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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sollte noch eine Runde schlafen.«
    »Ich kann nicht.«
    »Das ist vielleicht für lange Zeit unsere letzte Chance, richtig auszuschlafen. Wenn wir das Baby erst mal zu Hause haben, werden wir nicht mehr viel Schlaf kriegen.«
    »Ich muss es jetzt wissen, Gabriel. Du hast mir noch nicht erzählt, was passiert ist.«
    Sein Lächeln schwand. Er setzte sich auf und rieb sich das Gesicht. Mit einem Mal wirkte er gealtert und unendlich erschöpft. »Sie sind tot.«
    »Beide?«
    »Sie wurden beim Sturm auf das Gebäude erschossen. Das hat Captain Hayder mir berichtet.«
    »Wann hast du mit ihm gesprochen?«
    »Er ist gestern Abend noch vorbeigekommen. Du hast schon geschlafen, und ich wollte dich nicht wecken.«
    Sie ließ den Kopf auf das Kissen sinken und starrte zur Decke empor. »Ich versuche, mich zu erinnern. Mein Gott, wieso kann ich mich an nichts erinnern?«
    »Das kann ich auch nicht, Jane. Sie haben da drin Fentanylgas eingesetzt. Das haben sie Maura gesagt.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Du hast es also nicht selbst mit angesehen? Du weißt nicht, ob Hayder dir die Wahrheit gesagt hat?«
    »Ich weiß, dass Joe und Olena tot sind. Die Rechtsmedizin hat ihre Leichen beschlagnahmt.«
    Jane verstummte für eine Weile, während sie sich ihre letzten Minuten in jenem Zimmer ins Gedächtnis zu rufen versuchte. Sie erinnerte sich, dass Gabriel und Joe einander gegenübergesessen und miteinander geredet hatten. Joe wollte uns etwas erzählen, dachte sie. Aber sie haben ihn nicht ausreden lassen …
    »Musste es so enden?«, fragte sie. »Mussten sie beide dabei umkommen?«
    Er stand auf, trat ans Fenster und blickte hinaus. »Es war die einzig sichere Methode, dem Ganzen ein Ende zu bereiten.«
    »Wir waren alle bewusstlos. Es war nicht nötig, die beiden zu töten.«
    »Das Sturmkommando war da offenbar anderer Meinung.«
    Sie starrte den Rücken ihres Mannes an. »Dieses ganze verrückte Zeugs, das Joe von sich gegeben hat – davon war doch nichts wahr, oder?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ein Mikrochip in Olenas Arm? Das FBI war hinter ihnen her? Das sind doch die klassischen Wahnvorstellungen von Paranoiden.«
    Er gab keine Antwort.
    »Okay«, meinte sie schließlich. »Sag mir, was du denkst.«
    Er wandte sich zu ihr um. »Wieso war John Barsanti hier? Auf diese Frage habe ich noch keine brauchbare Antwort bekommen.«
    »Hast du beim FBI nachgefragt?«
    »Alles, was ich aus dem Büro des stellvertretenden Direktors erfahren habe, ist, dass Barsanti im Sonderauftrag des Justizministeriums handelt. Darüber hinaus wollte mir niemand irgendetwas sagen. Und gestern Abend, als ich bei Senator Conway mit David Silver gesprochen habe, wusste er nichts von einer Beteiligung des FBI.«
    »Tja, Joe hat jedenfalls dem FBI nicht über den Weg getraut.«
    »Und jetzt ist Joe tot.«
    Sie starrte ihn an. »Allmählich machst du mir Angst. Ich frage mich langsam…«
    Sie fuhr zusammen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Mit pochendem Herzen blickte sie sich um und sah Angela Rizzoli den Kopf ins Zimmer stecken.
    »Janie, bist du wach? Dürfen wir reinkommen?«
    »Oh.« Jane lachte überrascht auf. »Hallo, Mom.«
    »Sie ist wunderschön, einfach wunderschön! Wir haben sie durch die Scheibe gesehen.« Angela kam geschäftig ins Zimmer getrippelt. Sie hatte ihre alte Suppenterrine in der Hand, und der Duft, der ihr entströmte, war für Jane immer noch der köstlichste auf der Welt: das Aroma der Küche ihrer Mutter. Frank Rizzoli folgte seiner Frau auf den Fersen. Er trug einen so riesigen Blumenstrauß vor sich her, dass er an einen Naturforscher erinnerte, der durch ein Dickicht von Dschungelpflanzen späht.
    »Na, wie geht’s meinem Mädchen?«, sagte Frank.
    »Mir geht’s prima, Dad.«
    »Die Kleine schreit schon die ganze Säuglingsstation zusammen. Kräftige Lungen hat sie jedenfalls.«
    »Mikey wird nach der Arbeit noch bei dir vorbeischauen«, sagte Angela. »Sieh mal, ich hab dir Spaghetti mit Lamm mitgebracht. Ich weiß doch, was für einen Fraß die einem im Krankenhaus servieren. Was hast du überhaupt zum Frühstück bekommen?« Sie trat an das Nachtschränkchen und deckte das Tablett auf. »Um Himmels willen, sieh dir bloß diese Eier an, Frank! Wie Gummi! Geben die sich eigentlich absichtlich Mühe, das Essen zu verderben?«
    »’n kleines Mädchen – ist doch wunderbar«, meinte Frank. »Töchter sind ’ne feine Sache, nicht wahr, Gabe? Aber pass bloß gut auf sie auf. Wenn sie erst mal sechzehn ist, musst

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