Schenk mir mehr als diese Nacht
davor, dass ich versuchen könnte, dich in eine Ehe zu zwingen, damit du eine anständige Frau aus mir machst?“, vergewisserte sie sich mit tödlicher Ruhe.
„Wie soll ich das wissen!“, stieß er hervor und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Will das nicht jede Frau?“
Aneesa ballte die Hände zu Fäusten und stellte frustriert fest, dass die Wirkung von einer halben Stunde Yoga in einer einzigen Sekunde vorbei sein konnte. „Nicht diese Frau“, sagte sie kalt. „Nach meinen Erfahrungen mit dem Thema Hochzeit beabsichtige ich, für den Rest meines Lebens ledig zu bleiben. Und wenn du willst, dass ich gehe, werde ich das auf der Stelle tun. Das Letzte, was ich möchte, ist dein erfülltes Junggesellenleben zu stören.“
Abrupt wandte sie sich um und öffnete ihren Koffer, der erst halb ausgepackt war. „Ich habe dich von der Schwangerschaft informiert, das muss reichen“, redete sie weiter und sammelte ihre Sachen zusammen. „Ich werde dir auch Bescheid geben, wenn das Baby auf der Welt ist, damit wir Arrangements bezüglich festgelegter Besuchszeiten treffen können, falls du überhaupt daran interessiert bist.“
„Und wo willst du jetzt hin?“, fragte er grob.
Zu ihrem Entsetzen konnte Aneesa die Tränen nicht länger zurückhalten. Unwillig wischte sie sich mit dem Handrücken über die Wangen. „Keine Ahnung, ich werde schon was finden. Dies ist immerhin eine Weltstadt! Tut mir leid, dass ich dich überhaupt belästigt habe.“
Sie fühlte seine Hände auf ihren Schultern und wurde bereits im nächsten Moment herumgewirbelt. Wortlos reichte Sebastian ihr ein Taschentuch und führte sie dann zum Bett, wo er sie sanft niederdrückte. Doch Aneesa schüttelte ihn gereizt ab und kam gleich wieder auf die Füße.
„Ich habe einfach nicht weiter gedacht als bis dahin, dass ich Indien unbedingt verlassen wollte“, gestand sie. „Trotzdem wäre mir nie der Gedanke gekommen, dich in eine Ehefalle zu locken oder dir auch nur eine Beziehung aufzuzwingen, die dir offensichtlich ein Horror ist.“
Erneut drängte Sebastian sie sanft, aber bestimmt auf die Bettkante zurück. Seufzend gab Aneesa nach, da sie mit ihren Gedanken inzwischen ohnehin ganz woanders war. „Zum Zeitpunkt meiner geplanten Vermählung war die Firma meines Vaters so gut wie bankrott. Die Hochzeit bedeutete nur eine weitere, kaum zu tragende Bürde für ihn. Nach dem Desaster habe ich ihm jeden Penny zurückgezahlt und sogar erreicht, dass er das Apartment wieder veräußerte, das er für Jamal und mich in Juhu als meine Mitgift gekauft hatte. Aber ich konnte nicht länger bei meiner Familie bleiben und mit ansehen, wie sie Tag und Nacht von der Presse belagert wurde. Jetzt, wo ich weg bin, haben sie wenigstens wieder ihren Frieden, und mein Vater ist finanziell so weit saniert, dass er für den Rest der Familie sorgen kann. Meine Karriere ist ohnehin vorbei, also kann ich nach etwas ganz Neuem Ausschau halten. Aber das ist momentan mein kleinstes Problem.“
Es überraschte Aneesa, wie gut es ihr tat, sich endlich einmal auszusprechen, auch wenn sie in diesem Fall quasi gegen eine Wand redete. Mit neuem Mut stand sie auf und schaute Sebastian offen an. „Trotz allem bereue ich nicht, was in jener Nacht zwischen uns geschehen ist, und schon gar nicht, dass ich schwanger bin“, erklärte sie stolz. „Dieses Baby ist für mich ein Wunschkind und wird jetzt schon geliebt. Ein besseres Gerüst gibt es nicht für ein aufrechtes, glückliches Leben.“
Die Art und Weise, wie sie von ihrem Baby sprach, weckte in Sebastian ein brennendes Gefühl, das Eifersucht schon sehr nahe kam. Ob er auf sein eigenes Kind eifersüchtig war, dem so viel Mutterliebe zuteilwerden würde, oder auf Aneesas Fähigkeit, dem kleinen Wurm genau das zu vermitteln, was er sein Leben lang entbehrt hatte, konnte er nicht entscheiden.
„Wann hast du das letzte Mal deine Wäsche selbst gewaschen oder für dich eingekauft und gekocht?“, fragte er.
Aneesa blinzelte verwirrt. „Die Zeiten, auf die du offensichtlich anspielst, sind passé. Ich lerne schnell und habe mich noch nie vor harter Arbeit gedrückt.“
Sebastian versuchte, sich nicht von ihrer tapferen Haltung beeindrucken zu lassen. „Gemessen an dem Ärger, der mir unweigerlich von Daniels Seite blüht, sollte ich dich aus meinem Apartment vergraulen, ist es mir tausendmal lieber, du bleibst so lange du willst“, brummte er ungnädig, doch dann blitzte plötzlich ein Lächeln auf, das
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