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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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schwerwiegenden Grund. Einen zerstörerischen Grund.
    Schreckliche Bilder kamen Nicky in den Sinn. Bilder, wie Conny über die Ze rbrechlichkeit dieses Mädchens herfiel, wie er ihr die Unterhose vom Leib riss und sich an ihrem Körper verging. Wie sie sich wehrte, wimmerte, flehte und schluchzte, doch er kein Erbarmen zeigte. Gegen ihren Willen und mit Gewalt drang er in sie, nur um seine perverse Lust zu befriedigen. Und in diesem Moment wünschte sich Nicky, jemand würde Conny genau das Gleiche antun. Ihn quälen bis er am Boden lag, ihn erniedrigen, auf ihn spucken und ihm Schmerzen zufügen, die er sich nicht vorstellen konnte. Damit er wusste, wie sich das anfühlte. Und irgendwann vielleicht, wenn die Gerechtigkeit es so wollte, würde dieser Tag tatsächlich kommen!
     
     
    Heute
    Samstag, 09. August
     
    Draußen war es noch immer dunkel, nur an einem entfernten Horizont war das erste Licht eines baldigen Sonnenaufgangs zu erahnen. Jonas und Vanessa hatten die bunte und mit lärmenden Betrunkenen überfüllte Reeperbahn hinter sich gelassen, und er lenkte seinen Wagen schließlich in die kleine Nebenstraße abseits von St. Pauli. Der Dreck der Straße schien an ihnen zu kleben, obwohl sie ihn mit dem Auto nur gestreift hatten. Aber es war genau das, was Jonas spürte. Dreck auf seiner Haut, wie eine Schicht lag er an seinem Körper, und er wusste genau, dass er sich erst davon befreien konnte, wenn Maria in Sicherheit war.
    Als er mit Vanessa die Wohnung von Maria erreichte – nachdem er konsequent das Tempolimit auf den Straßen missachtet und zwei Mal beinahe einen Unfall verursacht hatte –, betete er zu allem und jedem, der ihn erhören würde, dass es Maria gut ging. Falls Thox ihr auch nur ein Haar g ekrümmt hatte, würde er ihm das Herz herausreißen! Genau wie Vanessa.
    Nachdem er sich schräg in die nächstbeste Parklücke g estellt hatte, sprang Jonas aus dem Fahrzeug und rannte in Richtung Hauseingang. Er wollte keine Zeit verlieren. Alles andere kümmerte ihn nicht und schon gar nicht, ob Vanessa ihm folgen konnte. Wenn es nach ihm ging, konnte sie auch von einem Betrunkenen in ein Gebüsch gezerrt werden. Das alles spielte keine Rolle – Hauptsache, Maria war unversehrt. Doch Jonas wurde das beklemmende Gefühl nicht los, dass sie in ernsthafter Gefahr war. Es lag in der Luft, floss durch seine Adern, beengte seine Brust. Dieses Gefühl. Und er wusste auch, warum: Thox machte Ernst. Dieser verdammte Wichser wollte es zu Ende bringen. Aber das hatte Jonas auch schon vorher gewusst.
    Marias Wohnung befand sich im Erdgeschoss und war auf zwei Wege zu erre ichen – durch das Treppenhaus und über eine kleine Terrasse. Jonas wählte den schnelleren Weg über die Terrasse, und als er die große Glastür erreichte, hämmerte er sofort mit seiner Faust gegen die Scheibe. Sein Atem ging schwer und war in seinen Ohren so laut, dass er ihn für alles andere taub machte. Regte sich etwas in der Wohnung? Er konnte es einfach nicht hören. Sein Herz raste. Erneut klopfte er.
    Ungeduldig, besorgt.
    Maria musste zu Hause sein! Er hatte ihr doch aufgetragen, niemals die Wohnung zu verlassen, sich nicht von der Stelle zu rühren …
    Und dann nahm Jonas eine Bewegung in der Wohnung wahr. Hecktisch klopfte er erneut, unterdrückte den Impuls, Marias Namen zu rufen, um die Nachbarn nicht neugierig aus den Fenstern spannen zu lassen. Endlich sah er Maria in der Wohnung. Misstrauisch lugte sie in ihrem Wohnzimmer um die Ecke, um herauszufi nden, wer da so dringend nach ihr verlangte.
    Jonas Erleichterung riss ihn fast von den Füßen. Maria ging es gut! Thox war nichts weiter als ein nach Aufmer ksamkeit ringender Schwätzer! Jonas gestikulierte wild, in der Hoffnung, Maria würde ihn durch die Glastür sehen, und als sie ihn endlich erkannte, zog sie ihre Augenbrauen irritiert zusammen und eilte zu ihm. Mit einem schmatzenden Geräusch öffnete sie schließlich die Tür.
    Mit großen dunklen Augen sah Maria ihn besorgt an und streckte die Hand nach ihm aus. »Jonas, was …« Sie brach ab, bevor ihre Finger seinen Arm erreicht ha tten. Ihr Blick wanderte über seine Schulter hinweg, und ihr Gesicht verdunkelte sich. »Was macht die hier?«, zischte sie wütend.
    Mit heftigem Herzklopfen drehte Jonas sich um, doch da stand nur Vanessa, mit zusammengesunkenen Schultern und gesenktem Kopf. Die hatte er ganz vergessen! Sie war ihm also tatsächlich gefolgt. Er wendete sich wieder Maria zu und drängte sich an ihr

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