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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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hängen geblieben, und es liegen retroperitoneale Blutungen vor.« Der Bauchraum war nun von den meisten Organen befreit, und Maura blickte in eine fast leere Höhle. »Könnten Sie mal die Abdominal- und Thoraxaufnahmen aufhängen? Ich will nur rasch die Positionen dieser zwei anderen Projektile vergleichen.«
    Yoshima ging zum Leuchtkasten, nahm die Schädelaufnahmen ab und hängte einen neuen Satz Röntgenbilder auf. Man sah die geisterhaften Schatten von Herz und Lungen durch die Gitterstäbe des Rippenkäfigs schimmern. Dunkle Gaseinschlüsse reihten sich in den Darmschlingen aneinander wie Autos, die sich in einem Tunnel stauen. In deutlichem Kontrast zu dem weicheren, verschwommenen Hintergrund der Organe zeichneten sich die Geschosse wie helle Splitter vor der Lendenwirbelsäule ab.
    Gabriel starrte die Bilder eine Zeit lang an, und sein Blick verengte sich plötzlich, als ihm einfiel, was Joe ihm erzählt hatte. »Von den Armen gibt es keine Aufnahmen?«, fragte er.
    »Außer bei offensichtlichen Verletzungen machen wir normalerweise keine Röntgenaufnahmen der Gliedmaßen«, erklärte Yoshima.
    »Das sollte man aber vielleicht tun.«
    Maura blickte auf. »Wieso?«
    Gabriel ging zum Tisch zurück und betrachtete Olenas linken Arm. »Sieh dir diese Narbe an. Was hältst du davon?«
    Maura ging um den Tisch herum und trat an die linke Seite der Leiche, um den Arm zu untersuchen. »Ich sehe sie – direkt oberhalb des Ellbogens. Sie ist gut verheilt. Ich kann keine Massen tasten.« Sie sah Gabriel fragend an.
    »Was ist damit?«
    »Es geht um etwas, was Joe mir gesagt hat. Ich weiß, es klingt verrückt.«
    »Was?«
    »Er behauptete, man hätte ihr einen Mikrochip in den Arm eingepflanzt. Genau hier, unter der Haut. Um sie jederzeit orten zu können.«
    Einen Moment lang starrte Maura ihn nur an. Dann lachte sie plötzlich auf. »Das ist aber keine sehr originelle Wahnvorstellung.«
    »Ich weiß. Ich weiß, wie sich das anhört.«
    »Es ist ein Klassiker. Der von der Regierung eingepflanzte Mikrochip.«
    Gabriel wandte sich ab und warf noch einmal einen Blick auf die Röntgenaufnahmen. »Was glaubst du, wieso Barsanti so erpicht darauf war, die Leichen abzutransportieren? Was denkt er wohl, was du bei der Autopsie finden könntest?«
    Maura schwieg, den Blick auf Olenas Arm geheftet.
    »Ich kann den Arm jetzt gleich röntgen«, sagte Yoshima.
    »Das dauert nur ein paar Minuten.«
    Maura seufzte und streifte ihre blutverschmierten Handschuhe ab. »Es ist ziemlich sicher reine Zeitverschwendung, aber von mir aus können wir die Frage auch gleich an Ort und Stelle klären.«
    Im Vorraum, geschützt hinter Bleiplatten, beobachteten Maura und Gabriel durch das Sichtfenster, wie Yoshima den Arm der Leiche auf der Filmkassette platzierte und den Kollimator ausrichtete. Maura hat Recht, dachte Gabriel; das ist vermutlich die reinste Zeitverschwendung, aber ich muss einfach wissen, wo die Grenze zwischen berechtigter Angst und Paranoia, zwischen Wahrheit und Wahnvorstellung verläuft. Er sah Maura nach der Uhr an der Wand schielen und wusste, dass sie es kaum erwarten konnte, die Obduktion fortzusetzen. Der wichtigste Teil – die Sektion von Kopf und Hals – stand noch aus.
    Yoshima zog die Filmkassette heraus und verschwand in der Dunkelkammer.
    »Okay, er ist fertig. Gehen wir wieder an die Arbeit«, sagte Maura. Sie zog neue Handschuhe an und trat ans Kopfende des Tisches. Ihre Finger glitten durch das wirre schwarze Haar der Toten, als sie den Schädel abtastete. Dann trennte sie mit einem sauberen Schnitt die Kopfhaut auf. Er konnte kaum mit ansehen, wie diese schöne Frau so verstümmelt wurde. Ein hübsches Gesicht wie dieses war auch nicht mehr als Haut und Muskeln und Knorpel, und es bot dem Skalpell der Pathologin kaum Widerstand. Maura packte die Kopfhaut an der Schnittstelle und zog sie nach vorn ab, bis das lange Haar wie ein Vorhang über das Gesicht fiel.
    Yoshima kam aus der Dunkelkammer. »Dr. Isles?«
    »Aufnahme fertig?«
    »Ja. Und da ist etwas zu sehen.«
    Maura blickte auf. »Was?«
    »Sie können es direkt unter der Haut erkennen.« Er klemmte die Röntgenaufnahme an den Leuchtkasten. »Das da«, sagte er und zeigte darauf.
    Maura trat näher und betrachtete schweigend den dünnen weißen Streifen, der sich durch das weiche Gewebe zog. Kein natürliches Objekt konnte derart gerade und gleichförmig sein.
    »Es ist etwas Künstliches«, stellte Gabriel fest. »Glaubst du …«
    »Das ist kein

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