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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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zusammen.
    Omar lächelte weiterhin sein süßliches Lächeln, doch stand ihm jetzt der Schweiß auf der Stirn.
    Wieder ergriff er das Wort, während er seine beiden kleinen Finger gen Himmel reckte.
     
    Der Harem der Frauen
    Ist ein friedliches Haus,
    Drum such alles Üble
    Und tilge es aus.
     
    Zu seiner Überraschung nickten beide Frauen zustimmend.
    »Ja, ich werde dich austilgen!« verkündete Sulima und schritt auf die Sultana zu.
    »Nicht, bevor ich dich ausgetilgt habe!« erwiderte die Sultana und hob die Fäuste.
    Und so kam es zwischen der Dschinnin und der Mutter des Königs zu einem gnadenlosen Faustkampf. Sulima war sehr schnell, und ihre Schläge folgten dicht aufeinander, doch das Gewicht der Sultana machte dies wieder wett. Sie stand wie ein Fels in der Brandung, und zumindest für den Augenblick sah es nach einem Unentschieden aus.
    Stöhnend versuchte Shahryar wieder vom Boden aufzustehen, und sein Kinn befand sich plötzlich auf gleicher Höhe mit den fliegenden Fäusten.
    Sulima traf ihn mit einer geraden Rechten, hinter der all der Zorn einer Dschinnin steckte, und die Sultana traf ihn mit einer schwungvollen Linken, angetrieben von der Kraft einer verzweifelten Mutter.
    Der König stöhnte noch einmal, während er erneut zu Boden sank.
    Sogar Omar trat ein paar Schritte zurück, während er hastig Strophe Nummer drei vortrug:
     
    Wahrhaft stolz, diese Frau 'n!
    Und welch nobler Sinn!
    Doch jetzt entschuldigt mich bitte,
    Ich muß dringend wo hin.
     
    Und dann drehte Omar sich um und machte, daß er davonkam.
    Sein massiger Körper verdeckte den anderen die Sicht, und so war er der einzige, der bemerkte, daß Scheherazade dieselbe Idee wie er gehabt hatte und nun vor ihm her durch die Gemächer des Königs lief.
    Hinter sich konnten die beiden Flüchtenden hören, wie die Sultana Sulima verfluchte und Sulima die Sultana.
    Alles, was von Shahryar zu hören war, war ein lautes Stöhnen.

Das 22. der 35 Kapitel,
    in dem man vom Geraufe
    in den Regen kommt.
     
    Als Scheherazade in jener großen Höhle, in der sie sich in letzter Zeit aufgehalten und ihre Geschichte erzählt hatte, innehielt, um Atem zu schöpfen, wurde sie von der dröhnenden Stimme des gewaltigen Dschinns unterbrochen.
     
    OZZIE UNTERBRICHT DIE GESCHICHTE
     
    »DAMIT IST DEINE GESCHICHTE ALSO ZU ENDE?« erklang Ozzies Stimme über ihnen.
    »Aber ganz sicher nicht«, erwiderte Scheherazade gelassen, denn wenn man sich bereits einem schwertschwingenden Ehemann und – was noch viel schlimmer ist – dessen Mutter gegenübergesehen hat, verblaßt die einschüchternde Wirkung einer donnernden Geisterstimme recht schnell. »Meine Geschichte wird nur mit mir den Palast verlassen und sich bis zu diesem Moment fortsetzen, schließlich ist es meine eigene Geschichte, die ich hier erzähle.«
    »Und du erzählst sie sehr gut«, meinte der junge gewitzte Mann mit Namen Achmed, »und auch sehr lange. Obwohl du die Geschichten von mehreren Abenden erzählt hast, hast du noch nicht eine einzige Pause eingelegt.«
    »ZEIT SPIELT FÜR EINEN DSCHINN KEINE ROLLE«, erklärte Ozzie. »EIN PAAR MAGISCHE TRICKS, UND IHR KÖNNT EURE GESCHICHTEN BIS IN ALLE EWIGKEIT ERZÄHLEN.«
    »Dieses Gefühl habe ich in der Tat hin und wieder«, murmelte der Mann mit Namen Sindbad, der früher einmal ein Lastenträger gewesen war, bevor er sein Leben der Aufgabe gewidmet hatte, der Königin der Affen zu entfliehen.
    »IHR WAGT ES, OZZIE ZU KRITISIEREN?« brüllte der Dschinn .
    »Aber nie im Leben«, versicherte der alte Mann, der sich Harun al Raschid nannte. »Wir wollen höchstens andeuten, daß es dieser Frau hier doch auch einmal vergönnt sein sollte, einen Moment auszuruhen.«
    »NUN, VIELLEICHT«, erwiderte der Dschinn unsicher.
    »Und ich könnte euch alle in der Zwischenzeit ein wenig unterhalten«, fuhr der alte Mann fort, »indem ich euch die Geschichte vom magischen Pups erzähle und wie er ein ganzes Königreich in eine Krise stürzte.«
    »VIELLEICHT ABER AUCH NICHT«, erwiderte Ozzie schnell. Jede Unsicherheit schien verflogen zu sein.
    »Was verlangst du denn von uns?« wollte die holde Marjanah, Ali Babas Dienerin, wissen, die sich mit dem jungen Achmed, was Gewitztheit betraf, durchaus messen konnte.
    »IHR SEID HIER, UM MIR MIT EUREN GESCHICHTEN DIE ZEIT ZU VERTREIBEN«, antwortete Ozzie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »WENN EUCH DAS GELINGT, KÖNNTE ES SEIN, DASS ICH EUCH NOCH EINE WEILE LEBEN LASSE.«
    Aha, dachte

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