Schenk mir diese Nacht
Marilyn lächelnd.
"Lade Jonathan doch einmal zum Dinner ein, Liebes." Sie küsste Gaye leicht auf die Wange. "Es wäre herrlich, wieder einmal Gäste zu haben." Als sie das Zimmer verließ, blieb nur ein Hauch ihres schweren Parfüms zurück.
Stirnrunzelnd registrierte Jonathan, dass Gaye völlig erschöpft war. "Trink deinen Kaffee", befahl er kurz angebunden. Dann stand er auf und ging zu ihr.
"Ich ..." Sie atmete tief durch. "Sie ..." Unfähig, weiterzusprechen, schüttelte sie den Kopf.
Er beugte sich vor und zog sie mühelos auf die Füße. "Es Wird alles wieder gut, Gaye", tröstete er sie.
Tränen schimmerten in ihren Augen.
"Ganz bestimmt." Er legte die Arme um sie. "Dafür werde ich sorgen."
Ja, das würde er. Jonathan wusste zwar noch nicht, wie, aber er würde eine Lösung finden. Er musste! Eine Lösung, mit der beiden geholfen werden konnte, Gaye und Marilyn.
Als er zärtlich Gayes Gesicht umfasste und den Mund auf ihren senkte, wusste er selbst nicht, warum er so versessen darauf war, dieser Frau zu helfen. Und als sich ihre Lippen zu einem heißen KUSS trafen, waren ihm die Gründe dafür auch herzlich gleichgültig ...
7. KAPITEL
Schluchzend klammerte Gaye sich an Jonathans Schultern.
Wie von einer unsichtbaren Macht getrieben, schob sie ihre Finger in das dichte Haar in seinem Nacken. Sie wollte sich in seiner Umarmung verlieren, wollte die Welt für einige Momente vergessen. Ja, sie hatte sich seit Jahren nicht mehr so frei gefühlt. Jonathan würde ihr helfen. Sie wusste zwar nicht, wie er das anstellen wollte, doch plötzlich spürte sie, dass alles wieder gut werden würde.
Im Augenblick genügte es ihr, in Jonathans. Armen zu liegen.
Jonathan hielt sie, küsste sie und fühlte sich so gut an.
Besser als Richard?
Der Gedanke an ihren Exverlobten brachte sie schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Richard ... Er hatte den Pub nicht zufällig besucht und sein Erstaunen über das Wiedersehen mit ihr nur geheuchelt. Denn vorher war er hier gewesen und hatte mit ihrer Mutter gesprochen.
Tagsüber, wenn Gaye in der Klinik war, kümmerte sich die Haushälterin um Marilyn und hielt unerwünschte Besucher von ihr fern. Abends war Gaye bei ihrer Mutter und schützte sie nach besten Kräften. Heute jedoch war das Sicherheitssystem durchbrochen worden...
Gaye löste sich von Jonathan. Stumm bat sie ihn um
Verzeihung, als sie zu ihm aufblickte.
"Du denkst schon wieder an Craven", stellte er bitter fest und ließ die Hände sinken.
"Er hat bei der Unterhaltung mit meiner Mutter bestimmt gemerkt, dass sie ... nun, dass es ihr nicht gut geht."
"Und du meinst, er wird diese Information gegen sie verwenden?"
Der Richard den sie einmal zu lieben geglaubt hatte, war attraktiv, charmant und amüsant gewesen, doch später hatte er sich als egoistischer, ehrgeiziger und skrupelloser Charakter herausgestellt.
Dass Gaye von seinen Affären während der Verlobungszeit mit ihr erfahren hatte, war ihm völlig gleichgültig gewesen. Da ihr Vater tot und ihre Mutter krank war, konnten die beiden ihm nicht mehr bei seiner Karriere helfen, und deshalb war auch Gaye für ihn nutzlos geworden.
Das Ende ihrer Verlobung hatte er, ohne eine Miene zu verziehen, hingenommen. Zielstrebig hatte er sich die Tochter eines berühmten Regisseurs geangelt, mit dem er schon lange hatte drehen wollen. Der bei dieser Zusammenarbeit entstandene Film hatte ihm den Weg zum Starruhm eröffnet. Die Tochter des Regisseurs war allerdings sehr schnell durch eine andere Frau ersetzt worden, die ihn auf der Erfolgsleiter eine Stufe höher bringen konnte.
Dennoch hatte er vorhin mit Gayes Mutter über seine Pläne als Regisseur gesprochen. Anscheinend beabsichtigte er, Marilyn Palmer wieder ans Theater zu locken.
Unter anderen Umständen hätte Gaye die Rückkehr ihrer Mutter auf die Bühne begrüßt. Auf gar keinen Fall würde sie zulassen, dass Marilyn von Richard für seine Zwecke
missbraucht wurde.
"Er versucht, jeden zu manipulieren", erwiderte Gaye bitter.
"Aber ich werde es verhindern."
"Wir beide werden es verhindern", korrigierte Jonathan sie nachdrücklich. "Was ich vorhin zu deiner Mutter gesagt habe, war mein Ernst", fuhr er fort. "Du bist nicht mehr auf dich allein gestellt."
Sie schluckte. Es war so lange her, dass ihr jemand Hilfe angeboten hatte, und daran war sie selbst schuld. Die Schauspielerkollegen, mit denen ihre Eltern befreundet gewesen waren, hatten sich in den ersten Monaten nach dem Tod ihres
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