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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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Justine Seebusch zu bewundern. Sie nahm ihre Situation deutlich besser hin als er gedacht hatte – möglicherweise sogar besser als er selbst.
    Schließlich schaltete Thox das Wasser ab und hievte Vanessa aus der Badewanne. Sie war noch unsicher auf den Beinen, sie wirkte schwach und ausgelaugt, was sie jedoch nicht d aran hinderte, ihm einen giftigen Blick zuzuwerfen, als er die letzten Fetzen ihres grünen Oberteils von ihren Schultern entfernte und sie, tropfend wie sie war, zurück ins Schlafzimmer trug. Abermals fesselte er ihre Handgelenke an den Bettpfosten, diesmal so stramm, dass Vanessa vor Schmerz wimmerte, als die raue Schlinge an ihren wunden Handgelenken rieb. Auf die Gurte verzichtete Thox – vorläufig. Vanessa war zu erschöpft, um einen erneuten Fluchtversuch zu starten. Nachdenklich sah er an ihr herunter, als er mit ihren Fesseln fertig war. Er sollte besser nicht zulassen, dass sie noch mehr Kleidungsstücke verlor. Denn schon jetzt, nur noch bedeckt durch den kleinen Slip und das weiße Trägerhemd, das durch die Nässe bedenklich durchsichtig geworden war, war sie eine viel zu große Gefahr. Etwas zog ihn zu ihr, er konnte selbst nicht sagen, was es war, doch er spürte es von Stunde zu Stunde mehr. Außerdem war es lange her, viel zu lange …
    Thox drehte sich um. Diese Gedanken waren nicht ang ebracht. Niemals, unter keinen Umständen, würde er sich von ihr etwas nehmen, was er brauchte – abgesehen von ihrem Leben.
     
     
    12:10 Uhr
     
    Vanessa schien tatsächlich etwas geschlafen zu haben. Thox hatte sie dabei beobachtet, wie sich ihre Brust regelmäßig hob und senkte. Und auch sonst wirkte sie ruhig, ganz so, als hätte ihr Verstand die Botschaft noch nicht verarbeitet, dass sie bald sterben würde. Gewaltsam. Durch seine Hand.
    Thox machte sich bereits Gedanken darüber, wie er es machen sollte. Er bevorzugte eine blutarme Variante, was gleich vorweg einige Möglichkeiten ausschloss. Erwürgen oder ersticken waren blutlose Alternativen, doch beides war mit zu vielen Erinnerungen behaftet, denen er sich nicht aussetzen wollte. Vermutlich würde es auf eine Überdosis hinauslaufen, einen bunten Cocktail aus allem, was seine Kammer so hergab. Schlussendlich musste Thox jedoch sehen, was die nächsten Tage brachten, und wenn sie sich weiterhin so rebellisch gab, war ein spontaner Messergebrauch notwendig. Der Boden in seinem Wohnzimmer war ohnehin schon ruiniert.
    Irgendwann schließlich öffnete Vanessa ihre Augen und schien geistig sofort anwesend. Sie war offenbar nicht übe rrascht, ihn in seinem Sessel sitzen und sie beobachten zu sehen. Doch als er nichts sagte, ergriff überraschend das gefesselte Mädchen das Wort.
    »Die Frau auf dem Foto ist also Anna? Wer ist sie?«
    Thox war verblüfft und angewidert zugleich. Noch vor wenigen Stunden hatte er sich die Schwäche erlaubt und Anna erwähnt. Erst jetzt schien auch Vanessa erkannt zu haben, welches Zuckerstück er vor ihre Füße geworfen hatte und versuchte nachträglich, danach zu greifen. Vermutlich hatte sie gar nicht geschlafen, sondern sich einen billigen Psychotrick überlegt, um ihn aus der Reserve zu locken.
    »Vergiss es. Der Zug ist abgefahren. Selbst schuld.«
    Sie sah aus, als würde etwas zurück in ihre Erinnerung treten, und riss plötzlich die Augen auf. »Du warst es! Die Zettel, dann hast du sie also geschrieben?!«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »… aber es war keine Drohung und auch keine Warnung vor Jonas! Es war eine Warnung vor dir, hab ich recht?«
    Es war ein schwächlicher Versuch gewesen, ihr diese Hö lle zu ersparen, doch sie hatte seinen Rat mit Füßen getreten. »Wer sich mit Jonas abgibt, begibt sich automatisch in den Vorhof zur Hölle.«
    Vanessa sagte zunächst nichts. Es war klar, dass sie nicht verstand, was er mei nte, zumal sie Jonas immer noch auf ein Podest hob, das ihn über allem stehen ließ. Diese Vorstellung würde ihm – Jonas – sicher gefallen, dachte Thox bitter.
    »Was sagt Anna eigentlich dazu, dass du mich hier gefangen hältst und so b ehandelst?«
    »Das kannst du sie bald selbst fragen …«
    Mit diesen Worten stand Thox auf und verließ das Schlafzimmer. Es war an der Zeit, dass sie endlich etwas zu essen bekam. Sie musste durchhalten, fit bleiben für das, was er mit ihr plante, denn es lagen noch einige Tage vor ihnen, bis dieser quälende Alptraum endlich ein Ende hatte.
     
     
    16:00 Uhr
     
    Thox war kein großer Koch und auch kein vorausplanender

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