Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
gewesen.«
    »Oh, prima, Sir!«, gratulierte Illyan. »Ich wusste, Sie hatten ganz recht!«
    Vorkosigan warf ihm einen Blick des Missfallens zu. »Das spielt keine Rolle mehr. Die Information wurde zu spät bestätigt, als dass sie uns noch hätte nützen können.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Kommen Sie, Illyan. Es ist Zeit, dass ich meine Soldaten heimhole.«

 
Kapitel 10
     
    Kaum eine Stunde später kam Illyan zurück, um Bothari zu holen. Darauf folgten für Cordelia zwölf Stunden des Alleinseins. Sie überlegte, ob es nicht ihre soldatische Pflicht wäre, aus dem Raum zu fliehen und eine Sabotageaktion zu unternehmen. Aber falls Vorkosigan wirklich einen kompletten Rückzug einleitete, dann wäre es kaum sinnvoll, sich da einzumischen.
    Sie lag in einer düsteren Müdigkeit auf seinem Bett. Er hatte sie hintergangen, war also nicht besser als die übrigen. »Mein vollkommener Krieger, mein geliebter Heuchler …«, und es schien, dass Vorrutyer ihn schließlich doch besser gekannt hatte als sie – nein, das war ungerecht. Als er ihr diese Information entlockte, hatte er seine Pflicht getan; sie hatte das Gleiche getan, indem sie die Information so lange wie möglich verheimlicht hatte. Und von Soldat zu Soldat (selbst wenn sie nur Ersatzsoldat war – fünf Stunden aktiver Dienst, nicht wahr?) musste sie Illyan zustimmen, dass es prima geklappt hatte. Sie konnte an sich überhaupt keine Nachwirkungen feststellen, egal, was er für das geheime Eindringen in ihre Gedanken benutzt hatte.
    Egal, was er benutzt hatte … Was konnte er wirklich benutzt haben? Woher hatte er es sich verschafft, und wann? Illyan hatte es ihm nicht gebracht, denn für Illyan war es ebenso überraschend gewesen wie für sie, als Vorkosigan dieses Stück Information preisgab. Man musste entweder annehmen, dass er einen geheimen Vorrat von Vernehmungsdrogen in seiner Unterkunft hatte, oder …
    »Lieber Gott«, flüsterte sie, nicht als Fluch, sondern als Gebet. »In was bin ich da hineingestolpert?« Sie ging im Raum auf und ab, und die Verbindungen rasteten unaufhaltsam ein. Herzenssicherheit. Vorkosigan hatte sie nie vernommen; er hatte schon vorher von den Plasmaspiegeln gewusst.
    Außerdem schien er der einzige Mann im barrayaranischen Kommando zu sein, der davon wusste. Vorhalas hatte nichts gewusst. Der Prinz sicher auch nicht. Und auch Illyan nicht.
    »Alle schlechten Eier in einen Korb legen«, murmelte sie. »Und dann – den Korb fallenlassen? Oh, das konnte nicht sein eigener Plan gewesen sein! Sicherlich nicht …«
    Sie hatte eine plötzliche, schreckliche Vision des Ganzen: das kostspieligste politische Attentatskomplott in der Geschichte Barrayars, und das raffinierteste obendrein, denn die Leichen waren für immer unentwirrbar in einem Berg von Leichen verborgen.
    Aber er musste die Information von irgendwoher bekommen haben.
    Irgendwann zwischen dem Zeitpunkt, als sie ihn verließ und er keine schlimmeren Schwierigkeiten hatte als einen Maschinenraum voll mit Meuterern, und jetzt, wo er darum rang, eine entwaffnete Armada in Sicherheit zu bringen, bevor die Zerstörung, die sie ausgelöst hatte, auf sie selbst zurückschlug. Irgendwo in einem ruhigen grünen Seidenzimmer wo ein großer Choreograph einen Totentanz entwarf, und wo die Ehre eines Ehrenmannes auf dem Rad seines Dienstes gebrochen wurde.
    Vorrutyer mit seiner dämonischen Eitelkeit schrumpfte und schrumpfte angesichts dieser ungeheuerlichen Vision zu einer Maus, zu einem Floh, zu einem Nadelstich.
    »Mein Gott, ich dachte, Aral schiene nur nervös zu sein. Halb wahnsinnig muss er sein. Und der Kaiser … – der Prinz war doch sein Sohn. Ist das wirklich möglich? Oder bin ich schon so verrückt wie Bothari?«
    Sie zwang sich, sich hinzusetzen, dann hinzulegen, aber die Intrigen und Gegenintrigen drehten sich noch in ihrem Gehirn, eine Maschinerie von Verrat im Verrat, die abrupt an einem bestimmten Punkt in Raum und Zeit einrastete, um ihr eigenes Ende zu bewerkstelligen. Das Blut pochte in ihrem Hirn.
    »Vielleicht ist es nicht wahr«, tröstete sie sich schließlich. »Ich werde ihn fragen, und er wird sagen, dass er mich einfach im Schlaf ausgefragt hat.
    Wir sind ihnen zuvorgekommen, und ich bin die Heldin, die Escobar gerettet hat. Er ist bloß ein einfacher Soldat, der seinen Job macht.« Sie drehte sich zur Seite und starrte in die Dunkelheit. »Es geschehen eben die unwahrscheinlichsten Dinge, und deshalb werde auch ich nach Hause

Weitere Kostenlose Bücher