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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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Reinigungsmittel in den Putzeimer zu kommen hat, wo der Schlauch vom Staubsauger hingehängt wird oder mit welchem Handtuch die Hände und mit welchem das Gesicht abtrocknet werden sollte. All das waren Fragen, die ich mit großem Ernst meinen Lebenspartnern vorgetragen habe, die daraufhin das Weite suchten. Natürlich nutze ich meine verbale Stärke auch aus voller Freude, mitunter wie ein Kind. Verbalen Höhenflügen und Verspottungen des Gegenübers folgten fachliche Exkurse, die nicht zu beanstanden, weil inhaltlich unbestreitbar waren. Niemand zweifelte an meiner fachlichen Kompetenz, jedoch an meiner weiblichen. Ich wurde zu einer Fachfrau der linken Gehirnhälfte. Ich spürte, dass Freunde und Bekannte – auch Branchenkollegen – meinen Sachverstand, Rat und meine brillante Rhetorik schätzten. Aber wenn es darum ging, wer angerufen wurde,um abends mit in eine Bar oder sonntags mit zum Brunchen zu gehen, dann blinkte auf meinem Anrufbeantworter eine deprimierende ›0‹. Mein eigener Vater ist ein brillanter Mann, der es versteht, sich auszudrücken, und ein Meister des Wortes. Mir wurde erst im Erwachsenenalter klar, dass ich zunächst als Heranwachsende versucht habe, mit ihm darüber in einen Wettbewerb, eine Meisterschaft zu treten, um ihn dann auch irgendwann auf diesem Feld zu schlagen. Das ist mir gelungen, doch hatten sich dieses Verhalten und diese Methode fast unbemerkt auf mein übriges Leben und meine Beziehungen zu Menschen ausgebreitet.
     
    Andere zu verletzen, vor den Kopf zu stoßen und die Reaktionen darauf hinzunehmen, war eine fast alltägliche Situation für mich. Doch glauben Sie nun bitte nicht, ich sei die Meisterin im ›Einstecken‹. Ganz im Gegenteil. Meine emotionale Hornhaut ist viel dünner, als die meisten meinen, und das Gefühl, ausgeschlossen oder nicht akzeptiert zu sein, gehört für mich zu den schlimmsten Verletzungen. Allerdings würde ich darüber niemals sprechen und dies Dritten erst recht nicht zeigen. Ich bin eine hochempfindliche Pflanze, eine Mimose, was bei meinem Umfeld natürlich in keinem Fall auf Verständnis stößt. ›Wer so austeilt, der muss auch einstecken können‹, lautet die Maxime der meisten Menschen in meinem Umfeld. Das macht einsam. Natürlich kann ich auch charmant sein und die Menschen für mich begeistern. Aber die Sacheist fragil. Der Kampf, die Auseinandersetzung und der Widerstand wachen über meine Gefühlswelt. Anders gesagt, es fällt mir schwer, anderen Menschen Einblick in meine Gefühlswelt zu geben, weil ich diese Öffnung als Schwächung meiner Person begreife.
    Nun fragen Sie sich vielleicht, mit welchem Typ Mann ich zusammenlebe. Der Mann, der es mit einer Protest-Tochter aushält, hat eine hohe weibliche Komponente. Mein Lebenspartner ist selbst nicht von allzu großem Antrieb und eigenem Ehrgeiz beseelt. Seine Stärken liegen darin, mich auszugleichen. Er ist mehr als fürsorglich, einfühlsam und gleicht meine Härte besänftigend aus, wenn ich mal wieder zu scharf geschossen habe oder jemand in meinem Umfeld verletzt wurde. Dann rennt er mit dem verbalen Notfallkoffer los und glättet die Wogen. Oftmals bemerke ich diese Bemühungen gar nicht, weil sie stattfinden, wenn er sich mit diesen Menschen im Einzelgespräch befindet. Aber auch in Gruppen verteidigt er mich und versucht Verständnis für meine Ausbrüche und Reaktionen herzustellen. Darin unterscheidet sich mein heutiger Lebenspartner von meinem Exmann Carl, der eigentlich ein Protest-Sohn war, das aber nicht zeigen konnte. Carl war ein ›verkappter‹ Protest-Sohn, der es niemals gewagt hätte, seinem dominanten Vater ernsthaft zu widersprechen. Diese Rolle habe ich für ihn übernommen und stellvertretend für ihn gegen seinen Vater gekämpft. Erst viel später wurde mir klar, dass das die Basis unserer Beziehung war. Mit dem Tod von Carls Vater wurde die Bedeutung dieses Kampfes schwächer. Die Bewunderung,die Carl mir entgegenbrachte, basierte auf dem Kampfesmut, den ich gegen seinen autoritären Erzeuger führte. Carl unterstützte mich auch darin und pflichtete mir bei. Als Außenstehender konnte er so tun, als handelte es sich hier um eine neutrale Meinung, die er einbrachte, doch war es eigentlich nur seine Unfähigkeit, selber gegenüber dem Vater aufzubegehren. Letztlich scheiterte unsere Beziehung daran, dass es sich dabei offenbar um eine ›stillschweigende Vereinbarung‹ handelte, aber nicht um eine große gegenseitige Liebe.
    Ich muss zugeben,

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