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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Scheherazade, eine dieser Bedingungen, die auch die Dschinns in ihren Geschichten zu stellen pflegten.
    »War ich nicht mitten in einer Geschichte, als du mich unterbrochen hast?« fragte sie daher kühn, aber in beschwichtigendem Ton. Viele ihrer Zuhörer – einschließlich Aladin und der über hundert Bewohner des Palastes der Schönen Frauen – spendeten ihr ermutigenden Beifall. »Wenn du dich im Augenblick nicht gut unterhalten fühlst, ist das allein deine Schuld.«
    Der Dschinn antwortete nicht sofort, sondern grummelte zuerst noch eine Weile in sich hinein, was in etwa wie entferntes Erdbeben klang.
    »NUN, ICH DENKE, ICH FÜHLE MICH EINFACH NICHT WOHL, WENN ICH NICHT AB UND ZU EIN PAAR DROHUNGEN AUSSTOSSEN KANN«, gab Ozzie schließlich zu. »ZWEIFELLOS EINE ALTE ANGEWOHNHEIT VON UNS DSCHINNS. ICH BITTE DICH, FAHRE FORT.«
    Scheherazade nickte freundlich, als bekäme sie die Drohungen des mächtigen Geistes jeden Tag zu hören, und griff ihre Geschichte wieder auf:
     
    SCHEHERAZADE ERZÄHLT WEITER
    VON IHRER FLUCHT
     
    So kam es also, daß Scheherazade und Omar gemeinsam vor dieser immer chaotischer werdenden Szene flohen, eilig die inneren Gemächer des Königs hinter sich ließen, dann die äußeren, bis sie schließlich zu der großen Doppeltür kamen, die den Eingang zum Palast bildete.
    Hier fanden sie ihren Weg von zwei gekreuzten Lanzen versperrt.
    »Wohin lauft Ihr so schnell?« wandte sich der Anführer der Wache an Scheherazade.
    Omar antwortete an ihrer Stelle: »Ihr solltet lieber fragen, wovor wir so schnell davonlaufen.«
    »Dafür werde ich dich umbringen!« ertönte hinter ihnen Sulimas Stimme aus den Gemächern des Königs.
    »Mein Sohn ist der einzige, der hier für das Umbringen zuständig ist!« erwiderte die Sultana hartnäckig.
    Die dritte Stimme, die eher dem Heulen eines Wüstentieres ähnelte, war zweifellos die des Königs.
    »Ich fürchte, es würde mein Leben kosten, bliebe ich noch länger in diesen Gemächern«, meinte Scheherazade.
    »Shahryar!« tönte Sulimas Stimme hinter ihnen. »Bei all der Macht, die ich über dich habe, reiß diese Frau in Stücke!«
    »Shahryar!« befahl die Sultana im Gegenzug. »Bei all der Liebe deiner Mutter, nimm diese edlen Schwerter und hacke diese Furie in tausend Stücke!«
    Vom König war inzwischen nur noch ein jammerndes, unverständliches Gestammel zu hören.
    Der Wachposten, den Scheherazade inzwischen schon so gut kannte, wechselte mit seinem Kameraden einen vielsagenden Blick. »Verspürst du den Wunsch, nachzusehen, was da drinnen vor sich geht?«
    »Wenn das tatsächlich eine Frage und kein Befehl ist«, meinte der zweite Soldat nach einigem Überlegen, »würde meine Antwort eher nein lauten.«
    »Wie wäre es dann, wenn du den Rest unserer Kameraden im Wachhaus zusammenrufen würdest«, schlug der erste Wachposten vor, »um dann gemeinsam mit ihnen die Sache anzugehen?«
    Bevor der zweite Soldat eine Antwort geben konnte, schallte ihnen eine neue Salve von Schreien und Flüchen aus dem Innern der königlichen Gemächer entgegen.
    »Ausgezeichnete Idee!« meinte der zweite Wachposten rasch und klang schon sehr viel williger. »Ich werde mich sofort auf den Weg machen! Natürlich wird es eine Weile dauern, bis ich alle versammelt habe. Vielleicht werde ich ein paar Männer vorschicken, während ich zurückbleibe, um auf die Nachzügler zu warten und...«
    Doch da war er schon um die nächste Ecke verschwunden und außer Hörweite.
    Der verbliebene Wachposten wandte sich wieder an Scheherazade. »Ich konnte nicht frei reden, solange er noch da war. Ihr sagt, Ihr würdet es nicht wagen, noch länger in diesen Gemächern zu verweilen?« Der Soldat nickte grimmig. »Obwohl es meinen Kopf kosten könnte, sehe ich mich gezwungen, Euch zuzustimmen.«
    »Dann werdet Ihr uns passieren lassen?« rief Omar, und dicke Freudentränen rollten ihm über die Wangen. »Ich glaube, solch unvergleichliche Großzügigkeit verlangt nach einem Gedicht!«
    Scheherazade ignorierte diese Drohung und fragte statt dessen: »Wie lautet der Name unseres Retters?«
    »Ich heiße Hassan«, antwortete der Wachposten und verbeugte sich leicht.
     Scheherazade mußte zugeben, daß er mit einem ausgesprochen hinreißenden Lächeln ausgestattet war. Es war eine Schande, daß sie schon verheiratet war. Aber sie hatte bereits viel zu viele Geschichten über Ehebrecherinnen erzählt, um sich selbst auf ein solches Abenteuer einzulassen.
    »Ich fürchte, daß ich aus

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