Scheiss dich nicht an - Lebe
wieder ein, allerdings war er natürlich nie der leidenschaftliche Wassersportler, das Wasser ist ihm insgesamt eine Spur zu nass. Und er fragt sich, ob er überhaupt die Badehose mit den Quasteln dran noch irgendwo findet, die ihm die alte Biermösel-Mama gestrickt hat, weil sie damals natürlich ein bisserl eifersüchtig auf die Südstaaten-Weiber aus Amerika drüben gewesen ist, die ihm ruck-zuck die Schweinchen-Dick-Unterhose gestrickt haben.
„Das kann ich auch!“, hat sie gesagt und ihm genauso ruckzuck eine Badehose gestrickt, mit ein paar Quasteln daran, die vielleicht auch nicht mehr ganz modern sein werden, wenn sie ihn dann als Wasserleiche aus dem Wörthersee herausziehen, weil er natürlich ein Nichtschwimmer bis dorthinaus ist, weil ihn die lieben Kameraden in der Gendarmerieschule natürlich vom gemeinschaftlichen Schwimmkurs-Erlebnis ausgeschlossen haben.
Ungeduldig wartet der Biermösel jetzt auf die Osterbock-Vorräte, um die er den Krisper ins Tal hinuntergeschickt hat, teils, weil er nicht austrocknen will, großteils aber, weil nichts das immense Hungergefühl besser beseitigt als der sättigende Osterbock.
Schon träumt er davon, dass ihn der Bär aus dem Wald heraus endlich anfallen soll und er ihn zusammenschlagen und dann gerne auch roh fressen kann, er hat jetzt wirklich schon einen Bärenhunger! Und bis der Krisper zurück sein wird, kann er sich bei der Gelegenheit auch gleich fragen, wie das bei so einer Überlandfahrt nach Kärnten hinunter wohl mit der regionalen Kost in der so genannten Erlebnis-Gastronomie ausschauen täte, und ob sie es überhaupt rechtfertigt, dass man den heimeligen Herd von der Roswitha verlässt?
Gott sei Dank haben er und die Roswitha sich den Wahnsinn mit der immer weiter um sich greifenden Erlebnis-Gastronomie erst gar nie angefangen, zur Erlebnis-Gastronomie mit der halben Gurke am Teller von ihm vielleicht nur so viel: Die halbe Gurke schälen, schneiden und dann beim Fenster hinaus!
Die Roswitha ist ja – mit einem ganzen Magen drinnen! – nicht geizig, sie ist nicht neidig, sie sagt: „Nur die fette Küche ist die gute Küche.“ Sie sagt: „Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, gieß Wasser zur Suppe, heiß alle willkommen!“, so ein Typ ist die Roswitha. Und auch wenn sie heute immer öfter mit dem Schlachtermesser in der Hand seine Schlafkammertür belagert, müsste er sich natürlich erst sehr genau anschauen, wie das mit der Logis im Erlebnis-Gastronomie-Paradies Kärnten ausschaut, weil er ja trotz der Bedrohung am liebsten daheim schläft, und mit der neuen Ganzkörperunterhose wird das erst recht ein Erlebnis!
Der Biermösel wird also nach reiflicher Überlegung doch nur sehr schwer auf die lieb gewonnene Heimat samt ihren Eigenheiten verzichten können, denkt er sich jetzt, wie er den Krisper endlich mit seinem ganzen Hirschblut im Körper wieder auftauchen sieht. Er kann es jetzt kaum mehr erwarten, dass sich die Roswitha endlich erholt und sie ihm die Sauen wieder absticht und dann aufkocht wie früher, „Krisper!“, fällt ihm ein, „hast du vielleicht den Magen von der Roswitha noch irgendwo?“ Und die Antwort bringt die Anni einer Überlandfahrt nach Kärnten hinunter nicht näher, weil:
„In der Garage muss er noch irgendwo hängen!“
„Was macht er dort?“
„Als Landarzt weiß man ja nie, wann beim Landarzt-Kombi der Keilriemen reißt!“
„Wieder einbauen!“
„Okay.“
Unter diesen Umständen kann es gut sein, dass er die Überlandfahrt ganz bleiben lässt und er auf Kärnten überhaupt scheißt, denkt sich der Biermösel dann, wie er den leeren Tank vom Doktor Krisper mit ein paar Litern Osterbock auffüllt und ihn dann wieder besteigt.
„Fahr nicht fort, bleib im Bierzelt!“, ist ja seine entschiedene Haltung zur Überlandfahrt einerseits und zum Bierzelt andererseits. Und da wird sicher auch eine Rolle spielen, was ihm der alte Biermösel über das Ausland samt der Erlebnis-Gastronomie in Stalingrad zum Beispiel erzählt hat, das macht ihm den Mund auf eine ausgedehnte Auslandsreise samt Städtetourismus in Richtung Kärnten hinunter und dann weiter zum Ural hinüber auch nicht wässrig.
„Bist du deppert!“, schreit der Krisper auf einmal, als sie schon fast bei der Fips unten angekommen sind, „bin ich depperte Idiot!“
Bis dahin ist er gesprungen wie ein Gämslein, der Osterbock hat ihm besser getan als das ganze Hirschblut, aber das hätte er ihm gleich sagen können.
„Habe ich
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