Schenk mir mehr als diese Nacht
sein.“
„Ich brauche keinen Arzt.“
„Unsinn! Du musst sehr vorsichtig sein Liebes. Du kommst ganz nach mir. Ich bin in den Schwangerschaften auch immer ohnmächtig geworden.“
Kraftlos ergab sich Aneesa in ihr Schicksal. „Hast du Sebastian noch gesehen, bevor er das Haus verlassen hat?“, fragte sie ihre Mutter kurz darauf beiläufig.
Mrs Adani schüttelte den Kopf. „Nein, aber er hat dir eine Nachricht hinterlassen“, fiel ihr plötzlich ein. „Hier ist sie.“ Umständlich kramte sie in ihrer Schürzentasche und zog ein gefaltetes Papier heraus. Der Kuss, den sie ihrer Tochter auf die Stirn gab, führte dazu, dass sich Aneesa wie ein liebeskranker Teenager fühlte.
Mit tränenden Augen versuchte sie die knappe Botschaft zu entziffern: Kannst du heute Abend um sieben in meinem Penthouse sein? Sebastian.
Weiter nichts. Aneesa knüllte den Zettel zusammen und versuchte, das schmerzhafte Ziehen in der Herzgegend zu ignorieren. Du musst aufhören zu hoffen! ermahnte sie sich streng. Es ist aus und vorbei, akzeptiere das endlich!
Gleich darauf erschien der Arzt und erklärte der besorgten Familie, dass alles in Ordnung sei und der Patientin nichts weiter fehle als eine anständige Mahlzeit, um den schwachen Kreislauf zu unterstützen. Nach diesem wohlmeinenden Rat musste Aneesa sich für den Rest des Tages dagegen wehren, von ihren Lieben förmlich gemästet zu werden.
Sie war richtig froh, als es Zeit zum Umziehen wurde.
Nervös schlüpfte sie in ein langes schwarzes Jerseykleid, da ihre Jeans nicht länger passten. Die dunklen Schatten unter den Augen versteckte sie hinter einem dezenten Make-up. Um die Schultern schlang sie einen langen Schal, den sie auch über den Kopf ziehen konnte, falls es nötig würde, sich zu tarnen.
Trotz des um den Kopf gewickelten Schals kam in der Hotellobby ein distinguiert wirkender Mann direkt auf sie zu und sprach sie mit ihrem Namen an. „Herzlich willkommen im Grand Wolfe, Miss Adani“, begrüßte er sie höflich. „Ich werde Sie zu Mr Wolfes Suite begleiten.“
Fast hätte sie laut aufgelacht, da sie ganz automatisch den Weg zum Personalfahrstuhl eingeschlagen hatte. Diesmal schwebte sie also mit dem Privatlift zum Penthouse empor.
„Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend, Miss Adani“, verabschiedete ihr Begleiter sich galant, nachdem er ihr die Tür geöffnet hatte.
Im Apartment war es so ruhig und dunkel wie bei ihrem ersten Besuch. Mit angehaltenem Atem durchquerte Aneesa die großzügigen Räume, bis sie wieder auf der Terrasse stand, zu der sie ein schwacher Lichtschein geführt hatte – wie damals …
Wie magisch angezogen trat Aneesa an die steinerne Brüstung und blickte über das nächtliche Mumbai.
„Sie haben doch nicht etwa vor, zu springen?“, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihr.
Ihr Herzschlag stockte und setzte gleich darauf in einem wilden Stakkato wieder ein. „Nicht damals und nicht heute“, sagte sie gepresst. „Das ist kein Mann wert.“
Als sie sich langsam umdrehte, kam Sebastian auf sie zu. Statt eines formellen Anzugs trug er nur ein weißes Hemd zur dunklen Hose. Sein Blick war so intensiv, dass Aneesa ihm instinktiv auswich. Auf keinen Fall wollte sie schwach werden.
Ein helles Flackern in den Augenwinkeln lenkte sie ab, und als sie genauer hinschaute, keuchte sie überrascht auf. „Ach du liebe Zeit, das konnte ich ja nicht ahnen …“, stammelte sie und starrte wie hypnotisiert auf ein Candle-Light-Dinner für zwei inklusive Tafelsilber und schimmernden Kristallflöten. „Du erwartest noch … Besuch.“ Sie wollte an Sebastian vorbeischlüpfen, doch er ergriff ihr Handgelenk und hielt es fest.
„Heute Abend gibt es hier niemanden außer uns beiden“, sagte er ruhig.
„Aber was soll das da bedeuten?“ Sie wies mit dem Kinn in Richtung des festlich gedeckten Tischs. „Ich dachte, wir hätten nur noch ein paar organisatorische Dinge zu klären, bevor du endgültig …“
„Wir haben tatsächlich ein paar Dinge zu klären“, unterbrach Sebastian sie freundlich, führte sie zum Tisch und drängte Aneesa, Platz zu nehmen. Sie war so verwirrt und überwältigt, dass sie jeden Widerstand vergaß.
Sebastian setzte sich ihr gegenüber. „Erinnerst du dich noch daran, was du gestern Nacht zu mir gesagt hast, nachdem wir das zweite Mal …“
„Ich bin nicht sicher, was du meinst“, unterbrach ihn Aneesa nervös.
„Du hast gesagt, dass du mich liebst.“
Rasch senkte sie die Lider. „Mag sein
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