Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
mit dem Tod en gros handeln, nach Schiffsladungen, ohne Lust oder Wut oder Verlangen oder irgendeine erlösende Emotion, die sie entschuldigen könnte, außer einer kalten Angst vor einer vorgeblichen Zukunft. Aber die Verbrechen, die sie in jener Zukunft zu vereiteln hoffen, sind imaginär. Diejenigen, die sie in der Gegenwart begehen – die sind real.« Seine Stimme wurde leiser während er sprach, so dass er am Ende fast flüsterte.
    »Kommodore Vorkosigan – Aral – was nagt an Ihnen? Sie sind so aufgedreht. Ich erwarte jeden Augenblick, dass Sie die Wand hochgehen.«
    Von irgend etwas gepeinigt , dachte sie.
    Er lachte leicht. »So komme ich mir vor. Es ist das Warten, nehme ich an. Ich bin schlecht im Warten. Das ist nicht gut für einen Soldaten. Ich beneide Ihre Fähigkeit, in Geduld zu warten. Sie erscheinen mir so ruhig wie Mondlicht auf dem Wasser.«
    »Ist das schön?«
    »Sehr schön.«
    »Es hört sich hübsch an. Wir haben keines von beidem zu Hause.« Sie hatte ein absurdes Vergnügen an dem Kompliment, das in seinen Worten enthalten war. Illyan kam mit einem Tablett wieder, und sie holte aus Vorkosigan nichts mehr heraus. Sie aßen, und dann war Vorkosigan an der Reihe mit Schlafen, oder zumindest damit, mit geschlossenen Augen auf dem Bett zu liegen, aber er stand jede volle Stunde auf, um sich die neuesten taktischen Meldungen anzuschauen.
    Leutnant Illyan blickte ihm über die Schulter und Vorkosigan wies ihn auf hervorstechende Charakteristika der Strategie hin, sobald sie sich zeigten.
    »Nach meinem Eindruck schaut das ziemlich gut aus«, kommentierte Illyan einmal. »Ich weiß nicht, warum Sie so besorgt sind. Wir könnten es wirklich schaffen, obwohl die Escos auf lange Sicht überlegene Ressourcen haben. Die werden ihnen aber nicht helfen, wenn alles sehr schnell vorbei ist.«
    Da sie Angst davor hatten, Bothari wieder in ein tiefes Koma zu versetzen, ließen sie ihn wieder fast zu Bewusstsein kommen. Er saß als kläglicher Haufen in der Ecke, versank immer wieder in Schlaf und hatte in beiden Zuständen schlimme Träume.
    Schließlich zog sich Illyan in seine Kabine zum Schlafen zurück, und auch Cordelia genehmigte sich ein weiteres Nickerchen. Sie schlief aber lange, bis Illyan mit einem weiteren Tablett voller Essen kam. Ihr Zeitgefühl geriet durcheinander da sie in diesen Raum eingesperrt war in dem sich nichts änderte. Vorkosigan verfolgte jedoch jetzt die Zeit minutenweise.
    Nachdem sie gegessen hatten, verschwand er im Bad, um sich zu waschen und zu rasieren, und kehrte in einer frischen grünen Uniform zurück, so sauber als wäre er bereit für eine Konferenz beim Kaiser. Er überprüfte das letzte taktische Update zum zweiten Mal.
    »Hat die Landung der Truppen schon begonnen?«, fragte Cordelia.
    Er blickte auf sein Chronometer. »Vor fast einer Stunde. Wir müssten jeden Augenblick die ersten Berichte bekommen.« Er saß nun reglos da, wie ein Mann in tiefer Meditation, mit einem Gesicht wie aus Stein.
    Das taktische Update dieser Stunde traf ein, und er begann die Berichte durchzusehen, wobei er offensichtlich wesentliche Punkte überprüfte.
    Mitten drin erschien auf einmal das Gesicht von Oberstleutnant Venne auf seinem Schirm.
    »Kommodore Vorkosigan? Wir bekommen hier etwas sehr Seltsames herein. Wünschen Sie, dass ich Ihnen eine Kopie der Meldungen so, wie sie eintreffen, direkt zu Ihnen übertrage?«
    »Ja bitte. Sofort.«
    Vorkosigan durchsuchte eine Menge Gerede aller Art und wählte die Aussage eines Schiffskommandeurs aus, eines dunklen und untersetzten Mannes, der mit einem gutturalen Akzent und einem Hauch von Angst in sein Log sprach.
    Hier kommt es , stöhnte Cordelia innerlich.
    »… greifen an mit Shuttles! Sie erwidern unser Feuer Schuss um Schuss. Plasmaschilde auf Maximum jetzt – wir können nicht mehr Energie in sie geben und gleichzeitig weiter feuern. Wir müssen entweder die Schilde fallen lassen und versuchen, unsere Feuerkraft zu erhöhen, oder den Angriff aufgeben …«
    Die Übertragung wurde durch statisches Rauschen unterbrochen.
    »… weiß nicht, wie sie das schaffen. Sie können doch wohl nicht genug Maschinen in diese Shuttles gepackt haben, um das zu erzeugen …« Noch mehr statisches Rauschen.
    Die Übertragung brach abrupt ab.
    Vorkosigan wählte eine andere Meldung aus. Illyan beugte sich besorgt über seine Schulter. Cordelia saß auf dem Bett, schweigend, mit gebeugtem Kopf, und lauschte. Der Kelch des Sieges: bitter auf der

Weitere Kostenlose Bücher