Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
Vom Netzwerk:
sagte ihr, dass er ebenfalls verstanden hatte.
    Sie ließ seine Hand los und stürmte über den Korridor bis zum Zimmer ihres Bruders. Atemlos blieb sie im Türrahmen stehen. „Was ist passiert? Wo ist Will?“
    Will konnte sich nur verschwommen daran erinnern, was passiert war, nachdem er das Krankenhaus verlassen hatte. Er wusste nicht, wie viel Zeit seitdem verstrichen war. Es konnten Minuten sein, ebenso gut aber auch Stunden. Zeit schien sämtliche Bedeutung verloren zu haben.
    Er besaß nun wieder die Kontrolle über seinen Körper. Diese seltsame Kraft, die von ihm Besitz ergriffen hatte, war verschwunden – zumindest für den Augenblick. Doch Will wartete ängstlich darauf, dass es erneut geschehen würde.
    Es war ein schreckliches Gefühl gewesen, wie gefangen in seinem eigenen Körper zu sein. Gesteuert von einer Macht, die er nicht kannte und gegen die er nicht das Geringste auszurichten vermochte.
    Irgendwann hatte er einfach aufgehört zu kämpfen, weil ihm dazu schlichtweg die Kraft gefehlt hatte. Daraufhin war er weggetreten. Einfach so. Er erinnerte sich noch daran, dass er den Vorplatz der Klinik überquert hatte und in der Dunkelheit verschwunden war.
    Was danach geschehen war, wusste er nicht mehr.
    Auch als er erwachte, umgab ihn Dunkelheit. So schwarz, so undurchdringlich, dass sie wie ein Tuch wirkte. Fast, als könne er sie berühren, wenn er nur die Hand danach ausstreckte.
    Er atmete tief durch und versuchte, die Panik zurückzudrängen, die von ihm Besitz zu ergreifen drohte. Obwohl es im Grunde keinen Unterschied machte, schloss er die Augen und lauschte in die Dunkelheit. Es war still um ihn herum, doch die Art der Stille sagte ihm zumindest, dass er sich in einem größeren Raum befand. Einem Keller vielleicht? Dafür sprach auch der kalte Steinboden, auf dem er lag.
    Vorsichtig setzte er sich auf und unterdrückte ein Aufstöhnen, als ein scharfer Schmerz durch seinen ganzen Körper raste. Tapfer biss er die Zähne zusammen. Wenn er herausfinden wollte, wo er war und wie er einen Weg hier heraus finden konnte, dann musste er sich zusammenreißen.
    Obwohl seine Knie zitterten, schaffte er es aufzustehen. Er streckte tastend die Hände vor sich aus und berührte mit seinen Fingern nach einigen wenigen Schritten eine Wand. Kalt. Feucht.
    Okay …
    Er atmete tief durch und schob sich an der Wand entlang, bis er eine Ecke erreichte. Keine Tür so weit, kein Durchgang oder etwas Ähnliches. Nur massive Mauer. Er umrundete den ganzen Raum, doch seine Finger ertasteten nichts als feuchtkalten Stein.
    Will biss sich auf die Unterlippe, dankbar für den Schmerz, der ihn wie ein Anker in der Realität festhielt, als erneut Panik in ihm aufstieg. Was war das hier? Ein Keller offenbar nicht – zumindest kein gewöhnlicher, denn er schien keinen Ein- und Ausgang zu besitzen.
    Was also dann?
    Da hörte er plötzlich ein Geräusch, ein paar Meter über ihm. Es klang wie ein Schaben, so, als würde Stein über Stein kratzen. Er legte den Kopf in den Nacken und entdeckte einen winzigen Streifen Licht unter der Decke.
    Deshalb hatte er also keine Tür entdeckt. Der Zugang zu diesem Verlies lag nicht seitlich, sondern oberhalb.
    Der Streifen wurde zu einem Quadrat, als sich die Falltür weiter anhob. Es war ein fahles, graues Licht, doch für Wills Augen, die sich an die durchdringende Dunkelheit gewöhnt hatten, wirkte es grell und blendend.
    Er blinzelte heftig. Langsam klärte sich sein Blick, und er sah eine Gestalt, die vorsichtig über eine lange Leiter zu ihm hinunter in die Tiefe kletterte.
    Sein Herz machte einen Satz, als urplötzlich Hoffnung in ihm aufkeimte. Hatten seine Eltern ihn gefunden? War dies die Rettung?
    Als die Gestalt jedoch den Kopf in seine Richtung wandte und er die rotglühenden Augen des Wesens sehen konnte, das gekommen war, um ihn zu holen, erkannte er seinen Irrtum.
    Ein ersticktes Keuchen entrang sich seiner Kehle. Er taumelte zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Dann sank er daran hinab, zog die Beine an und schlang die Arme um seine Knie.
    Bitte, lieber Gott, dachte er flehend, lass mich endlich aus diesem Albtraum aufwachen!
    Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass er nicht träumte – und dass es für ihn auch kein glückliches Erwachen geben würde.

9. KAPITEL
    „Faith! Um Himmels willen!“ Faiths Mutter drängte sich an ihrem Mann und dem Krankenpfleger vorbei, um zu ihrer Tochter zu gelangen. Sie schloss sie in die Arme und hielt sie

Weitere Kostenlose Bücher