Schenk mir dein gebrochenes Herz
voran?“
„Komm mal mit, ich zeige sie dir!“ Sie wendete den Rollstuhl und fuhr in das kleine Atelier, das Cort und Odalie ihr im ehemaligen Schlafzimmer ihres Vaters eingerichtet hatten. Wenn sie hier arbeitete, kam es ihr manchmal so vor, als wäre ihr Vater noch bei ihr.
„Die Skulptur wird eine Überraschung für Odalie“, erklärte Maddie. „Verrat ihr bitte nichts davon.“
„Versprochen.“
Maddie zog ein Tuch vom Schreibtisch, und darunter kam eine Feenfigur zum Vorschein. Sie saß auf einem Seerosenblatt, hatte langes blondes Haar … und war Odalie wie aus dem Gesicht geschnitten.
„Das ist ja unglaublich! Sie sieht genauso aus wie Odalie!“, rief Cort und hob die Skulptur vorsichtig hoch.
Maddie grinste. „Findest du? Ich eigentlich auch, aber ich habe zu lange daran gearbeitet, um das wirklich objektiv beurteilen zu können.“
„Ich finde sogar, dass das bisher deine schönste Figur ist“, erwiderte er. „Und das will schon etwas heißen, weil mich deine anderen Figuren auch schon umgehauen haben. Du bist wirklich sehr begabt.“
Ihr schoss das Blut in die Wangen. „Danke, Cort.“
Vorsichtig setzte er die Skulptur wieder ab, dann küsste er sie zärtlich. „Ich … muss behutsam mit dir umgehen“, raunte er ihr zu. „Und das ist ganz schön frustrierend … in mehrerlei Hinsicht.“
Sie schnappte nach Luft. Was sollte sie bloß machen? Sie sehnte sich so sehr danach, ihm nah zu sein, dass sie es kaum aushalten konnte. Andererseits wusste sie, dass Mitleid und ein schlechtes Gewissen keine Basis für eine Beziehung waren. Darauf konnte sie sich auf keinen Fall einlassen! Verzweifelt blickte sie ihm in die Augen.
Er strich ihr mit dem Zeigefinger über die Oberlippe. „Wenn du wieder ganz gesund bist“, flüsterte er, „müssen wir uns mal ausführlich unterhalten.“
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „In Ordnung.“ Bis dahin schaffte sie es vielleicht, ihn und Odalie von ihren Schuldgefühlen abzubringen und sich dezent zurückzuziehen. Sie konnte nicht zulassen, dass die beiden ihretwegen ihr Lebensglück aufs Spiel setzten!
Cort gab ihr einen Kuss und stand auf. „Wann willst du ihr die Figur denn geben?“
„Morgen“, erwiderte Maddie.
„Dann sorge ich dafür, dass sie morgen bei dir vorbeikommt.“
„Vielen Dank.“
Er lächelte. „Odalie ist bestimmt völlig begeistert.“
„Völlig begeistert“ war sogar noch untertrieben. Als Odalie die Figur sah, brach sie in Tränen aus. Sie drehte die kleine Fee in ihren eleganten Händen und betrachtete sie von allen Seiten, immer wieder.
„Das ist das schönste Geschenk, das ich in meinem ganzen Leben bekommen habe!“ Ganz vorsichtig stellte sie sie wieder ab. Dann umarmte sie Maddie. „Du bist ein Schatz!“, rief sie aus.
Maddie lachte. „Freut mich, dass sie dir gefällt.“
„Eine Bekannte von mir hat eine Kunstgalerie und verkauft Bilder und Skulpturen“, erzählte Odalie. „Ich würde ihr gern mal ein paar Sachen von dir zeigen, wenn ich darf.“
Maddie zögerte, das Thema war ihr unangenehm. „Irgendwann vielleicht“, sagte sie. „Ich bin noch nicht so weit.“
„Aber warum denn nicht? Du bist wirklich begabt. Da wäre es doch schade, nichts daraus zu machen!“ Aber sosehr sich Odalie auch bemühte – Maddie ließ sich nicht umstimmen.
Schließlich gab Odalie auf. „Na gut. Du weißt selbst am besten, was du willst und was nicht. Hey, Moment mal, was ist denn das?“, rief sie aus und wies auf eine weitere Fee. Sie war schwarzhaarig und hielt ein Buch in der Hand. Daneben lag die Brosche mit dem Frauenkopf, die Maddie in der Teestube entdeckt hatte.
Maddie erzählte Odalie, was sie von der Antiquitätenhändlerin über die Brosche wusste.
„Das ist ja eine traurige Geschichte“, seufzte Odalie. „Und was du da gemacht hast, finde ich beeindruckend. Dass du so etwas kannst: mit einem kleinen Bild als Vorlage eine ganze Figur modellieren.“
Maddie lachte. „Das habe ich bei deiner Figur ja auch so gemacht“, erklärte sie. „Dafür habe ich mir ein altes Foto aus dem Highschool-Jahrbuch herausgesucht.“ Zum ersten Mal konnte sie ganz gelassen von etwas sprechen, das sie in ihre schwere Zeit an der Highschool zurückversetzte.
Odalie dagegen wirkte ganz und gar nicht entspannt, sagte aber nichts weiter dazu. „Sag mal, Maddie … würdest du vielleicht eine Figur modellieren, die aussieht wie meine Urgroßmutter? Als Auftragsarbeit? Ich würde dir dann ein Bild von ihr
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