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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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klingelt.«
    »Du musst dich aus der Sache raushalten, Jane.«
    »Ich stecke doch schon mittendrin.«
    »Du hast Regina. Du bist jetzt Mutter.«
    »Aber ich bin nicht tot. Hast du gehört? Ich – bin – nicht –
tot.
«
    Ihre Worte schienen in der Luft zu hängen, und das Echo ihres Wutausbruchs hallte nach wie ein Beckenschlag. Regina hörte plötzlich auf zu trinken und starrte ihre Mutter mit weit aufgerissenen Augen an. Der Kühlschrank ratterte einmal und verstummte.
    »Das habe ich auch nie behauptet«, sagte Gabriel leise.
    »Aber ich könnte ebenso gut tot sein, wenn man dich so reden hört.
Oh, du hast schließlich Regina. Du hast jetzt eine viel wichtigere Aufgabe. Du musst zu Hause bleiben und Milch produzieren und dein Gehirn vergammeln lassen.
Ich bin Polizistin, und ich muss wieder arbeiten dürfen. Die Arbeit fehlt mir. Herrgott, mir fehlt schon das Geräusch meines verdammten Piepsers!« Sie holte tief Luft, setzte sich an den Küchentisch und ließ die Luft in einem frustrierten Schluchzer entweichen. »Ich bin Polizistin«, flüsterte sie.
    Er setzte sich ihr gegenüber. »Das weiß ich doch.«
    »Das glaube ich kaum.« Sie wischte sich mit der Hand übers Gesicht. »Dir ist überhaupt nicht klar, wer ich eigentlich bin. Du glaubst, du hast jemand anderen geheiratet – die perfekte Mama.«
    »Ich weiß genau, wen ich geheiratet habe.«
    »Das Leben ist manchmal ganz schön fies, wie? Und ich auch.«
    »Na ja.« Er nickte. »Manchmal schon.«
    »Du kannst nicht sagen, dass ich dich nicht gewarnt hätte.« Sie stand auf. Regina war immer noch merkwürdig still und starrte Jane an, als fände sie Mama plötzlich doch interessanter als das Fläschchen. »Du weißt, wer ich bin, und du hast von Anfang an gewusst, dass du mich so nehmen musst, wie ich bin – oder eben gar nicht.« Sie ging zur Tür.
    »Jane.«
    »Regina braucht eine neue Windel.«
    »Verdammt, du läufst vor einem Streit davon.«
    Sie wandte sich zu ihm um. »Ich bin noch nie vor irgendeiner Auseinandersetzung davongelaufen.«
    »Dann setz dich her zu mir. Denn ich laufe nicht vor dir weg, und ich habe es auch nicht vor.«
    Einen Moment lang sah sie ihn einfach nur an. Und sie dachte: Das ist so schwer. Verheiratet zu sein, ist so schwer, und es macht mir Angst. Er hat Recht. Ich würde wirklich am liebsten davonlaufen. Irgendwohin flüchten, wo niemand mir weh tun kann.
    Sie zog den Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich.
    »Es
hat
sich etwas geändert, weißt du«, sagte er. »Es ist nicht mehr so wie früher, als du Regina noch nicht hattest.«
    Sie gab keine Antwort, immer noch verärgert, weil er ihr bestätigt hatte, dass sie fies sei. Auch wenn es die Wahrheit war.
    »Wenn dir jetzt etwas zustößt, bist du nicht die Einzige, die darunter leidet. Du hast eine Tochter. Du musst auf andere Menschen Rücksicht nehmen.«
    »Ich habe mich für die Mutterschaft entschieden, nicht für einen Hausarrest.«
    »Willst du etwa sagen, du bereust, dass wir sie bekommen haben?«
    Sie sah Regina an. Ihre Tochter starrte mit großen Augen zu ihr auf, als verstünde sie jedes Wort, das gesprochen wurde. »Nein, natürlich nicht. Es ist nur …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin mehr als nur ihre Mutter. Ich bin auch noch
ich.
Aber ich verliere mich, Gabriel. Jeden Tag habe ich das Gefühl, ein Stückchen mehr zu verschwinden. Wie die Grinsekatze in
Alice im Wunderland.
Von Tag zu Tag fällt es mir schwerer, mich daran zu erinnern, wer ich einmal war. Und dann kommst du heim und gehst gleich in die Luft, weil ich dieses Inserat aufgegeben habe. Was, wie du zugeben musst, eine geniale Idee ist. Und ich denke: Okay, jetzt bin ich wirklich endgültig verloren. Sogar mein eigener Mann hat vergessen, wer ich bin.«
    Er beugte sich vor, und sein Blick durchbohrte sie wie ein Laserstrahl. »Weißt du, wie es mir gegangen ist, als du dort im Krankenhaus gefangen gehalten wurdest? Hast du irgendeine Vorstellung davon? Du hältst dich für so tough. Aber wenn dir etwas zustößt, bist du nicht die Einzige, die bluten muss, Jane. Sondern ich auch. Denkst du
überhaupt
auch mal an mich?«
    Sie schwieg.
    Er lachte, doch es klang eher wie der Klagelaut eines verwundeten Tieres. »Ja, ich bin schon eine Nervensäge; dauernd versuche ich, dich vor dir selbst zu schützen. Aber irgendjemand muss es schließlich tun, denn du bist selbst deine schlimmste Feindin. Du versuchst am laufenden Band, dich zu beweisen. Du bist immer noch Frankie Rizzolis

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