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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Schallschutzplatten.
Konzentriere dich auf einen bestimmten Punkt. Den Schmerz mit dem Geist besiegen.
Die Decke verschwamm vor ihren Augen, der dunkle Fleck schien in einem unruhigen Meer von Weiß zu treiben. Vom bloßen Hinsehen wurde ihr schon schlecht. Sie schloss die Augen wie eine seekranke Schiffspassagierin, der sich vom Schaukeln der Wellen der Kopf dreht.
    Erst als die Wehe nachzulassen begann, als der Schmerz seinen Griff endlich lockerte, schlug sie die Augen wieder auf. Wie zuvor richtete sie den Blick auf die Decke. Irgendetwas hatte sich verändert. Neben dem dunklen Fleck war jetzt ein kleines Loch zu sehen, kaum zu unterscheiden von den Poren der Schallschutzplatte.
    Sie warf Gabriel einen Blick zu, doch er sah nicht in ihre Richtung. Er war voll und ganz auf den Mann konzentriert, der ihm gegenübersaß.
    Joe fragte: »Glauben Sie, dass ich verrückt bin?«
    Gabriel betrachtete ihn einen Moment. »Ich bin kein Psychiater. Ich kann das nicht beurteilen.«
    »Sie sind hierher gekommen in der Erwartung, einen Irren anzutreffen, der mit einer Knarre herumfuchtelt, nicht wahr?« Er beugte sich vor. »Das haben sie Ihnen doch erzählt. Seien Sie ehrlich.«
    »Soll ich wirklich ehrlich sein?«
    »Absolut.«
    »Sie haben mir gesagt, dass ich es mit zwei Terroristen zu tun hätte. Das wollten sie mich glauben machen.«
    Joe lehnte sich zurück. Seine Miene war grimmig. »So werden sie es also beenden«, sagte er leise. »Natürlich. Das sieht ihnen ähnlich, es so zu beenden. Welche Art von Terroristen sollen wir denn sein?« Er sah zu Olena hinüber, dann lachte er. »Ach so. Wahrscheinlich tschetschenische.«
    »Ja.«
    »Wer hat das Kommando – John Barsanti?«
    Gabriel runzelte die Stirn. »Sie kennen ihn?«
    »Er ist uns schon seit Virginia auf der Spur. Wo wir auch hingehen, überall taucht er auf. Ich wusste, dass er auch hier aufkreuzen würde. Er kann es sicher kaum erwarten, uns in Leichensäcke zu verpacken.«
    »Sie müssen nicht sterben. Geben Sie mir Ihre Waffen, und dann gehen wir alle zusammen hinaus. Keine Schüsse, kein Blutvergießen. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Ja, tolle Garantie.«
    »Sie haben mich hier hereingelassen. Das bedeutet, dass Sie mir bis zu einem gewissen Grad vertrauen.«
    »Ich kann es mir nicht leisten, irgendwem zu vertrauen.«
    »Wieso bin ich dann hier?«
    »Weil ich mich weigere, den Löffel abzugeben, solange es nicht wenigstens einen Funken Hoffnung auf Gerechtigkeit gibt. Wir haben versucht, mit der Sache an die Presse zu gehen. Wir haben ihnen die verdammten Beweise auf den Tisch gelegt. Aber kein Schwein hat sich dafür interessiert.« Er sah Olena an. »Zeig Ihnen deinen Arm. Zeig ihnen, was Ballentree mit dir gemacht hat.«
    Olena zog den Ärmel über den Ellbogen und deutete auf eine gezackte Narbe.
    »Sehen Sie es?«, fragte Joe. »Was sie ihr in den Arm eingepflanzt haben?«
    »Ballentree? Meinen Sie etwa das Rüstungsunternehmen?«
    »Neueste Mikrochiptechnologie. Eine Methode, mit der Ballentree sein Eigentum jederzeit aufspüren kann. Sie war ein Stück menschliches Frachtgut, direkt aus Moskau importiert. Ein kleines Nebengeschäft, das Ballentree betreibt.«
    Jane blickte wieder zur Decke auf. Plötzlich bemerkte sie, dass noch weitere Löcher in den Schallschutzplatten aufgetaucht waren. Sie sah zu den beiden Männern hinüber, doch sie waren immer noch ganz aufeinander konzentriert. Niemand sonst schaute nach oben; niemand sonst sah, dass die Decke schon fast wie ein Sieb durchlöchert war.
    »Es geht hier also letztlich um ein Rüstungsunternehmen?«, fragte Gabriel. Seine Stimme war vollkommen ruhig, sein Ton verriet nichts von der Skepsis, die er gewiss empfand.
    »Nicht einfach irgendein Rüstungsunternehmen. Wir sprechen von der Ballentree Company. Beste Verbindungen zum Weißen Haus und zum Pentagon. Wir sprechen von Topmanagern, die jedes Mal, wenn unser Land in den Krieg zieht, Milliarden von Dollars verdienen. Was glauben Sie denn, wieso Ballentree fast jeden Großauftrag an Land zieht? Weil denen das Weiße Haus
gehört.
«
    »Ich sag’s Ihnen nur ungern, Joe, aber das ist nicht gerade eine neue Verschwörungstheorie. Ballentree ist doch inzwischen jedermanns liebster Buhmann. Eine Menge Leute brennen darauf, den Konzern zu Fall zu bringen.«
    »Aber Olena kann es tatsächlich schaffen.«
    Gabriel sah die Frau an. Sein Blick verriet Skepsis. »Wie?«
    »Sie weiß, was Ballentree in Ashburn getan hat. Sie weiß, was das für Menschen

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