Schenk mir diese Nacht
nichts tun oder sagen werde, was deine Mutter aufregen könnte", fügte er ernst hinzu. "Und nun lass uns hineingehen und Kaffee trinken, bevor deine Mutter sich wundert, wo wir bleiben."
Jonathan spürte, dass Gaye noch immer zögerte, doch in Anbetracht der Umstände blieb ihr gar nichts anderes übrig, als ihn in das mit kostbaren Antiquitäten möblierte Haus zu führen.
Die dezente Eleganz der Einrichtung überraschte Jonathan nicht im Mindesten. Er hatte weder von der strahlend schönen Marilyn Palmer noch von Gaye etwas anderes erwartet. Beide Frauen hatten Stil. Das Wohnzimmer war mit Dutzenden von Fotografien dekoriert, die Marilyn Palmer und Terence Royal zeigten. Die Bildergalerie reichte von ihren ersten gemeinsamen Jahren über die Anfänge ihrer Ehe bis hin zu Gayes Kindheit.
Ein glücklich lächelndes Mädchen mit seinen stolzen Eltern.
Terence Royals Präsenz auf Bühne und Leinwand war
legendär, und wahrscheinlich war er auch im Kreis seiner Familie eine ähnlich beeindruckende Persönlichkeit gewesen.
Diese beiden Frauen hatten viel mehr verloren als nur einen Ehemann und Vater.
Gaye schien den Verlust auf ihre Art überwunden zu haben, doch Marilyn ... Allmählich dämmerte Jonathan, welches Trauma der Tod ihres Ehemannes für sie darstellte.
"Es wird alles wieder gut, Gaye", versicherte er. "Ich trinke nur meinen Kaffee, und dann gehe ich. Über alles andere können wir uns morgen Abend unterhalten - beim Dinner."
Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Opportunist."
"So bin ich eben", erwiderte er locker.
"Eigentlich kann ich es dir nicht verübeln", räumte sie ein.
"Wäre ich an deiner Stelle, würde ich ..."
"Du bist aber nicht an meiner Stelle, also mach dir keine Sorgen", flüsterte er, als er Marilyns Schritte in der Halle hörte.
"Lass uns einfach nur eine Tasse Kaffee zusammen trinken. Ich werde eure Gastfreundschaft bestimmt nicht über Gebühr beanspruchen."
Als Marilyn Palmer mit einem Tablett in den Händen das Zimmer betrat, ahnte er, dass es ihm schwer fallen würde, das Versprechen zu halten. Gayes Mutter war eine faszinierende Persönlichkeit. Sie bewegte sich mit unnachahmlicher Anmut und lächelte bezaubernd, als er ihr entgegeneilte, um ihr das Tablett abzunehmen.
"Dies ist Jonathan Hunter, Mummy", stellte Gaye ihn vor.
"Ein Freund von mir."
"Wie schön, Sie kennen zu lernen!" Marilyn reichte ihm kurz die Hand, nachdem er das Geschirr auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa abgestellt hatte. "Wir haben in letzter Zeit nur noch wenige Besucher", fügte sie wehmütig hinzu.
Er fand dies erstaunlich, denn während ihrer Ehe waren Marilyn Palmer und Terence Royal sowohl von gekrönten Häuptern als auch von Schauspielerkollegen umschwärmt worden. Allerdings gab es das glückliche Paar nicht mehr, und Jonathan wusste, dass manche Menschen sich schwer taten, die Hinterbliebenen zu trösten. Aber selbst dann ...
"Du hast erwähnt, dass Richard vorhin vorbeigekommen sei, Mummy", sagte Gaye und schenkte Kaffee ein.
"O ja." Marilyn setzte sich in einen der Sessel.
Der Ausdruck "setzen" konnte die Bewegung nur unzulänglich beschreiben, wie Jonathan fand. Marilyn setzte sich nicht einfach, sie glitt graziös in die Polster. Ihr elegantes Kleid hatte genau den gleichen Ton wie ihre tiefblauen Augen.
"Es war eine nette Überraschung, Liebes." Marilyns Gesicht wirkte so jugendlich und faltenlos wie vor zwanzig Jahren. "Es hat ihm schrecklich Leid getan, dass er dich verpasst hat."
Gaye reichte ihrer Mutter eine Tasse. "Was wollte er?"
Jonathan bemerkte ihre Anspannung. Auf einmal verspürte er den Wunsch, hinter ihren Stuhl zu treten und ihr die verkrampften Schultern zu massieren.
Fabelhaft! So viel also zu seinem Versprechen, nur eine Tasse Kaffee zu trinken und sich wieder zu verabschieden. Er wollte sich überhaupt nicht verabschieden, er wollte, dass Gaye sich zu ihm auf die Couch gesellte, damit sie sich unterhalten konnten. Und dann wollte er mit ihr nach oben gehen und ...
Erschrocken atmete er tief durch, als die Reaktion seines Körpers ihn zu verraten drohte. Wirklich fabelhaft! Falls seine Gedanken noch länger diese Richtung einschlugen, würde er bald nicht mehr in der Lage sein, aufzustehen und das Haus zu verlassen!
"Danke." Er nahm seine Tasse entgegen und mied Gayes Blick. Momentan war es klüger, wenn er sie nicht einmal anblickte.
"Er wollte dich natürlich sehen, Liebling", erklärte ihre Mutter glücklich. "Mir ist klar, dass ihr
Weitere Kostenlose Bücher