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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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so am einfachsten gelingt. Es waren also nicht kleine Gefälligkeiten oder optische Reize, die Isabel für sich entdeckte, um vom Vater beantwortet zu werden. Vielmehr war es die nachgeholte Erfüllung des väterlichen Lebenstraums. Diese Idee festigte sich sehr früh im Leben von Isabel und wurde bestärkt durch die Tatsache, dass der Vater Fragen und Hinweise zum Thema Medizin sehr offen und interessiert aufnahm, beantwortete, sich also mit seiner Tochter beschäftigte. Doch war es natürlich keine emotionale Beschäftigung, mehr eine Ersatzhandlung, die Isabel aber mit den Jahren für Zuneigung hielt. Es fehlte ihr in Gefühlsdingen schlichtweg an Erfahrung. Sie konnte Liebenicht von Förderung, Drill nicht von Beachtung und Anerkennung nicht von Zuneigung unterscheiden. Man muss keine psychologischen Vorkenntnisse haben, um zu vermuten, welche Bedeutung das für ihr Beziehungsleben hat. Schwankend zwischen Promiskuität und »problematischen Beziehungen« zu Männern, landete Isabel schließlich glücklich in einer lesbischen Beziehung zu einer Frau, die sehr viel weiblichere Elemente hat als sie selbst, ihr aber dennoch in Sachen Erfolg in nichts nachsteht.
    Isabel hat ihr Glück noch gefunden, wenn auch über einen legitimen Umweg. Doch ist das ein seltener Fall. Die meisten Leistungs-Töchter verleugnen konsequent ihre Gefühlswelt. Sie wird sogar als schlecht, als leistungsbehindernd empfunden. Das vom Vater vorgelebte, dominierte Lebensmuster lautet: Ratio ist gut, Gefühle sind schlecht. In der (Geschäfts-) Welt rational geprägter Männer suggeriert Sachlichkeit Schutz und Halt vor den schnellen Veränderungen und der Komplexität, die unsere Welt mit sich bringt. Der Druck, den alltäglichen Anforderungen standzuhalten, wird evoziert durch Haltungen wie »Disziplin« und »Rationalität«. Ziel dieser Haltungen ist es, die Angst in einen Schrank zu sperren, und vor allem, ein Verteidigungs- und Rechtfertigungsgerüst zu haben, wenn etwas danebengeht. Vor allem in Banken und Unternehmen, wo die Unternehmensplanung und mit ihr die wirtschaftliche Zukunft von großer Bedeutung ist, wächst das Bedürfnis, die Dinge scheinrational abzubilden. Da werden komplexe Pläne geschrieben, die in den meisten Fällen nichts taugen, denn wer kann schonvorhersehen, was die Zukunft bringt? Doch wird auf diese Pläne viel Wert gelegt. Sie werden sehr detailliert geprüft und bewertet. Ein hilfloser Versuch, später sagen zu können, man habe aber alles ganz genau geprüft und »die Zahlen« hätten schließlich dies oder jenes ausgesagt.
    Dabei zeigen viele Studien, dass Frauen im Beruf oft viel erfolgreicher sind als Männer. Die Dinge intuitiv zu betrachten ist schließlich nicht gleichzusetzen mit Naivität. Ein Zusammenhang, der von Männern im Beruf jedoch allzu gern hergestellt wird, denn irrationale Emotionen dürfen bei weitreichenden Entscheidungen keine Rolle spielen. Das wäre ja naiv.
    Doch die Zeiten ändern sich. Nobelpreisträger Mohammad Yunnus reicht Kredite im Rahmen seines Dritte-Welt-Projekts ausschließlich an Frauen aus, er hat eine der größten Banken der Welt (nach Anzahl der Kreditnehmerinnen) geschaffen und eines der bedeutendsten Projekte im Rahmen »Hilfe zur Selbsthilfe« initiiert.
    Es ist das Drama von Frauen wie Isabel, dass ihnen der selbstverständliche Bezug zur eigenen Gefühlswelt abgeschnitten wurde, weil sie seit der Kindheit in den Wünschen und Bedürfnissen von Dritten fremdbestimmt worden sind, ohne es zu merken. Es gehört zum Bild dieses Frauentyps, die Beschreibung in diesem Kapitel vollständig abzulehnen und hartnäckig vor sich selbst zu leugnen. Und obwohl Isabel höchste Ämter erreichte und über die eigene Branche hinaus mehr als geschätzt wird, bleibt ihr doch bis zum heutigen Tag die explizite, die ausgesprochene Bewunderung ihres Vaters versagt. Sie tröstet sichmit dem Wissen, dass er sie liebt und schätzt. Und wartet dennoch seit den Tagen der Kindheit auf seine »Beantwortung«. Die meisten Väter versagen der Leistungs-Tochter die Zustimmung und offene Anerkennung, so sehnt sich das ausgehungerte Herz ein Leben lang nach dem einzigen erlösenden Satz.

Die Protest-Tochter
    S ie entwickelt große verbale und rhetorische Fähigkeiten, begehrt gegen alles und jeden auf, hat aber vielleicht auch eine Mission gefunden, mit der sie die ganze Familie zu dominieren sucht. Unter den vergessenen Töchtern ist sie die unterhaltsamste. Im harmlosesten Fall geht sie als

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