Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
Island gewesen war, hatte sie keinen Fuß auf das kleine Familienboot gesetzt. Erst nachdem sie mit einem befreundeten Pärchen aus der Showbiz-Szene ein exklusives Wochenende auf einer Jacht verbracht hatte, wollte sie unbedingt mit dem Segeln beginnen. Er hatte sie beim Wort genommen und sofort einen Segeltörn nach Mexiko für sie beide organisiert.
Die Reise war ein Albtraum. Lissas anfänglicher Enthusiasmus schlug nach nur einer Stunde auf dem Schiff in Unmut um. Der Wind war zu kalt. Die Sonne ruinierte ihren Teint. Das Schiff schaukelte zu sehr.
Und isoliert von der Welt und dem Trubel wusste sie offensichtlich nichts mit sich und mit ihm anzufangen. Alles langweilte sie. Nach nur drei Stunden fragte sie bereits, wann sie endlich in Mexiko ankommen würden. „Es sind doch nur zwei Stunden bis Cabo San Lucas“, sagte sie genervt.
„Ja, mit dem Flugzeug. Mit dem Segelschiff braucht man je nach Windlage eine Woche“, erwiderte er erstaunt über ihre Unwissenheit.
Der Wutanfall, den sie daraufhin bekommen hatte, war filmreif gewesen.
Das alles war sechs Monate vor ihrer Hochzeit passiert, und noch immer konnte Demetrios nicht verstehen, wie er diese und andere Signale hatte übersehen können.
Als er sie heiratete, dachte er, seine Traumfrau gefunden zu haben.
Hatte er sich selbst etwas vorgemacht oder war Lissa auch im wahren Leben eine perfekte Schauspielerin gewesen?
Es war schon seltsam – wenn er Anny beobachtete, hatte er keinen Zweifel daran, dass ihre Freude echt war. Mit geschlossenen Augen saß sie in der Sonne und ließ sich den Wind durch die Haare wehen. Sie wirkte entspannt, natürlich – und ohne es zu wollen, sehr verführerisch. Sie tat nicht so, als ob sie glücklich war. Man konnte es förmlich sehen.
„Du wirst dir einen Sonnenbrand holen“, sagte er etwas barscher als gewollt.
Langsam blinzelnd öffnete sie ihre Augen. „Du hast recht.“ Anny zog die Mütze tiefer in die Stirn und reckte genüsslich die Arme in die Luft. „Aber es fühlt sich einfach toll an.“
Demetrios wusste nicht, was er antworten sollte. Ihre unschuldige Freude machte ihn einfach sprachlos.
Er wünschte sich, dass sie Lissa mehr ähneln würde – dann wäre es leichter, ihr zu widerstehen.
Andererseits konnte er nicht anders als froh sein, dass sie so war, wie sie war.
7. KAPITEL
Es war beinahe unfassbar.
Eine Nacht mit Demetrios war ihr wie ein Traum vorgekommen. Doch nun sollte sie zwei ganze Wochen mit ihm haben.
Zwei Wochen, in denen sie ‚sie selbst‘ sein konnte – nicht eine Prinzessin, nicht Gerards Verlobte. Einfach nur Anny. Keine Erwartungen, keine Pflichten.
Kein Sex.
Nicht, dass sie es nicht gewollte hätte.
Aber ihre einzige gemeinsame Nacht war eine Offenbarung gewesen.
Einen One-Night-Stand konnte sie verkraften. Etwas anderes war es jedoch, zwei Wochen in seinen Armen zu liegen und ununterbrochen seiner Versuchung ausgesetzt zu sein.
Anny wusste, dass sie ihn dann ganz für sich gewollt hätte. Ein Leben lang.
Für Demetrios war die ganze Angelegenheit offensichtlich weniger kompliziert – für ihn war es anscheinend kein Problem, Körper und Herz zu trennen.
Wenigstens kennt jetzt jeder den Standpunkt des anderen, dachte Anny, während sie ihren Laptop aufklappte, um an ihrer Dissertation zu arbeiten. Sie hatte sich zurückgezogen, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich an die neuen Fronten zu gewöhnen.
Die Mühe hätte sie sich allerdings sparen können, denn als sie am späten Nachmittag zurück an Deck ging, stand er gut gelaunt am Steuerrad – hart getroffen von ihrer Zurückweisung schien er keineswegs.
„Um wie viel Uhr willst du Essen?“, fragte sie so gelassen wie nur möglich.
„Wann du willst.“
„Werden wir die Nacht durchsegeln, oder legen wir irgendwo an?“
Er machte ein vage Geste Richtung Küste. „Dort ist ein kleines Dorf mit einem geschützten Hafen, wo wir festmachen können. Über Nacht zu segeln ist zu anstrengend. Warum?“
„Okay, dann warte ich bis dahin mit dem Abendessen“, schlug Anny vor.
„Gute Idee“, antwortete er mit einem Lächeln, das ihr Herz unwillkürlich schneller schlagen ließ.
„Willst du dort an Land gehen?“
Demetrios schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Oder brauchst du irgendetwas?“
Bequemerer Kleidung, dachte sie, schwieg aber lieber. Sie wollte nicht riskieren, erkannt zu werden.
„Nein, nicht wirklich. Ich fange dann schon einmal an, das Essen vorzubereiten. Sag Bescheid, wenn du
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