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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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Stuhl ins Schwanken geriet. Doch er hatte keine Chance. Er blickte zu Vanessa, die ihn offenbar eingängig beobachtete. »Binde mich los, Vanessa!«, forderte er sie auf. Keine Zeit für Spielereien, kein flehendes Betteln, sondern ein Befehl, dem sie gefälligst zu gehorchen hatte, verdammt!
    »Ich kann nicht!«, sagte sie kopfschüttelnd, doch Jonas sah, dass ihr Wide rstand schwand.
    »Willst du wirklich dafür verantwortlich sein, dass Thox sie umbringt? Willst du wirklich dazu beitragen, dass sie ermo rdet wird?«, brüllte er sie jetzt an.
    Wasser sammelte sich in ihren Augen. »Thox hat nicht g esagt … wir wollten dir doch nur einen Schrecken einjagen!«
    Jonas riss erneut an seinen Fesseln. Er rief sich zur Ruhe, um Vanessa endlich auf die Sprünge zu helfen, doch das war schwerer als alles, was er in seinem bish erigen Leben getan hatte. Immer wieder kamen ihm Bilder von Maria in den Sinn, Bilder, die hoffentlich noch nicht Realität geworden waren. Aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis es so weit war.
    Maria, blutüberströmt …
    Maria, gefesselt und geschlagen …
    Er traute es Thox ohne weiteres zu.
    »Binde mich los, Vanessa! Vielleicht kann ich noch verhindern, dass er ihr etwas antut«, versuchte Jonas es ruhiger, doch sein heftiges Atmen, der Schweiß auf seiner Stirn, der ihm in die Augen tropfte, verriet seine Angst. Vanessa rührte sich nicht von der Stelle. Ohne ein Wort beobachtete sie ihn, und Jonas war viel zu aufgeregt, um zu erraten, was in ihrem Kopf vorging.
    »Wie kannst du jetzt noch zögern?«, brüllte er sie fa ssungslos an.
    »Ihretwegen sollte ich sterben. Ich hätte jedes recht, sie tot sehen zu wollen«, schrie Vanessa zurück, doch i hre Stimme war tränenerstickt.
    Er zwang sich abermals zur Ruhe. »Es fühlt sich nicht so gut an, wie du glaubst.«
    Vanessa stutzte. »Was meinst du?«
    »Rache«, sagte Jonas ruhig, aber er konnte dieses eine winz ige, und doch wichtige Wort nicht hören – sein Herz klopfte zu laut.
    Zumindest Vanessa hatte ihn scheinbar gehört. »Woher willst du das wissen?«
    Jonas suchte verzweifelt nach Worten. »Ich … vermutlich weiß ich es nicht. Aber schuld am Tod eines Menschen zu sein, das Gefühl kenne ich. Und es wird dich verfolgen. Für den Rest deines Lebens.«
    Zunächst blieb sie regungslos, als wäre sie kurz in sich g egangen. Doch dann war sie wieder ganz da. »So ein verdammter Mist!«, fluchte sie und trat erneut gegen einen Schrank.
    Dann ging sie auf Jonas zu und band ihn los.
    Am liebsten hätte er Vanessa geohrfeigt, als er Hände wieder frei waren, doch dafür blieb ihm keine Zeit. »Ich muss sofort zu Maria!«, sagte er hastig und eilte zu seiner Wohnungstür. Woher wusste Thox bloß, wo sie wohnte? Hatte er ihr aufgelauert, sie beobachtet, wie er es sonst auch immer tat? Aber das Wie spielte im Augenblick keine Rolle.
    »Ich komme mit«, hörte er Vanessa hinter sich rufen, und Jonas blieb schlaga rtig stehen. Er drehte sich um und sah sie mit entschlossenen Schritten auf ihn zukommen.
    »Vanessa … nein …«
    Vanessa ging an ihm vorbei und riss ungestüm ihre Jacke von der Garderobe. »Sei still und vergeude nicht Marias Zeit.«
     

Kapitel 17
     
    14 Jahre früher als heute
    Dienstag, 03. August
    0:40 Uhr
     
    A ls Nicky in dieser Nacht in seinem Bett lag, konnte er nicht einschlafen. Doch diesmal fürchtete er nicht, seine Mutter könne wieder in sein Zimmer schleichen, um ihn anzufassen. Es war nicht die Angst vor seiner Mutter, sondern die Angst vor sich selbst. Was er getan hatte würde er sein Leben lang nicht vergessen können. Er musste von nun an diese Last mit sich herumtragen, bis zu seinem Tode, und in dieser Nacht wünschte er sich, dieser käme eher früher als später.
    Stine.
    Nicky hatte sie wirklich gern gehabt. Nun war er dazu verdammt, sie auf ewig zu mögen, niemals konnten sich seine Gefühle für sie noch ändern, und das schmerzte ihn. Das war seine Strafe. Wenn er doch bloß die Erinnerung an ihre toten Augen, ihren toten Körper loswerden könnte!
    Das war alles Connys Schuld! Der Hass, den Nicky für se inen einst besten Freund empfand, ließ keine Worte zu. Aber diese Freundschaft war vorbei! Conny war ein Mörder! Darüber hinaus war er manipulativ und besitzergreifend! Und er war ein dreckiger Lügner! Er hatte behauptet, er hätte keine Ahnung, wo Stines Unterhose war, doch Nicky wusste, dass er log. Unterhosen verschwanden nicht einfach. So etwas hatte immer einen Grund. Einen

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