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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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du zusehen, dass du ihr die jungen Burschen vom Leib hältst.«
    »Sechzehn?« Jane schnaubte verächtlich. »Dad, bis dahin ist das Kind doch längst in den Brunnen gefallen.«
    »Was erzählst du denn da? Soll das heißen, als du sechzehn warst …«
    »… und wie willst du sie eigentlich nennen, Schatz? Ich kann’s nicht glauben, dass ihr noch gar keinen Namen ausgesucht habt.«
    »Wir überlegen noch.«
    »Was gibt’s denn da zu überlegen? Nenn sie nach deiner Großmutter Regina.«
    »Sie hat schließlich auch noch eine andere Großmutter«, gab Frank zu bedenken.
    »Wie kann man ein Mädchen denn Ignatia nennen?«
    »Für meine Mutter war der Name gut genug.«
    Jane blickte zu Gabriel hinüber und sah, dass er wieder zum Fenster hinausschaute.
Er denkt immer noch über Joseph Roke nach. Zerbricht sich immer
noch den Kopf über seinen Tod.
    Es klopfte erneut, und wieder erschien ein vertrautes Gesicht in der Tür. »Hey, Rizzoli!«, sagte Vince Korsak. »Na, schon wieder rank und schlank?« Er kam herein, in der Hand die Schnüre von drei bunten Luftballons, die über seinem Kopf tanzten. »Wie geht’s, Mrs. Rizzoli? Mr. Rizzoli? Darf man den frisch gebackenen Großeltern gratulieren?«
    »Detective Korsak«, sagte Angela. »Sind Sie hungrig? Ich habe Janes Lieblingsspaghetti mitgebracht. Und wir haben Pappteller da.«
    »Na ja, eigentlich bin ich auf Diät, Ma’am.«
    »Es sind Spaghetti mit Lamm.«
    »Oh, Sie sind ja eine ganz Schlimme – wollen mich dazu verführen, meine Diät zu unterbrechen!« Korsak wedelte mit einem Wurstfinger vor ihrem Gesicht herum, und Angela reagierte mit einem schrillen, mädchenhaften Lachen.
    Mein Gott, dachte Jane. Korsak flirtet mit meiner Mutter. Ich glaube nicht, dass ich mir das mit ansehen will.
    »Frank, würdest du bitte die Pappteller auspacken? Sie sind im Rucksack.«
    »Es ist doch erst zehn. Noch längst nicht Mittagessenszeit.«
    »Detective Korsak ist hungrig.«
    »Er hat dir gerade gesagt, dass er auf Diät ist. Wieso hörst du nicht auf ihn?«
    Wieder klopfte es an der Tür. Diesmal war es eine Krankenschwester, die einen Stubenwagen hereinrollte. Sie schob ihn an Janes Bett und erklärte: »Zeit für einen Besuch bei Mama.« Sie hob den in Windeln gewickelten Säugling heraus und legte ihn Jane in den Arm.
    Angela stürzte sich wie ein ausgehungerter Geier auf sie.
    »Ooh, schau sie dir nur an, Frank! O Gott, sie ist ja so ein Schatz! Sieh nur, dieses entzückende Gesichtchen!«
    »Wie soll ich denn was sehen, wenn du so über ihr hängst?«
    »Sie hat den Mund von meiner Mutter …«
    »Na, da kann man aber auch mächtig stolz drauf sein.«
    »Janie, du solltest sie jetzt stillen. Du musst schon mal üben, bevor die Milch einschießt.«
    Jane ließ den Blick über die Zuschauer wandern, die sich um ihr Bett drängten. »Ma, das ist mir ein bisschen unangenehm …« Sie hielt inne und sah auf das Baby hinab, das plötzlich zu schreien begann.
Was soll ich denn jetzt machen?
    »Vielleicht hat sie ja Blähungen«, meinte Frank. »Babys kriegen immer Blähungen.«
    »Oder sie hat Hunger«, mutmaßte Korsak, der wohl von sich auf andere schloss.
    Das Baby schrie nur noch lauter.
    »Komm, ich nehme sie«, sagte Angela.
    »Wer ist denn hier die junge Mama?«, fragte Frank. »Sie braucht Übung.«
    »Man lässt ein Baby nicht einfach so schreien.«
    »Vielleicht hilft’s, wenn du ihr den Finger in den Mund steckst«, sagte Frank. »So haben wir es bei dir immer gemacht, Janie. Siehst du, so …«
    »Halt!«, fuhr Angela dazwischen. »Hast du dir die Hände gewaschen, Frank?«
    Das Klingeln von Gabriels Handy wäre in dem Tohuwabohu beinahe untergegangen. Jane blickte sich zu ihrem Mann um, als er das Gespräch annahm, und beobachtete, wie er mit ernster Miene auf seine Uhr sah. Sie hörte ihn sagen: »Ich kann im Moment nicht hier weg. Warum fangt ihr nicht schon mal ohne mich an?«
    »Gabriel?«, fragte Jane. »Wer ist dran?«
    »Maura fängt jetzt mit der Autopsie von Olena an.«
    »Du solltest hingehen.«
    »Ich will dich aber nicht allein lassen.«
    »Nein, du musst unbedingt hingehen.« Das Baby schrie jetzt noch lauter und wand sich, als wollte es mit aller Gewalt aus den Armen seiner Mutter entfliehen. »Einer von uns sollte dabei sein.«
    »Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?«
    »Du siehst doch, wie viel Gesellschaft ich hier habe. Nun
geh
schon.«
    Gabriel beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss. »Bis dann«, murmelte er. »Ich liebe

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