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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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spüren musste, kaute auf dem Gürtel und wand sich unter ihren Fesseln. Thox warf die leere Spritze achtlos zur Seite, setzte sich auf das Fußende des Bettes und betrachtete Vanessa von der Seite bei ihrem Kampf. Den Kampf gegen ihre Fesseln, gegen ihren Körper und gegen ihren Kopf. Sie weinte nun laut, Krämpfe ließen ihren Körper zucken als stände sie unter Strom, Rotze tropfte weiter aus ihrer Nase. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich ihr Körper beruhigte. War er tatsächlich nur ruhig oder hatte ihr Verstand aufgegeben? Starr saß sie auf ihrem Stuhl, den Kopf leicht nach vorne geneigt, die Brust hob und senkte sich träge wie unter Anstrengung.
    Thox stand auf.
    Ging zu ihr.
    Drückte seinen Mund an ihr Ohr.
    Flüsterte: »Nimmst du mich jetzt endlich ernst?«
    Vanessa reagierte nicht sofort, doch schließlich brachte sie ein kaum sichtbares Nicken zustande.
    »Schon mal was von ‚Scheinhinrichtung‘ gehört? Herzlichen Glückwunsch, du durftest soeben einer beiwohnen. Ich hoffe, es war für dich ebenso schön wie für mich.« Thox machte eine Pause, um ihre Reaktion auf diese Wahrheit zu beobachten, doch da war nichts. »In der Spritze war Natriumchlorid. Nur eine Kochsalzlösung. Du würdest dich wundern, wie viele meiner Kunden angehende oder praktizierende Ärzte sind.«
    Doch Vanessa blieb irgendwie abwesend. Phlegmatisch saß sie da, vielleicht s ogar mit geschlossenen Augen, und rührte sich nicht. »Hast du gedacht, du wirst sterben?« Bei dieser Frage hob sie den Kopf und nickte schwach. Thox ging einen Schritt zurück und sah nachdenklich auf sie hinab. »Das wirst du nicht, zumindest nicht heute. Aber der Tag, an dem du sterben wirst, wird bald kommen.« Tatsächlich hatte Thox für sich entschieden, dass es nicht gleichgültig war, wann er seine Rechnung beglich. Es musste dieser bestimmte Tag sein, nur so würde er auch seinen Standpunkt deutlich machen.
    Vanessa versuchte, etwas zu sagen, doch er konnte sie wegen des Gürtels zwischen ihren Lippen nicht verstehen. Ihre Stimme klang leise, verletzlich, müde, dennoch glaubte er, einige unfeine Worte herausgehört zu haben. Doch das mac hte Thox neugierig. Ein letztes Experiment wollte er noch wagen, entschied er aus einem Impuls heraus. Er ging erneut einen Schritt auf Vanessa zu, hockte sich vor sie auf den Boden und machte sich an ihrem Hinterkopf an der verschlossenen Gürtelschnalle zu schaffen. Nur ein kleines bisschen lockerte er den Gürtel, eben genug, dass sie ihn ausspucken und wieder sprechen konnte. Wie ein groteskes Schmuckstück hing sein Gürtel schließlich um ihren Hals.
    »Na, wie ist dein Blutdruck jetzt?«, fragte Thox dann. Er b etrachtete Vanessa genau, und obwohl sie seinen durchdringenden Blick nicht sehen konnte, war er sich sicher, dass sie ihn spürte. Sie befeuchtete ihre Lippen, was ihr scheinbar sehr schwer viel. Dann zeichnete sich ein seltsames schiefes Grinsen auf ihrem Gesicht ab.
    »Mehr hast du nicht zu bieten?«, wisperte sie höhnisch. Ihre Stimme war rau und gebrochen und wollte nicht so recht zu ihren Worten passen, doch ihre Mimik sprach Bände. Sie machte sich über ihn lustig! Für einen Moment konnte Thox seine Wut nicht zügeln und schlug ihr mit der flachen Hand gegen die Schläfe. Ihr Kopf flog zur Seite, doch an ihrem Gesichtsausdruck änderte sich nichts.
    »Fick dich!«, hörte er sich selbst fluchen.
    Vanessas Grinsen verschwand. »Tu du es, du Feigling!«
    Thox hatte das Gefühl zu taumeln. Ohne Vanessa noch einmal direkt anzusehen, schlang er den Gürtel wieder grob um ihren Kopf und stopfte das Leder in ihren Mund. Sie ließ es stoisch über sich ergehen, doch er hätte sie notfalls auch mit aller Gewalt dazu gezwungen. Dann stand er auf und ging zur Zimmertür, um Vanessa ein bisschen mit ihren Gedanken alleine zu lassen.
    Im Wohnzimmer ließ er sich auf seine weiße Couch fallen und fischte nach der Fernbedienung seines zweiten Ferns ehers, die immer in irgendeiner Ritze zu finden war. Nachdem er die Möbel verrückt hatte, war die Sicht auf den Fernseher nicht mehr unbedingt optimal, und er musste den Kopf etwas verdrehen, doch als der die Bedienung dann zu fassen bekam und das Gerät anschaltete, bemerkte er die unbequeme Position gar nicht mehr. Schnell fand er etwas, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Auf einen der Sender, die Anna immer gemieden hatte, lief eine Dokumentation über Australien und seine Aborigines. Entspannt lehnte Thox sich auf dem Sofa zurück. Vielleicht

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