Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
durch einen Lagerraum und hin zum Ein- und Ausladebereich. Als sie die letzte Tür aufstieß und sie endlich ins Freie traten, waren sie auf der Rückseite des Hotels angekommen.
Demetrios holte tief Luft – und hörte die Tür schwer ins Schloss fallen.
„Jetzt kannst du nicht mehr zurück.“ Demetrios setzte ein entschuldigendes Gesicht auf. „Sorry, tut mir leid. Wirklich. Aber vielen Dank. Du hast mein Leben gerettet.“
„Das bezweifle ich“, antwortete Anny verschmitzt.
„Mein professionelles Leben“, fügte er sichtlich erschöpft, aber lächelnd hinzu. „Es ist ein schrecklicher Tag. Und es wurde von Minute zu Minute schlimmer“, sagte er und fuhr sich mit den Fingern durch das dunkle Haar.
„Na, dann bin ich ja froh, dass ich dir von Nutzen sein konnte“, sagte sie mit einem angedeuteten Stirnrunzeln.
„Tatsächlich?“ Er war etwas verwundert. Sie schien nicht verärgert zu sein, obwohl es ihr gutes Recht gewesen wäre. „Du hast auf jemanden gewartet.“
„Und genau aus diesem Grund hast du mich herausgepickt“, war ihre sachliche Antwort, und auch das überraschte ihn.
Ihre nüchterne Analyse ließ ihn schelmisch grinsen. „Das nennt man Improvisation. Ich bin übrigens Demetrios.“
„Ich weiß.“
Ja, das hatte er vermutet.
Wenn er eines in den vergangenen achtundvierzig Stunden begriffen hatte, dann war es, dass er zwar in den letzten zwei Jahren von der Bildfläche verschwunden sein mochte, aber dass niemand vergessen hatte, wer er war.
Für das Filmgeschäft war das positiv. Als er Produzenten und Sponsoren für sein Projekt gewinnen wollte, war er auf offene Türen gestoßen. Aber auf das gute Gedächtnis der Paparazzi hätte er nur allzu gern verzichtet. Seit er in die Öffentlichkeit zurückgekehrt war, hatten sie keinen Augenblick von ihm abgelassen. Das gleiche galt für die Groupies.
„Was hast du erwartet?“, hatte sein Bruder Theo ihn höhnisch gefragt. Er war am Morgen überraschend in Demetrios Hotelzimmer aufgetaucht, um einen kurzen Abstecher von seiner Segeltour von Spanien nach Santorin zu machen.
„Jeder möchte derjenige sein, der dich über deinen Kummer hinwegtröstet“, war sein sarkastischer Kommentar gewesen.
Demetrios hatte gewusst, dass sein Auftritt in Cannes für Wirbel sorgen würde, aber er hatte sich eingeredet, damit zurechtkommen zu können. Und dazu wäre er auch in der Lage gewesen, wenn alle Frauen, die er getroffen hatte, so gewesen wären wie diese.
„Demetrios Savas höchstpersönlich“, sagte sie und mustere ihn gedankenvoll mit ihren blauen Augen. Sie wirkte freundlich und aufgeschlossen, aber sie schien kein übertriebenes Interesse an ihm zu haben, dem Himmel sei Dank!
„Wenigstens versetzt dich meine Bekanntschaft nicht gleich in helle Aufregung“, stellte er selbstironisch fest.
„Vielleicht kann ich es einfach gut verbergen.“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und ließ ihre Grübchen auf den Wangen sichtbar werden.
„Dann verberge es bitte auch weiterhin.“
Seine ungewöhnliche Aufforderung brachte Anny zum Lachen. Demetrios stellte fest, dass ihr warmes und herzliches Lachen sie noch hübscher machte. Sie besaß eine natürliche Schönheit und hatte eine wohltuende Ausstrahlung. Nichts an ihr war theatralisch oder blasiert. Ihr frischer und makelloser Teint kam gut ohne großes Make-up aus.
„Bist du ein Model?“ Auf den ersten Blick hatte er sie nicht mit der Modewelt in Verbindung gebracht, aber nun, bei genauerem Hinsehen, schien ihm diese Möglichkeit nicht mehr so abwegig. Vielleicht hatte sie auf ihren Agenten gewartet. Schließlich konnte auch ein Fotomodell erfrischend natürlich sein, oder etwa nicht?
Wie seine Lissa, durchfuhr ihn der Gedanke.
Sie schüttelte überrascht den Kopf.
„Ein Model? Nein, weit gefehlt. Sehe ich etwa wie eines aus?“
„Es hätte gut sein können“, sagte er.
„Wirklich?“ Anny wirkte skeptisch. „Ich werde es als ein Kompliment auffassen. Danke.“ Ihre Grübchen kamen wieder zum Vorschein.
„Ich wollte bloß sagen, dass du sehr attraktiv bist. Arbeitest du für das Hotel?“
„Attraktiv?“ Sie wirkte immer verblüffter, reagierte aber nicht ablehnend auf seine schmeichelhaften Worte. „Nein, ich arbeite nicht hier.“ Beide schienen Gefallen an der Unterhaltung zu finden.
„Du wirkst so … offen. Angenehm professionell.“ Es war nicht zu übersehen, dass er sie neugierig in Augenschein nahm. Sein Blick wanderte von ihrem dunklen
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