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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Zunge, schwer im Magen, traurig wie eine Niederlage – »… das Flaggschiff ist unter heftigem Beschuss«, berichtete ein anderer Kommandeur. Cordelia schrak hoch, als sie seine Stimme erkannte, und reckte den Hals, um sein Gesicht zu sehen. Es war Gottyan; offensichtlich war er endlich Kapitän. »Ich werde die Schilde ganz und gar fallen lassen und versuchen, eins mit einem Maximalschuss zu erledigen.«
    »Tu’s nicht, Korabik!«, rief Vorkosigan ohne Hoffnung. Die Entscheidung war – wie auch immer – schon vor einer Stunde gefallen, und ihre Folgen waren unauslöschlich in der Zeit fixiert.
    Gottyan drehte den Kopf auf die Seite. »Bereit, Oberstleutnant Vorkalloner? Wir versuchen …«, begann er und versank im statischen Rauschen, dann war Schweigen.
    Vorkosigan schlug mit der Faust schwer auf den Tisch. »Verdammt! Wie lange, zum Teufel, brauchen sie, um herauszufinden …« Er starrte in den Schnee auf dem Schirm, dann ließ er die Übertragung noch einmal laufen und verfolgte sie mit einem erschreckenden Gesichtsausdruck, einer Mischung aus Kummer Wut und Ekel. Dann wählte er ein anderes Frequenzband, diesmal eine Computergraphik des Raums um Escobar wo die Schiffe kleine bunte Lichter waren, die blinkten und sich bewegten.
    Die Projektion sah winzig, hell und einfach aus, wie ein Kinderspiel. Er schüttelte darüber den Kopf, die Lippen fest aufeinandergepresst.
    Vennes Gesicht unterbrach wieder. Er war blass, mit eigentümlichen Falten der Spannung, die bis zu seinen Mundwinkeln reichten.
    »Sir, ich glaube, Sie sollten lieber in den Taktikraum kommen.«
    »Ich kann nicht, Venne, ohne meinen Arrest zu brechen. Wo ist Kommodore Helski oder Kommodore Couer?«
    »Helski ging mit dem Prinzen und mit Admiral Vorhalas, Sir. Kommodore Couer ist jetzt hier. Sie sind jetzt der ranghöchste Flaggoffizier an Bord.«
    »Der Prinz hat seine Anordnung unmissverständlich gegeben.«
    »Der Prinz – ich glaube, der Prinz ist tot, Sir.« Vorkosigan schloss die Augen, und ein Seufzer entfuhr ihm. Er öffnete die Augen wieder und beugte sich vor. »Ist das bestätigt? Haben Sie irgendwelche neuen Befehle von Admiral Vorhalas?«
    »Es ist – Admiral Vorhalas war beim Prinzen, Sir. Ihr Schiff wurde getroffen.« Venne wandte den Kopf zur Seite, um etwas über seine Schulter zu betrachten, dann wandte er sich wieder nach vorn. »Es ist …« – er musste sich räuspern – »es ist bestätigt. Das Flaggschiff des Prinzen wurde – ausgelöscht. Es ist nichts übrig als Trümmer. Sie haben jetzt das Kommando, Sir.«
    Vorkosigans Blick war kalt und unglücklich. »Dann übertragen Sie sofort die Notfallbefehle Blau. Alle Schiffe stellen das Feuer sofort ein. Alle Energie in die Schilde legen. Dieses Schiff soll jetzt mit maximaler Beschleunigung Kurs auf Escobar nehmen. Wir müssen die Zeitdifferenz für die Übertragungen verringern.«
    »Notfall Blau, Sir? Das ist kompletter Rückzug!«
    »Ich weiß, Oberstleutnant. Ich habe sie geschrieben.«
    »Aber kompletter Rückzug …«
    »Oberstleutnant Venne, die Escobaraner haben ein neues Waffensystem. Es wird Plasmaspiegelfeld genannt. Es ist eine neue betanische Entwicklung. Es lenkt den Schuss des Angreifers wieder auf ihn selbst. Unsere Schiffe schießen sich mit ihrer eigenen Feuerkraft selbst ab.«
    »Mein Gott! Was können wir tun?«
    »Nichts, verdammt noch mal, es sei denn, wir wollten anfangen, ihre Schiffe zu entern und die Mistkerle von Hand zu erwürgen, einen nach dem anderen. Verlockend, aber undurchführbar. Übertragen Sie diese Befehle! Und befehlen Sie den Kommandanten der Techniker und den Chefpiloten in den Taktikraum. Und schicken Sie den Wachkommandanten hier herunter damit er seine Leute abzieht. Ich möchte nicht betäubt werden, wenn ich hier durch die Tür gehe.«
    »Jawohl, Sir!« Venne brach ab.
    »Wir müssen zuerst diese Truppentransporter umkehren lassen«, murmelte Vorkosigan und stand aus seinem Drehstuhl auf. Er drehte sich um und sah, wie Cordelia und Illyan ihn anschauten.
    »Wie wussten Sie …«, begann Illyan.
    »… von den Plasmaspiegeln?«, schloss Cordelia. Vorkosigan blickte völlig ausdruckslos drein. »Sie haben es mir gesagt, Cordelia, im Schlaf, während Illyan draußen war. Unter dem Einfluss eines Arzneitranks des Sanitätsoffiziers natürlich. Sie werden keine negativen Nachwirkungen haben.«
    Sie richtete sich kerzengerade auf und war entgeistert. »Das … – Sie miserabler … – Folter wäre ehrenhafter

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