Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
zufrieden. Auf große Küche war ich sowieso nicht eingestellt.“
„Das habe ich bemerkt“, antwortete sie verschmitzt. Außer Brot, Käse, Obst und einer Packung Proteinriegel hatte sie nicht viel in der Vorratskammer gefunden.
„Und auch mit Gesellschaft habe ich nicht gerechnet“, fügte er schroff hinzu.
„Das weiß ich. Und ich bin dir auch wirklich dankbar dafür, dass du mich eingeladen hast, oder sagen wir, dass du darauf beharrt hast, mich mitzunehmen. Das ist viel besser, als allein durch Europa zu reisen und auf der Hut vor meinem Vater sein zu müssen.“
Demetrios schloss aus dem darauf folgenden Schweigen, dass Anny ihm noch etwas zu sagen hatte.
Einen Moment zögerte sie noch, doch dann platzte es einfach aus ihr heraus.
„Trotzdem glaube ich, dass es besser ist, wenn wir nicht noch einmal miteinander schlafen.“
Auf Überraschungen musste man bei Anny immer gefasst sein, das wusste Demetrios bereits, aber diesmal hatte sie ihn völlig überrumpelt.
„Wieso, hat es dir etwa nicht gefallen?“, fragte er neugierig.
„Du weißt genau, wie sehr es mir gefallen hat“, antwortete sie mit einem verlegenen Lächeln.
„Aber du willst es nicht wieder tun?“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht will. Ich habe gesagt, dass wir nicht sollten.“
„Deine Logik ist mir ein Rätsel“, erwiderte er kopfschüttelnd.
„Weil es mir dann etwas bedeuten würde“, versuchte sie zu erklären.
„Und ich dachte, es hätte dir auch beim ersten Mal schon etwas bedeutet. Das ganze Gerede über deine idealistischen Träume …“
„Natürlich hat es mir etwas bedeutet“, beteuerte sie, „aber es war, als … wärst du … ein Fantasiegebilde.“ Anny wusste nicht, wo sie hinschauen sollte vor lauter Verlegenheit. Schließlich nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und blickte ihn an. „Für mich warst du der unerreichbare Mann meiner Jugend … ein Traum. Aber wenn wir es jetzt machen würden, wäre alles anders. Du wärst du – aus Fleisch und Knochen.“
„Aber ich bin doch immer ich.“ In Demetrios’ Gesicht spiegelte sich Verwirrung wider.
Ist ja auch kein Wunder, dachte Anny beschämt. Am liebsten wäre sie in Grund und Boden versunken oder einfach über Bord gesprungen. Aber jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als das Gespräch zu Ende zu bringen. „Es wäre zu gefährlich“, sagte sie seufzend. „Ich könnte mich nämlich in dich verlieben.“
„Oh“, erwiderte Demetrios erschrocken. Er hätte wissen müssen, worauf sie hinaus wollte. „Aber das wird auf keinen Fall passieren.“
Nein, es durfte nicht passieren. Zumindest solange die Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhten. Aber diese Möglichkeit hatte er von vornherein ausgeschlossen, und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er von diesem Gedanken auch jetzt noch wenig begeistert.
„Du hast mir die Entscheidung überlassen, ob wir noch einmal miteinander schlafen.“
„Das wird mir eine Lehre sein“, sagte er mit einem ironischen Unterton.
„ Tut mir leid.“
„Mir auch, Prinzessin“, sagte Demetrios und fuhr sich lächelnd durch das dunkle Haar. „Lass es mich wissen, wenn du deine Meinung änderst.“
„Einverstanden.“
Aber das würde nicht geschehen. Auf jeden Fall hoffte sie das.
Anny war die rätselhafteste Frau, die ihm je begegnet war. Als sie ihn kaum kannte, hatte sie ihn mit zu sich nach Hause genommen. Und jetzt, wo sie ihn besser kannte, wollte sie nicht mehr mit ihm schlafen, weil sie sich in ihn verlieben könnte.
Aber auch wenn es ihm schwerfiel, es zuzugeben – ihre Entscheidung war nachvollziehbar.
Und er rechnete ihr es hoch an, dass sie offen sagte, was sie dachte. Bei ihr wusste er – im Gegensatz zu Lissa – immer woran er war. Als sie nach ihrem Gespräch die Teller und Gläser nach unten gebracht hatte, war er davon ausgegangen, dass sie ihm erst einmal aus dem Weg gehen würde. Aber er hatte sich getäuscht. Sie kam sofort zurück, setzte sich gemütlich auf die Bank und rekelte sich wie eine Katze in der Sonne. Immer noch trug sie seine Kapitänsmütze.
„Ist es nicht herrlich?“, sagte sie und lächelte ihn an. In ihrer Art war nichts Gekünsteltes oder Kokettierendes, sondern einfach nur pure Freude.
„Ja.“ Danach verfielen beide in ein angenehmes Schweigen und genossen einfach nur entspannt den Moment. Wie anders war es mit Lissa gewesen.
Sie hatte nie das geringste Interesse für seine Leidenschaft gezeigt. Als er mit ihr bei seinen Eltern auf Long
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