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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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umgebracht hat? Mich hat er umg ebracht. Mich und meine Berechtigung, am Leben zu sein.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Gib dir keine Mühe.«
    »Jonas sagte mal, dass dir das Leben ans Bein gepisst hätte, doch dafür kannst du ihm nicht die Schuld geben!«
    Jetzt sah er sie an. Es gefiel ihm nicht, dass sie so mit ihm sprach. Als hätte sie keine Angst vor ihm, keinen Respekt. Entweder hatte ihr Leben keine Bedeutung für sie, oder sie hielt Thox für einen Falschspieler, der nur bluffte. »So sieht er das also? Nicht das Leben hat mir ans Bein gepisst, sondern Jonas«, sagte er verbittert. Er war es leid, zu reden. Wenn doch endlich dieser verdammte Tag kommen würde! Wollte er wirklich darauf warten? War es mittlerweile nicht vollkommen gleichgültig, an welchem Tag er seine Rechnung beglich?
    »Und deshalb pisst du jetzt ihm ans Bein, um dich zu rächen, ist es das?«, riss Vanessa ihn aus den Gedanken. Thox spürte plötzlich eine betäubende Wut, die er kaum zu beher rschen wusste.
    »Ich werde dich deines Lebens berauben, wie er es mit me inem gemacht hat.« Jeder Muskel in seinem Körper war plötzlich zum Zerreißen angespannt. Er musste sich zusammennehmen, nicht aus seinem Sessel aufzuspringen und seiner Wut freien Lauf zu lassen.
    »Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen.«
    »Wenn du meinst …«
    »Und überhaupt, wann ist es endlich soweit? Wann wirst du mich ermorden?«
    »Wenn es soweit ist wirst du es merken.«
    Thox spürte, wie Vanessa ihn kritisch, beinahe ungläubig b etrachtete, und er erwiderte ihren Blick. Es schien ihm wie eine stumme Provokation, mit dem bewussten Versuch, ihn als Lügner zu entblößen. Die Wut in Thox wuchs, sein Körper schüttete plötzlich eine erschreckende Menge an Adrenalin aus. Eine gefährliche Menge.
    »Erfahre ich vorher wenigstens, warum ich sterben soll? Hat es etwas mit Anna zutun?«
    Das brachte das Fass zum Überlaufen. Seine Muskeln zuckten, er sprang auf, und bevor er wusste, was geschah, stand er vor dem Bett über Vanessa gebeugt und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.
    Vanessa hatte erschrocken die Augen zusammengekniffen, ihre Wange glühte rot. Thox wollte noch einmal zuschlagen, doch er riss sich zusammen und tat es nicht.
    »Komm schon, nur ein Schlag? Ich habe zwei Gesichtshälften, du Arschloch, also bring es verdammt nochmal zu Ende!«, brüllte Vanessa und funkelte ihn aus wilden Augen an.
    Dieser drehte sich um und verließ wortlos das Zimmer. Es war alles gesagt, und er wollte nur noch weg. Es war Zeit zu schlafen, seine weiße Couch in Schlaflosi gkeit zu zerwühlen, bis das Licht den Tag ankündigte, den er nicht wollte …
     
     
    10:00 Uhr
     
    »Wie geht es dir?«, fragte Thox, als er nach einer weiteren schlaflosen Nacht mit einem Glas Wasser in das Schlafzi mmer kam. Vanessa machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Ablehnung zu verbergen.
    »Ist das ein Scherz? Was willst du hören?«
Tatsächlich war das eine gute Frage. Sie sollte durchhalten. Noch drei Tage. Er stellte das Glas auf dem Nachttisch ab und setzte sich – wie ein Besucher im Krankenhaus – auf die Bettkante. »Wenn du meinst, dass es mir Freude bereitet, wenn es dir schlecht geht, dann liegst du falsch.«
    Vanessa hatte keine Scheu, im geradewegs ins Gesicht zu sehen. »Es bereitet dir also nur Freude, mich psychisch zu quälen, indem du drohst, mich umzubringen?«
    »Mir bereitet gar nichts Freude, schon lange nicht mehr, und es war auch nicht geplant.«
    »Verstehe. Ich bin nur zufällig hier.«
    Thox schüttelte langsam den Kopf. »Das bist du nicht.«
    »Fein. Dann war es nicht geplant, dass ich mich wehre? Dass ich bluten würde? Denn wenn du das gewusst hättest, wäre dein Boden und der Rest mit Plastikplanen ausgelegt, hab ich recht?«
    Er hatte sich wirklich zu wenig Gedanken gemacht, stets nur angetrieben von dem Willen, es endlich zu tun, ohne sich dabei auszumalen, wie es tatsächlich sein würde.
    Stumm hielt er ihr das Glas mit dem Strohhalm entgegen. Zunächst weigerte sie sich, den Strohhalm in den Mund zu nehmen, und starrte ihn wütend an, als würde sie eine An twort von ihm erwarten. Doch schließlich gab sie nach und leerte das Glas in kleinen, langsamen Schlucken. Ihr Blick haftete dabei die ganze Zeit auf Thox, ihre Augen funkelten gefährlich, und wäre sie nicht mehrfach gefesselt gewesen, hätte er sich vermutlich um seine eigene Gesundheit gesorgt. Dieser Gedanke ließ ihn lächeln, und er drehte seinen Kopf weg, damit Vanessa

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