Schenk mir diese Nacht
"Zwischen halb acht und acht. Meine Mutter legt großen Wert auf angemessene Garderobe, wenn ihr euch also danach richten würdet?"
Jonathan unterdrückte die scharfe Entgegnung, die ihm auf der Zunge lag. Gaye machte es ihm wirklich nicht leicht.
Andererseits hatte ihre Widerborstigkeit ihn von Anfang an fasziniert. , Nun, man konnte nicht alles haben ...
"Nun, ich denke, das schaffen wir." Er blieb vor Abbies Zimmer stehen. "Soll ich irgendetwas mitbringen? Vielleicht den Wein?"
"Nein, danke." Gaye schüttelte den Kopf. "Meine Mutter liebt es, Gäste zu bewirten. Und da sie es ablehnt, einen Partyservice zu engagieren, habe ich schon früh gelernt, ihr zu helfen. Ich glaube, es wird uns gelingen, etwas halbwegs Genießbares zu servieren. Hast du oder dein Freund irgendeine besondere Abneigung?"
"Keine", versicherte er - im Gegensatz zu dem armen Jarrett, der ausgesprochen allergisch auf Schalentiere reagierte.
"Und dein Begleiter?" erkundigte sie sich kühl.
Sie ist noch immer wütend, dachte er bekümmert. Nun, daran ließ sich momentan nichts ändern. Er würde den beiden schönen Frauen helfen, auch wenn er damit keinen
Beliebtheitswettbewerb gewann!
"Auch nicht, soweit ich informiert bin. Möchtest du, dass ich dich nach dem Dienst abhole?"
"Du warst mir schon behilflich genug", lehnte sie ab.
"Außerdem muss ich nach Feierabend noch einige Besorgungen erledigen, damit wir heute Abend etwas zu essen haben."
Jonathan runzelte die Stirn. "Ich wollte dir mit der Dinnerparty nicht noch mehr Arbeit aufbürden." Er hatte in seinem Apartment niemals Gäste, sondern lud Freunde und Angehörige stets in ein Restaurant ein. Zum Teufel, er hatte nicht an die zusätzliche Belastung gedacht, als er die Einladung zum Dinner angenommen hatte! "Vielleicht können wir auswärts essen ... Nein", entschied er nach einem vorwurfsvollen Blick von Gaye. "Deine Mutter könnte das momentan noch nicht verkraften. Verdammt, ich hätte mir die Sache besser überlegen sollen." Er war so versessen darauf gewesen, möglichst viel Zeit mit Gaye zu verbringen und ihrer Mutter zu helfen, dass er keinen Gedanken an die Mühe verschwendet hatte, die die Zubereitung des Dinners kosten würde.
"Überlass das Denken mir, Jonathan." Gaye legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm. "Sorg einfach dafür, dass ihr pünktlich seid. Und ich verspreche dir, dass es nicht nur Bohnen auf Toast gibt."
Er konnte sein Entsetzen kaum verbergen. Seit seiner Kindheit, konnte er gebackene Bohnen nicht ausstehen. Seiner Mutter war es herzlich gleichgültig gewesen, was auf den Tisch kam, solange sich die Jungen nicht beschwerten.
Glücklicherweise hatte Jordan gebackene Bohnen gemocht, und so waren die ungeliebten Hülsenfrüchte meist auf dessen Teller gelandet. Durch diesen Trick war den drei Brüdern viel Ärger erspart geblieben, weil sie die Mahlzeiten verschmäht hatten, mit denen sich ihre Mutter "so viel Mühe" gegeben hatte.
Jonathan hatte es nie als besondere Kunst erachtet, den Inhalt einer Dose in eine Pfanne zu schütten und aufzuwärmen, doch erst als Zehnjähriger hatte er gelernt, in Gegenwart seiner Mutter den Mund zu halten. Oder die Konsequenzen zu tragen.
Sonderbar. In den letzten Tagen hatte er häufiger an seine Mutter gedacht als in all den Jahren zuvor. Daran war vermutlich Gayes innige Verbundenheit mit ihrer Mutter schuld.
Seine eigene Mutter hingegen...
Er hatte sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen und auch kein Interesse, daran etwas zu ändern. Vor zehn Jahren hatte er zuletzt von ihr gehört, als sie zum dritten Mal geheiratet hatte.
Mit der Zeit waren ihre Schönheit verblasst und die Bankkonten der Männer, die sie in die Ehe locken konnte, immer kleiner geworden. Jonathan war ziemlich sicher, dass eines Tages vor seiner, Jarretts oder Jordans Tür eine zerknirschte Mutter auftauchen würde, die darauf aus war, von dem Vermögen leben zu können, das ihre Söhne verdient hatten, seit sie diese vor über zwanzig Jahren im Stich gelassen hatte. Verglichen mit Gayes Verhältnis zu Marilyn erschien ihm seine eigene Mutter besonders verachtenswert...
"Es war nur ein Scherz, Jonathan." Offenbar hatte Gaye seinen angewiderten Gesichtsausdruck bemerkt.
Nur mit Mühe gelang es ihm, sich zu entspannen. Verdammt.
Er wollte nicht an seine Mutter denken. Am liebsten hätte er sie ganz vergessen.
"Überlass das Scherzen mir", erwiderte er lächelnd, "und ich überlasse dir das Kochen. Und versuch, den Abend positiv
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