Schenk mir dein Herz, keine Diamanten
einmal gemeldet, als sie auch schon Jeds tiefe Stimme am anderen Ende hörte.
„Wo, zum Teufel, warst du? Seit zwanzig Minuten versuche ich, dich zu erreichen.“
„Ich stand unter der Dusche, und jetzt stehe ich tropfend und frierend in der Diele, nur mit einem Handtuch …“
„Verdammt, Phoebe, ein solches Bild kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen“, fiel er ihr frustriert ins Wort. „Hör mir einfach nur zu. Mein Vater hat letzte Nacht einen Herzinfarkt erlitten, er liegt auf der Intensivstation. Ich bin um drei Uhr in der Nacht hier in Griechenland angekommen.“
„Das tut mir leid.“ Es war ernst gemeint. Selbst Jed, hartherzig, wie er war, musste sich um seinen Vater Sorgen machen.
„Ich brauche dein Mitleid nicht. Ich will nur, dass du tust, was ich dir sage. Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Wie es aussieht, sind die nächsten achtundvierzig Stunden entscheidend. Mein Vater ist immer wieder für wenige Minuten bei Bewusstsein. Ich habe ihm von Ben erzählt, und er will seinen Enkel kennenlernen. Ich werde meinen Vater nicht sterben lassen, ohne dass er seinen Enkelsohn gesehen hat. Um neun Uhr holt euch ein Wagen ab, um euch zum Flughafen zu bringen. Sid wird euch begleiten und euch hierher zur Klinik bringen. Hast du das verstanden?“
„Ja … nein. Warte …“, stammelte sie.
„Ich habe jetzt keine Zeit für lange Debatten. Tu einfach, was ich sage.“ Damit unterbrach er die Verbindung.
Phoebe drückte Bens Hand und lächelte ihm zuversichtlich zu, als sie den langen Krankenhauskorridor entlanggingen.
„Gleich siehst du deinen Daddy wieder, und du lernst deinen Großvater kennen. Ihm geht es im Moment nicht gut, aber du musst keine Angst haben, er wird wieder gesund.“
„Sid hat gesagt, dass ich ein großer Junge bin und vor nichts Angst zu haben brauche. Das stimmt doch, Sid, oder?“
„Stimmt genau.“ Über Bens Kopf lächelte Sid Phoebe zu. „Machen Sie sich keine Sorgen. Warten Sie hier, ich sage Mr Sabbides Bescheid, dass Sie angekommen sind.“
Phoebe setzte sich mit Ben auf die Stühle im Gang. Doch, sie machte sich Sorgen. Die Ereignisse überstürzten sich, sie hatte das Gefühl, sämtliche Kontrolle verloren zu haben, und das jagte ihr Angst ein.
Nach Jeds Anruf hatte sie Ben aufgeweckt und ihm gesagt, dass sie nach Griechenland zu seinem Daddy fliegen würden. Ben war begeistert gewesen. Wenn auch nur zögernd, so hatte sie doch die Koffer gepackt. Einem sterbenden Mann konnte sie den letzten Wunsch nicht verweigern.
Falls der Mann überhaupt im Sterben lag! Sie würde es Jed zutrauen, seinen Vater als Vorwand zu benutzen, um seinen Willen zu bekommen! Doch als dann Sid mit ernster Miene pünktlich um neun an ihrer Tür klingelte und Jeds Geschichte bestätigte, hatte sie das Haus verschlossen und war in die Limousine gestiegen.
Und jetzt saß sie hier in Athen auf einem Krankenhausgang vor der Intensivstation. Schwer zu glauben, dass sie vor wenigen Stunden noch zu Hause unter der Dusche gestanden hatte.
Sid kam durch die große Schwingtür zurück. „Mr Sabbides wird gleich bei Ihnen sein“, teilte er ihr mit und zog sich zurück.
Phoebe starrte auf die Schwingtür, ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Dann tauchte Jed auch schon auf.
„Phoebe, du bist gekommen.“ Seine Stimme klang befremdlich heiser.
Sie sah auf seine freudlose Miene. „Ja.“ Für einen Moment hielten ihre Blicke einander fest, in einem intimen Augenblick des gegenseitigen Verstehens.
„Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest, aber ich bin froh, dass du hier bist“, sagte er leise.
Phoebe ließ den Blick über ihn wandern. Sein Jackett hatte er irgendwo abgelegt, Hose und Hemd waren verknittert. Sein Haar sah aus, als wäre er sich immer wieder mit den Fingern hindurchgefahren, und seine Augen lagen müde in einem eingefallenen, aschfahlen Gesicht.
Sie unterdrückte den Impuls, vom Sitz aufzuspringen und tröstend die Arme um ihn zu legen. „Du hast mir ja keine große Wahl gelassen.“ Sie milderte den Vorwurf mit einem Lächeln ab. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion. „Außerdem konnte Ben gar nicht schnell genug zum Flugzeug kommen. Er ist doch noch nie zuvor geflogen.“
„Wenn ich groß bin, werde ich Pilot, Daddy“, verkündete der Junge prompt überzeugt.
Ein schwaches Lächeln zog auf Jeds Lippen. Er hob Ben auf den Arm. „Du kannst alles werden, was du dir wünschst. Aber jetzt möchte ich, dass du deinen Großvater
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