ängstlich die Arme um sich, und ein leichtes Zittern durchlief ihren Körper. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Uns bleibt nichts anderes übrig, als durchzuhalten«, lautete Scheherazades schlichte Antwort. »Unser Vater hat uns gelehrt, freundlich zu sein und stets die Wahrheit zu achten, und ich bin überzeugt davon, daß diese beiden Eigenschaften am Ende jede Macht, die sich uns entgegenstellt, überwinden werden.«
    Wie auf ein Stichwort ertönte daraufhin ein Klopfen an der Tür. Dunyazad ging, um zu öffnen, und entdeckte die Dienerinnen. Doch diese waren bei weitem nicht mehr so fröhlich wie sonst, und sie waren auch nur noch zu viert.
    Daher fragte Scheherazade sie: »Also ist wieder eine von euch in der Nacht verschwunden? Und als ihr euch am Morgen auf die Suche nach ihr machtet, da fandet ihr an ihrer Stelle ein Tier?«
    »Wie konntet Ihr das wissen?« rief die Oberste Dienerin verwundert. »Wir vermissen in der Tat eine unserer Schwestern, und als wir ihr Zimmer durchsuchten, entdeckten wir nur eine Ziege.«
    »Und nun, denke ich mir, ist auch die Ziege verschwunden«, fügte Scheherazade hinzu.
    »Wie konntet Ihr das wissen?« riefen alle vier Dienerinnen gleichzeitig.
    »Ja«, stimmte Dunyazad mit ein, »wie konntest du das wissen?«
    Doch Scheherazades Antwort war einleuchtend: »Es schien mir, als würde sich das Muster der Ereignisse der vergangenen Nacht wiederholen, denn immerhin sind beide Frauen Opfer derselben Schwarzen Magie geworden.«
    »Schwarze Magie?« rief eine der Dienerinnen erschrocken.
    »Dann sind die Gerüchte also wahr!« fügte eine andere hinzu.
    »Sulima ist zurückgekehrt!« seufzte eine dritte.
    »Seid still!« befahl die älteste ihnen in scharfem Ton. »Solche Gerüchte bewirken nur eines: Sie beunruhigen unnötig unsere Herrin und uns selbst. Wenn tatsächlich Schwarze Magie am Werke sein sollte, nun, dann werden wir lernen, auch damit zurechtzukommen, wie wir es mit den anderen seltsamen Dingen, die in diesem Palast vor sich gehen, auch getan haben.«
    »Aber könnt ihr denn nicht etwas gegen diese Magie unternehmen?« hakte Dunyazad nach. »Könnte Omar euch nicht beschützen?«
    »Vielleicht«, erwiderte eine der Dienerinnen. »Wenn er sich denn herablassen würde, uns zuzuhören, statt seine Gedichte zu rezitieren und sich an uns heranzumachen.«
    »Omar geht seine eigenen Wege«, fügte eine zweite grimmig hinzu.
    »Andererseits würde es ihm das größte Vergnügen bereiten, uns alle zu köpfen, sobald wir zu fliehen versuchten«, meinte die dritte.
    »Oft weist er darauf hin, daß Köpfen ein todsicheres Mittel ist, der Langeweile im Harem zu entkommen«, fuhr die erste Dienerin fort. »Und er spricht stets sehr sehnsuchtsvoll davon.«
    »Besser, in ein Hühnchen verwandelt werden, als ohne Kopf herumzulaufen«, faßte die älteste unter ihnen das Gesagte zusammen.
    »Man munkelt, die Mutter des Königs habe sich mit Magie beschäftigt«, warf eine der anderen ein.
    »Sie wäre eine nützliche Verbündete«, stimmte die zweite ihr zu, »wenn sie nur nicht so eifersüchtig auf jede andere Frau in der Stadt wäre.«
    »Vielleicht«, warf Dunyazad ein, »ist ja gerade sie es, die all diese verhängnisvollen Zaubersprüche wirkt.«
    »Das ist durchaus möglich«, stimmte ihr die älteste Dienerin zu. »Immerhin ist sie der festen Überzeugung, daß wir nur eins im Sinn haben, nämlich ihr den Sohn wegzuschnappen.«
    »Sie verdächtigt jede Frau, ihr den Sohn wegzunehmen«, stimmte eine ihrer Untergebenen zu.
    »Er ist

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