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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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endlich hielt meine Frau an und rief mit lauter Stimme: ›Wieder einmal bin ich meinem Elend entronnen und zu dir zurückgekommen, o mein Geliebter!‹
    Zur Begrüßung schlug ihr ein starker Hustenanfall entgegen, der so lange andauerte, daß ich mich wunderte, wie es dem Hustenden gelang, überhaupt noch Atem zu schöpfen.
    ›O mein Geliebter‹, rief meine Frau mit einem Lächeln auf den Lippen, ›du bist so überaus beredt!‹ Und dann hüpfte sie munter über die Haufen aus Abfall und verrottendem Gemüse, die jeden Zentimeter dieses Viertels zu bedecken schienen, bis sie zu einem kam, der auf den ersten Blick nichts anders als all die anderen aussah. Doch dann bemerkte ich, daß dieser mit einer Tür ausgestattet war.
    Im selben Augenblick wurde die hölzerne Tür aufgestoßen, und auf der Schwelle erschien ein Bursche, der in die zerlumptesten und schmutzigsten Gewänder gehüllt war, die man sich nur vorstellen kann. Es wäre überaus schwierig ihn zu beschreiben, ohne beleidigend zu werden. Er schien mir ein Mann ohne hervorstechende Merkmale zu sein, was wohl hauptsächlich daran lag, daß man seine Haut und seine Gesichtszüge unter all dem Dreck gar nicht mehr erkennen konnte.
    ›Vorsichhh!‹ sagte er, als er meine Frau sah. Zumindest klang es so ähnlich. Die Laute, die er ausstieß, hörten sich wie eine Mischung aus Räuspern und dem Ausspucken einer nicht unbeträchtlichen Menge Schleim an. ›Garrr Schnorkarrr!‹
    ›Ach, es ist so schön, endlich wieder in deiner Nähe zu sein, nachdem ich so viel Zeit mit meinem elenden Ehemann verbringen mußte‹, erwiderte meine Frau verzückt. ›Er ist so abstoßend sauber!‹
    Der schmutzstarrende Kerl spie einen dicken Klumpen Schleim aus, und nur wenige Sekunden später war er einen Schritt vorgetreten und hatte seine Arme um meine Frau gelegt. ›Schnarr Gaarkel!‹ grunzte er, während seine knorrigen Hände eine Dreckspur entlang des Saums ihres Kleides hinterließen.
    Als sie dies hörte, runzelte meine Frau die Stirn. ›Ich weiß, wie sehr es dir zu Herzen geht, wenn ich nicht öfter kommen kann. Aber es ist schwer, mir ein paar freie Stunden zu machen.‹
    ›Schrrrack barrr schrrack!‹ entgegnete er barsch. Matschige Bruchstücke halbzerkauten Essens trieften an seinen Lippen herunter.
    Als sie das sah, drückte meine Frau zärtlich ihren Mund auf den seinen, und wenige Augenblicke später kaute sie genüßlich an dem, was sie dort gefunden hatte. ›Ach, du bist einmalig! Niemand ist so schmutzig wie du.‹
    ›Harrf Graffel!‹ meinte er, während größere Mengen Speichel sich ihren Weg von seinen Mundwinkeln zum Kinn hin bahnten.
    ›O wie köstlich!‹ rief meine Frau. ›Mein Mann hat immer so ein ekelhaft trockenes Kinn. Ach, darf ich bitte deinen Geifer ablecken?‹
    ›Schnarr Glabbel!‹ antwortete der Mann, und dicke Schaumbläschen bildeten sich auf seinen Lippen. Meine Frau beugte sich schnell vor und leckte geschickt jeden einzelnen Tropfen von seinem Kinn.
    ›Das macht mich nur noch gieriger‹, stöhnte meine Frau lüstern. ›Deine Nase gehört mir!‹
    Und bevor sich der schmutzige Bursche abwenden konnte, hatte meine Frau seine Nase in den Mund genommen und begann in tiefen Zügen und mit schmatzenden Geräuschen daran zu saugen.
    Als sie fertig war, schnalzte sie genüßlich mit den Lippen. ›Unvergleichlich! Nichts, was die Palastküche zu bieten hat, erfüllt mich mit solcher Befriedigung! Es schmeckt so nahrhaft und salzig!‹
    Der vor Dreck starrende Mann redete plötzlich mit einer ganz anderen Stimme, die sowohl sanfter als auch verständlicher war.
    ›Danke vielmals. Mein Zorn verraucht stets, sobald du mir die Nase freigemacht hast. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun sollte.‹
    ›Dann laß uns ins Bett gehen‹, meinte meine Frau in einem Ton, der jeder einzelnen Silbe mehr Zweideutigkeit verlieh als allem, was sie bisher zu mir im Verlauf unserer Ehe gesagt hatte. Daraufhin verschwanden die beiden in der müllbedeckten Hütte. So leise ich konnte, folgte ich ihnen und versteckte mich in einem der vielen Schatten, die es drinnen gab, denn der Raum war nicht nur mit Unrat angefüllt, sondern auch stockdunkel.
    Ich sah zu, wie meine Frau ihren Geliebten durch das Zimmer führte. Während er sich bewegte, fielen Stücke seiner zerlumpten Kleider von ihm ab, zusammen mit anderen Dingen, die ich nicht genau erkennen konnte: Fliegen vielleicht oder auch Hautfetzen und Haare. Als sie die gegenüberliegende Wand

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